Marketing-Offensive für Flugplatzgelände"Masterplan Westpfalz" kommt Mitte nächsten Jahres

Zweibrücken. An gute Vorsätze zu Beginn eines neuen Jahres wird man am Ende eines Jahres meist nur ungern erinnert

 Weitere Ryanair-Flugziele ab Zweibrücken (im Bild ein Flug nach London) würde Minister Hering begrüßen. Fotos: Jörg Jacobi

Weitere Ryanair-Flugziele ab Zweibrücken (im Bild ein Flug nach London) würde Minister Hering begrüßen. Fotos: Jörg Jacobi

Zweibrücken. An gute Vorsätze zu Beginn eines neuen Jahres wird man am Ende eines Jahres meist nur ungern erinnert. Gestern beim Merkur-Redaktionsgespräch schien es zunächst auch so, als wolle der Mainzer Wirtschaftsminister Hendrik Hering (SPD) nicht so genau sagen, was aus seiner Ankündigung beim Neujahrsempfang 2008 des Pfälzischen Merkur geworden ist, dieses Jahr würden auf dem Zweibrücker Flugplatz-Gelände "weitere hunderte Arbeitsplätze entstehen".Hering verwies zunächst darauf, abgerechnet werden könne erst am 31.Dezember und berichtete nur, zwischen Juni 2007 und Juni 2008 seien "400 neue Arbeitsplätze entstanden". Er sei "zuversichtlich, dass es trotz der schwierigen Wirtschaftssituation weitere positive Entwicklungen gibt". Später verriet der Minister aber doch, dass seine Ankündigung Wirklichkeit wird: "Allein im Outlet-Center sind dieses Jahr 150 neue Arbeitsplätze entstanden, hinzu kommen eine Reihe kleinerer Ansiedlungen, der Flughafen beschäftigt auch ein paar Leute mehr, sodass wir wohl auf rund 300 neue Jobs in 2008 kommen."

Um die positive Entwicklung fortzusetzen, plant Hering sowohl für das Zweibrücker Flugplatzgelände als auch für den Hahn "ein verstärktes Außenmarketing, zum Beispiel bei Immobilien-Messen".

In den Flughafen Zweibrücken ist Hering auch nach der 2009 abgeschlossenen Pistensanierung mit Nebellandesystem für "mindestens 15 Millionen Euro" bereit, weiter zu investieren: "Wir machen alles, was betriebswirtschaftlich sinnvoll ist, bauen aber kein Luxus-Terminal."

Eine "Falschinterpretation einiger Politiker" sei allerdings, das Land müsse nun innerhalb von fünf Jahren 40 Millionen Euro in den Flughafen investieren, weil diese Summe in der nun aufgehobenen Ausschreibung von potenziellen Käufern des Airports gefordert worden war. "Es ist nicht Aufgabe des Landes, ein Hotel zu betreiben", nannte Hering ein Beispiel, was einem künftigen privaten Investor überlassen bleibe. Angesichts der "zukunftsfähigen Rahmenbedingungen des Flughafens" ist Hering zuversichtlich, nach Ende der Finanzkrise einen Käufer zu finden.

Zu Gerüchten, Ryanair wolle im Frühjahr neben London drei neue Strecken ab Zweibrücken anbieten, sagte Hering: "Es war ein großer Erfolg, Ryanair dazu zu bewegen, ab Zweibrücken zu fliegen, das stärkt auch das Outlet-Center. Es gibt keine konkreten Absprachen über weitere Strecken. Aber wir haben nichts dagegen, wenn Ryanair das ausbaut." Natürlich wolle das Land nicht, dass die Flughäfen Hahn und Zweibrücken sich gegenseitig Passagiere wegnehmen, "aber manche Strecken sind parallel möglich, wie Berlin beweist, andere Ziele funktionieren sicher an dem einen oder anderen Flughafen besser". So könne er sich wegen der Nähe zu Frankreich vorstellen, dass Ziele dort von Zweibrücken aus mehr gebucht werden.

