Landratskandidaten: Der Kreis hat Zukunft

Südwestpfalz · Die beiden Landratskandidaten Susanne Ganster und Peter Spitzer zu Kultur/Freizeit, Pfälzerwald und mehr.

 Blick ins Zieglertal, das in einer Kernzone des Pfälzerwalds liegt. Für die beiden Landratskandidaten Susanne Ganster und Peter Spitzer bietet das Biosphärenreservat weiteres – auch touristisches – Entwicklungspotenzial. Foto: pma

Blick ins Zieglertal, das in einer Kernzone des Pfälzerwalds liegt. Für die beiden Landratskandidaten Susanne Ganster und Peter Spitzer bietet das Biosphärenreservat weiteres – auch touristisches – Entwicklungspotenzial. Foto: pma

Foto: pma

Am 7. Mai wird ein neuer Landrat gewählt. Um die Nachfolge des aus Altersgründen ausscheidenden Amtsinhabers Hans Jörg Duppré (CDU) bewerben sich der Sozialdemokrat Peter Spitzer und CDU-Kandidatin Susanne Ganster. Im großen Interview nehmen die beiden Kandidaten Stellung zu Kultur, Freizeit und Tourismus im Landkreis, erklären, wie sie zur Rolle des Pfälzerwaldes stehen und wie sie die Zukunft des Kreises sehen.

Kultur/Freizeit

Wie stehen Sie zum kulturellen Engagement des Landkreises? Wollen Sie neue Schwerpunkte setzen?

Ganster: Das Kulturprogramm des Landkreises ist vielfältig und umfasst viele Veranstaltungen von Ausstellungen bis zu Konzerten. Eine jährliche Broschüre, die auch online einsehbar ist, informiert über die Angebote. Ich möchte als Landrätin den Austausch der verschiedenen Akteure weiter unterstützen. Ein interaktiver Kulturkalender des Landkreises könnte ein Baustein sein, noch mehr Angebote der Verbandsgemeinden für alle Bürger publik zu machen.

Spitzer: Vielfältige kulturelle Angebote bereichern das gesellschaftliche Miteinander in unseren Dörfern und Städten. Der Landkreis ist dabei zuständig für den Dreiklang aus Veranstalten, Fördern und Vernetzen. Neben eigenen kulturellen Angeboten muss der Landkreis auch weiterhin durch Vereins- und Projektförderung die Attraktivität des kulturellen Lebens in den Kommunen stärken. Dies lebt in erster Linie vom ehrenamtlichen Einsatz vieler Bürger.

Halten Sie an der Kreismusikschule als Kultur- und Bildungsinstrument fest, auch wenn Sie den Landkreis mehr als eine halbe Million Euro jährlich kostet?

Ganster: Ja. Die Kreismusikschule leistet eine wichtige Aufgabe, damit möglichst viele Kinder und Jugendliche Zugang zu musikalischer Bildung haben. Das beginnt mit der musikalischen Früherziehung schon in unseren Kindertagesstätten und geht über die Jugendarbeit oft bis ins junge Erwachsenenalter. Hier werden wichtige Grundlagen für den Fortbestand unserer Musikvereine gelegt. Gerade die musikalische Jugendarbeit sollte uns wichtig sein, wie auch die Sportförderung.

Spitzer: Die Kreismusikschule übernimmt seit vielen Jahren eine wichtige Aufgabe beim Heranführen der jungen Generation an die Musik. Sie garantiert eine umfassende musikalische Aus- und Weiterbildung. Die Angebote werden wohnortnah und zu erschwinglichen Preisen für alle vorgehalten, dies lässt sich unser Landkreis auch einiges kosten. Allerdings dürfen in Zeiten knapper Finanzmittel die Ausgaben nicht weiter ausufern.

Muss sich der Landkreis stärker in Museen und Freizeiteinrichtungen engagieren, um ein kreisweites attraktives Freizeitangebot zu erhalten?

Ganster: Der Kreis fördert bisher schon die überregionalen Einrichtungen, wie das Historama, Schuhmuseum oder Biosphärenhaus. Im Rahmen des Tourismuskonzeptes müssen wir als Landkreis alle Verbandsgemeinden mit ihren Kultur- und Freizeiteinrichtungen im Blick haben. Viele ehrenamtliche Initiativen vor Ort sind dabei der Motor für Heimatmuseen, Galerien und mehr. Mir ist es wichtig, dass der Landkreis dieses Engagement mit seinen Möglichkeiten unterstützt.

