Leidenschaftlich für ihr Dorf

Althornbach · Den Gebrüdern Grimm sei Dank: Die von dort stammende Ursula Schlemmer hält in Althornbach die Tradition von Märchenabenden hoch. Dann verkleiden sie sich und laden etwa Musiker ein. Als Nächstes am 20. August.

In Althornbach hat sich ein Ehepaar besonders ums Dorfleben verdient gemacht: Ursula und Heinz Schlemmer. Auch im Ruhestand sind beide noch schwer aktiv für ihr Dorf. Während sie einmal im Jahr einen Märchenabend organisiert, ist er Chef der freiwilligen Helfer in Althornbach , die sich mittwochs und samstags im Dorfzentrum treffen.

Ursula Schlemmer stammt ursprünglich aus Hanau - und wer steht dort mitten im Zentrum, überlebensgroß in Bronze gegossen? Genau, die Gebrüder Grimm. Darauf führt die ehemalige Hausmeisterin der Grundschule Hornbach ihre Leidenschaft für Märchen zurück. Und so kam es, dass sie sich seit ein paar Jahren die alten Geschichten ins Haus holt. Märchenerzähler Franz Speicher aus Herschberg wird dann ebenso engagiert wie so manche Musikgruppe, wie etwa das A-cappella-Ensemble "Just for Fun" aus Zweibrücken. Das Mittelalter war schon einmal Thema, ebenso orientalische Märchen oder ein Abend mit dem Motto "Schmausen und Erzählen". Die Schlemmers werfen sich dann in entsprechende Kleidung, um der Illusion den passenden Rahmen zu geben. In diesem Jahr findet der Märchenabend am 20. August statt, dieses Mal als "Sommerabend mit Geschichten und Gesang". Bewusst sollte dieses Mal der Begriff Märchen nicht auftauchen, denn Franz Speicher kenne außer Märchen noch Hunderte von Geschichten, die er alle frei erzählen könne. Just for Fun sei ebenso wieder mit von der Partie. Der Abend findet wie immer im Innenhof des Schlemmer'schen Anwesens statt - im letzten Jahr sei man mit 50 Besuchern schon fast an die Schmerzgrenze gestoßen.

Heinz Schlemmer war einst der erste Gemeindearbeiter von Althornbach . Da gab es keinen Vorgänger, der ihn, der Dreher gelernt hat, hätte einweisen können. Eine Anekdote aus dieser Zeit ist ihm in besonderer Erinnerung geblieben: Da hatte der Ortsbürgermeister vergessen, eine Bekanntmachung rechtzeitig ins Gemeindeblatt zu setzen. Also besann man sich auf die ganz alte Methode: Schlemmer nahm die antike Klingel, lief durch den Ort und verlas den Text. Weil er sich noch dementsprechend mittelalterlich kleidete, hätten auf der Hauptstraße die Leute angehalten, um Fotos zu machen. Seit neun Jahren ist er nun im Ruhestand, doch für ihn gilt: "Arbeitslos is' ned!". So wurde jüngst beispielsweise ein Gewölbekeller im Ort saniert, in dem nun 30 bis 35 Leute Feste feiern könnten. Mit dem Sanieren kennt er sich aus seit seinem Umzug von der lauten Hauptstraße in die ruhige Bauertstraße: "Als wir das Haus hier kaufen wollten, haben alle gesagt, ihr seid ja verrückt", erzählt der 70-Jährige. Seine Frau war aber von Anfang an begeistert vom Innenhof. Jetzt ist aus dem alten Gemäuer ein Kleinod entstanden samt integrierter Ferienwohnung. Als nicht unpraktisch erwies sich dabei der Umstand, dass die drei Söhne der Schlemmers Elektriker, Zimmermann und Schreiner gelernt haben.

An ihrem Dorf schätzt das Ehepaar, dass die Nachbarschaft immer super funktioniere: "Hier in der Straße helfen wir uns immer", sagt sie, während er ergänzt: "Abends sitzen wir vor dem Haus und trinken ein Bier." Hier gebe es auch niemals Streit, wer wo parkt oder ähnliche Dummheiten. "Das hat man nicht immer", sagen beide zufrieden.

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