Nicht äußern wollte sich Hering dazu, was er von der geplanten Terminal-Benutzungsgebühr für Passagiere am Flughafen Hahn hält. Grund: Er sei auch für die luftfahrtrechtliche Prüfung der Zulässigkeit zuständig. Die Fraport drängt auf ein Ende der Verluste am Hahn. Hering erwartet, dass die Aufregung über die Gebühr sich beilegt, wenn man diese als Verpflegungsgutschein am Flughafen einlösen könne. Ryanair droht, Strecken vom Hahn zu streichen, sollte die Gebühr eingeführt werden. Könnte davon Zweibrücken profitieren? Hering: "Wir wollen nicht Flüge von einem Punkt des Landes an den anderen verlegen, wir wollen zusätzlichen Verkehr."Zweibrücken. Mitte 2009 soll ein "Masterplan Westpfalz" aufgestellt werden, um die Entwicklung der Region koordiniert zu stärken. Das kündigte Wirtschaftsminister Hendrik Hering gestern dem Pfälzischen Merkur an. Ab dann werde wohl auch die Umsetzung erster konkreter Projekte beginnen, die seit einigen Monaten in fünf Themen-Workshops entwickelt werden. Die letzte Workshop-Sitzung, zum Thema regenerative Energien, finde am 18. Februar in Kusel statt. Weitere Workshops gibt es zu den Themen Tourismus, "Technologie, Innovation & Kompetenz", interne Kooperationskultur sowie "Stabilisierung und Wirtschaft". Die Workshops waren auch bei der Westpfalzkonferenz Mitte Mai in Zweibrücken vorbereitet worden.

Erste Erfolge der Westpfalz-Strategie gebe es bereits, verwies Hering auf das Schuhkompetenzzentrum Pirmasens, das Nutzfahrzeug-Cluster und das in Kaiserslautern geplante europäische John-Deere-Entwicklungszentrum. "Cluster" sind branchenspezifische Netzwerke von Wirtschaft und Forschung. Dies sei auch ein Signal, so Hering, "dass die Region an sich selbst glaubt". Der Minister kann sich vorstellen, mit einem solchen Cluster auch die Zusammenarbeit von Maschinenbau und Elektroindustrie in der Westpfalz zu stärken.

Erfreulich sei, dass auch die EU die Westpfalz weiter fördere: "Das hat in der Vergangenheit das eine oder andere ermöglicht."

Der Offene Kanal in Zweibrücken zeigt am morgigen Freitag ab 20 Uhr einen Ausschnitt aus dem Merkur-Gespräch mit Minister Hering.

Am Rande

 Minister Hendrik Hering (Mitte) und seine Sprecherin Beate Schrader beim Merkur-Redaktionsgespräch mit den Redakteuren Manuel Görtz (vorne), Michael Klein und Lutz Fröhlich (rechts).

Minister Hendrik Hering (Mitte) und seine Sprecherin Beate Schrader beim Merkur-Redaktionsgespräch mit den Redakteuren Manuel Görtz (vorne), Michael Klein und Lutz Fröhlich (rechts).

Die Freizeitsäule auf dem Zweibrücker Flugplatzgelände wird sich weiter entwickeln, ist Minister Hering überzeugt. Zumal der Aufschwung von Flughafen und DOZ (Designer Outlets Zweibrücken) auch Investitionen in Freizeit-Attraktionen interessanter machten. Die hierfür erforderlichen Investitionssummen von zehn bis 15 Millionen Euro (zuletzt war eine Skihalle im Gespräch) seien in der momentanen internationalen Finanzkrise aber "schwierig darstellbar". Hering ist hinsichtlich der Freizeitsäule "guter Dinge, dass wir in absehbarer Zeit erfolgreich sein werden - aber nicht in den nächsten Monaten". lf

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