Spitzer: Auch hier gibt es leider eine Kluft zwischen politischem Wollen und finanziellem Können. Natürlich wäre es wünschenswert, dass sich der Landkreis noch mehr finanziell engagiert. Das dafür benötigte Geld müsste allerdings wieder von unseren Orts- und Verbandsgemeinden über die Kreisumlage aufgebracht werden. Dies würde eine weitere Verringerung für deren ohnehin geringen eigenen Handlungsspielraum bedeuten.

Pfälzerwald

Wie stehen Sie zur Entwicklung des Naturparks beziehungsweise Biosphärenreservats Pfälzerwald?

Ganster: Der Pfälzerwald - unsere Natur - ist mit das wichtigste Kapital, das wir haben. Schon jetzt werden über 40 Millionen Euro jährlich an Wertschöpfung im Tourismus im Landkreis Südwestpfalz erzielt. Ich bin davon überzeugt, dass wir dieses Potenzial ausbauen können. Ich denke da vor allem an eine Stärkung der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit im Biosphärenreservat.

Spitzer: Ich sehe das Biosphärenreservat Pfälzerwald-Nordvogesen auf einem guten Weg zu einer Modellregion für nachhaltige Entwicklung. Zugleich ist die Weiterentwicklung des Pfälzerwaldes vom deutschen Naturpark zum grenzüberschreitenden Biosphärenreservat auch eine einmalige Chance, die Zusammenarbeit mit unseren französischen Nachbarn zu intensivieren und zu festigen.

Möchten Sie mit dem Landkreis eine aktivere Rolle spielen bei der Zukunftsentwicklung des Pfälzerwaldes?

Ganster: Träger des Naturparks Pfälzerwald ist der Bezirksverband. Mehr als die Hälfte des Gebietes liegt in unserem Landkreis. Daher will ich als Landrätin dafür sorgen, dass die Zukunftsentwicklung mit den Verantwortlichen vor Ort eng abgestimmt wird. Die aktuelle Ausweitung der Kernzonen ist ein Beispiel dafür, wie wichtig es ist, alle kommunalen Ebenen einzubinden. Das ist mir ein wichtiges Anliegen, denn für unsere Bürger und unseren Tourismus hat der Pfälzerwald einen hohen Stellenwert.

Spitzer: Die Entwicklung des Pfälzerwaldes ist aufgrund seiner enormen Größe eine gemeinsame Aufgabe der Städte und Kreise in seinem Gebiet sowie der beiden Länder. Allerdings halte ich es für wünschenswert, dass die Südwestpfalz dabei auch ab und an einmal beherzt die Schrittmacherfunktion übernimmt.

Welche Entwicklung sehen Sie für den Tourismus im Landkreis - auch in Verbindung mit der einzigartigen Landschaft des Pfälzerwaldes?

Ganster: Der Tourismus ist in unserem Landkreis ein klarer Wachstumsbereich und Wirtschaftsfaktor. Im vergangenen Jahr zählten wir im Landkreis rund 406 000 Übernachtungen. Dieser Zuwachs von rund fünf Prozent lag deutlich über dem Landesdurchschnitt. Für mich ist das ein deutliches Zeichen, dass immer mehr Menschen unsere herrliche Naturlandschaft entdecken. Deshalb will ich die Marke "Pfälzerwald" beziehungsweise "Wanderarena Pfälzerwald-Nordvogesen" weiterentwickeln. Die Botschaft muss sein, dass unser Naturpark ein Paradies für Wanderer, Kletterer und Mountainbiker ist und gleichzeitig für alle, die Ruhe und Erholung suchen. Für unsere touristischen Anbieter bedeutet das aber auch eine steigende Nachfrage. Langfristig können dadurch auch mehr Ausbildungs- und Arbeitsplätze gesichert werden.

