Dellfeld Lokführer müssen stoppen, aussteigen und Schranke selbst schließen

Dellfeld · Die Technik streikt in Dellfeld seit der Umstellung aufs „Elektronische Stellwerk“. Das Problem soll nächste Woche behoben sein.

 Derzeit schließen sich die Schranken am Bahnübergang Dellfeld nur, wenn der Lokführer aussteigt und sie manuell bedient.

Derzeit schließen sich die Schranken am Bahnübergang Dellfeld nur, wenn der Lokführer aussteigt und sie manuell bedient.

Foto: Volker Baumann

Man stelle sich vor: Ein Zug rauscht im Ort heran, doch die Bahnschranke schließt nicht. In Dellfeld ist das aktuell der Fall. Das Thema trieb am Montag auch den Ortsgemeinderat um. Bürgermeisterin Doris Schindler erklärte, dass Lokführer die defekte Bahnschranke aus Richtung Zweibrücken selbst betätigen müssten. Dafür würden die Züge kurz vorher halten. „Ich habe das an unterschiedlichen Zeiten beobachtet. Dass haben die Lokführer auch gemacht.“ Auf einen Brief habe die Bahn geantwortet, dass sie den Schaden untersuche.

Das Problem besteht schon seit dem 13. September, erläutert ein Bahn-Sprecher auf Merkur-Anfrage. An der Stelle in der „Vordergasse“ stehe eine Altanlage, das Problem trete auf, seit man das hiesige Streckennetz auf das „Elektronische Stellwerk“ umgestellt habe (wir berichteten). Der Einschaltkontakt in der Fahrtrichtung Zweibrücken nach Pirmasens Nord sei mit der neuen, digitalen Technik nicht kompatibel.

Damit die Züge weiter fahren könnten und die Überquerung des Bahnübergangs sicher bleibe, seien „sofort betriebliche Ersatzmaßnahmen verfügt“ worden, so der Bahnsprecher: „Dies bedeutet, dass die Schranken des Bahnübergangs in Dellfeld in Fahrtrichtung Pirmasens Nord aktuell nicht automatisch geschlossen werden. Stattdessen muss der Lokführer vor dem Bahnübergang anhalten und diesen über eine Hilfseinschalttaste manuell zumachen.“ Danach könne der Zug weiterfahren. In der Gegenrichtung bestehe das Problem nicht, gingen die Schranken automatisch.

In der Praxis muss der Zug in Richtung Pirmasens ein Stück vor der Schranke anhalten, damit Passagiere schon ein- und aussteigen können – das vermeidet einen zweiten Halt am Bahnhof. Den ganzen Zug zu sichern, dauere eine Zeit, was stets einige Minuten Verzögerung nach sich ziehe, erklärte ein gestern Mittag betroffener Lokführer dem Merkur-Fotografen.

Wie lange ist dieser Notstopp des Zuges nötig? Voraussichtlich nächste Woche werde eine neue Sicherungstechnik eingebaut, sodass die Schranken wieder regulär funktionierten, sagt der Bahnsprecher. Ende September habe die Bahn die Planungen zum Einbau neuer Einschaltkontakte in Auftrag gegeben, welche unabhängig vom Stellwerk reagieren. Diese seien mittlerweile abgeschlossen und würden abschließend vom Eisenbahn-Betriebsleiter bewertet.

 Ein Lokführer gestern Mittag beim Bedienen der Schranke.

Ein Lokführer gestern Mittag beim Bedienen der Schranke.

Foto: Volker Baumann

Ärger gibt es über den Status quo in der Dellfelder Bevölkerung. Eine Anwohnerin sagte dem Merkur-Fotografen, sie habe gefährliche Situationen beobachtet: Einzelne Züge führen zu schnell heran, nicht immer senkten Lokführer die Schranke. Das hatte auch Anwohnerin Sandra Gab im SWR moniert und gewarnt, Kinder der Grundschule in der Nähe seien gefährdet: „Die Kinder können die Gefahr eines herankommenden Zuges noch nicht einschätzen. Die schauen auch nicht, ob ein Zug stehen bleibt und laufen im schlimmsten Fall vor den Zug.“ Für die Zukunft forderte Gab: „Eine neue Bahnschranke. Denn diese hier scheint so alt zu sein, dass sie ständig defekt ist.“ Der vom Merkur beobachtete Lokführer fuhr vorbildlich langsam heran, bevor er die Schranke herunterließ.

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