Schlechte Verbindung Mobilfunk im Landkreis verbessern

Südwestpfalz · Für eine unabhängige Ermittlung der aktuellen Netzqualität wurden 350 000 Messungen durchgeführt.

 ARCHIV - ILLUSTRATION - 18.12.2012, Berlin: Die Aufschrift «Kein Netz» ist auf dem Bildschirm eines Mobiltelefons zu sehen. (zu dpa "Bürger geben dem Land 1600 Hinweise auf Funklöcher" vom 05.05.2018) Foto: Inga Kjer/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

ARCHIV - ILLUSTRATION - 18.12.2012, Berlin: Die Aufschrift «Kein Netz» ist auf dem Bildschirm eines Mobiltelefons zu sehen. (zu dpa "Bürger geben dem Land 1600 Hinweise auf Funklöcher" vom 05.05.2018) Foto: Inga Kjer/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Foto: Inga Kjer/dpa/Inga Kjer

„Eine gute Mobilfunkverbindung ist wichtig für unsere Bürger. Es vergeht keine Woche, in der ich nicht gefragt werde nach besserem Mobilfunk“: Mit diesen Worten begründete Landrätin Susanne Ganster vergangene Woche, warum sie die Mobilfunkqualität im Landkreis hat analysieren lassen. Die Studie macht denn auch deutlich, dass es im Kreisgebiet noch Nachholbedarf gibt für eine gute Netzabdeckung. Nachdem der Landkreis in den vergangenen Jahren für eine zeitgemäße DSL-Versorgung gesorgt hat (wir berichteten), stand nun schon länger die Mobilfunkversorgung im Fokus der Landrätin. Eine eigene Studie über die Netzabdeckung in Auftrag zu geben, hat zwei Gründe gehabt, so Ganster:

Sie habe zunächst wissen wollen, ob der Landkreis selbst aktiv werden muss und kann, um für eine bessere Mobilfunkversorgung zu sorgen. Gleichzeitig wollte sie gerüstet sein, wenn die Bundesregierung Förderprogramme auflegt für eine zeitgemäße Mobilfunkversorgung im ländlichen Raum. Solche Fördertöpfe seien in Aussicht gestellt. Und wenn sie tatsächlich mit Geld gefüllt werden, dann wolle sie vorbereitet sein mit dem Landkreis.

Beauftragt mit der Untersuchung wurde die Beratungs- und Planungsgesellschaft mbH Seim & Partner, die bundesweit Studien zur Mobilfunkversorgung vornimmt. Gemeinsam mit Klaus Weber, dem Projektkoordinator für die Breitbandversorgung bei der Kreisverwaltung, wurde mit enormem Aufwand eine unabhängige Studie erstellt – „unabhängig“ ist das Stichwort, denn natürlich haben die drei Netzbetreiber Telekom, Vodafone und O2 eigene Pläne zur Netzabdeckung, aber damit wollte sich der Landkreis nicht zufrieden geben.

Zwar wurden die Angaben der Netzanbieter als Grundlage genommen, aber über mehrere Wochen hinweg wurden 350 000 Messungen der Netzabdeckung im Kreisgebiet vorgenommen, in den Ortslagen ebenso wie im unbewohnten Gebiet. Selbst auf Premiumwanderwegen wurde die Mobilfunkqualität getestet, denn für die Landrätin hat der Netzempfang auch eine touristische Komponente: „Wer als Urlauber auf Premiumwanderwegen unterwegs ist, der will zur Orientierung oder auch im Rettungsfall eine Mobilfunkverbindung.“ Daher wurden die Verbandsgemeinden eingeschaltet, um auf ausgesuchten Wegen die Netzqualität zu testen.

Am Ende steht eine umfassende Studie, die für alle 84 Ortsgemeinden, für Autobahnen, Bundes-, Landes- und Kreisstraßen ein Bild über die aktuelle Mobilfunkversorgung gibt. Die Anbieter haben sich bei der Versteigerung der LTE-Lizenzen verpflichtet, in Rheinland-Pfalz 97 Prozent aller Haushalte mit einer guten Netzqualität zu versorgen, sonst drohen Strafen. Für den Landkreis Südwestpfalz hat die Untersuchung festgestellt: Diese Quote wird nicht erreicht. Die Landkreis-Studie kommt zu dem Ergebnis, dass die LTE-Empfangsqualität zu 18 Prozent als gut eingestuft werden kann und zu 66 Prozent als brauchbar, in zehn Prozent der Landkreisfläche wird eine schlechte Qualität assistiert und in drei Prozent wird von einem „weißen Fleck“ gesprochen, sprich an dieser Stelle gibt es von keinem der drei Netzanbieter einen Empfang.

Was übrigens auch auf die so genannten Rettungspunkte, von denen es im Landkreis 700 Stücke gibt, durchschlägt: An vier dieser Rettungspunkte im Pfälzerwald kann, weil das Gebiet ein weißer Fleck ist, überhaupt kein Notruf abgesetzt werden, weil keines der drei Netze vorhanden ist. Für die Landrätin ist in diesem Fall ein Ansatzpunkt gefunden, um den Netzbetreibern Druck zu machen.

Was aber fängt der Landkreis nun mit dem Ergebnis der Studie an? Die Landrätin will in diesem Fall nicht für die Orts- und Verbandsgemeinden tätig werden wie bei der Breitbandversorgung, sondern sie will diesen die Ergebnisse an die Hand geben, damit sie mit den Netzbetreibern über eine bessere Versorgung verhandeln können. Denn jedes der drei Mobilfunknetze hat seine Lücken. Werden alle zusammen betrachtet, wie in der nebenstehenden Grafik, kommt noch ein recht ordentlichen Bild zustande, einzeln betrachtet ergeben sich aber größere Lücken.

Die Netzanbieter selbst hätten durchaus auch Interesse am Netzausbau, wenn er nicht zu kompliziert und teuer wird, um den Konventionalstrafen zu entgehen. Wenn eine Ortsgemeinde also unkritische Standorte für einen Mobilfunkmast hat, bestehen durchaus Chancen, zu einem verbesserten Empfang zu kommen.

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