Spitzer: In der weiteren behutsamen Entwicklung des Tourismus sehe ich noch einiges an Potenzial. Der Pfälzerwald ist bekannt als ein Paradies für Wanderer und andere Naturliebhaber. Die Urlaubs- und Freizeitangebote für Radfahrer und Familien könnten aber noch stärker beworben werden. Entscheidend für die zukünftige Entwicklung des Tourismus im ganzen Landkreis sind die Vernetzung und das gemeinsame Marketing.

Abfall

Sehen Sie noch Chancen für Verbesserungen der neuen Müllabfuhr?

Ganster: Trotz anfänglicher Bedenken hat sich das eingeführte System sehr gut bewährt. Die Kunden sind mit dem System sehr zufrieden. Ende des Jahres muss nach drei Jahren Bilanz gezogen werden. Wenn sich nach dieser Auswertung Verbesserungspotential ergibt, will ich es mit dem Kreistag umsetzen. Im Bereich der Recyclinghöfe, die gut angenommen werden, kann das Angebot meiner Meinung nach noch verbessert werden. So will ich als Landrätin prüfen lassen, ob eine Sperrmüllannahme an allen Standorten umsetzbar ist.

Spitzer: Der Kreistag hat bei der Einführung des neuen Abfuhrsystems nicht ohne Grund eine Revisionsklausel beschlossen. Nach der Umstellung sollten erst einmal ausreichend Erfahrungen gesammelt werden, um über einzelne Veränderungen zu befinden, etwa beim Abholrhythmus oder der Tonnengröße. Dies setzt voraus, dass die bestehenden Verträge zu ändern oder neu zu schließen sind.

Wagen Sie einen Blick in die Zukunft: Wie lassen sich die Abfallgebühren stabil halten - besonders vor dem Hintergrund der Müllverbrennungskosten?

Ganster: Momentan sind wir an die Verträge mit dem Betreiber gebunden. Der Verbrennungspreis ist daher festgeschrieben und nicht zu beeinflussen. Wir arbeiten aber an Lösungen im Zweckverband, eventuell vorzeitig die Vertragsbedingungen zu verbessern. Spätestens nach Ablauf der Vertragszeit werden wir eine spürbare Verbesserung bekommen.

Spitzer: Grundsätzlich lassen sich durch noch bessere Abfallvermeidung, -trennung und -wiederverwertung Ausgabensteigerungen vermeiden oder eingrenzen. Aufgrund der bestehenden Altverträge zur Auslastung der Müllverbrennungsanlage in Pirmasens dürfte das aber für unseren Landkreis ebenso wie für die anderen Mitglieder des ZAS in naher Zukunft schwierig werden. Einen Lichtstreif am Horizont sehe ich allerdings ab 2024, dann laufen die Verträge mit momentan ungünstigen Konditionen aus.

Soziales/Jugend

Welche Schwerpunkte wollen Sie für Langzeitarbeitslose im Landkreis setzen?

Ganster: Die Arbeitslosenquote im Landkreis ist auf einem sehr niedrigen Stand. Wir wissen, dass es nicht möglich sein wird, die Arbeitslosigkeit komplett zu beseitigen. Ich will jedoch mit gezielten Maßnahmen versuchen, die Zahlen weiter zu verbessern und jedem eine Chance zu geben. Wichtig ist mir, dass für jeden Einzelfall eine passende Unterstützung bei der Arbeitssuche und Weiterqualifizierung geleistet wird.

Spitzer: Es muss unser Bestreben sein, noch mehr Langzeitarbeitslose dem Arbeitsmarkt zuzuführen. Die Fallmanager betreuen die Langzeitarbeitslosen besonders intensiv. Durch eine erhöhte Gesprächsfrequenz, Konkretisierung von Vermittlungshemmnissen und anderen Problemen sollen motivierte Langzeitarbeitslose eine individuelle Förderung erfahren und so wieder in Arbeit gelangen.

Wie soll sich die Kinderbetreuung entwickeln?

Ganster: Mir ist es wichtig, dass sich die Eltern frei entscheiden können. Kinderbetreuung sollte immer ein Angebot sein, das für die Familie auch passt. Hier spielen flexible Öffnungszeiten und Angebote in den Ferienzeiten zunehmend eine wichtige Rolle. Auch die Betreuung der unter Zweijährigen ist in den letzten Jahren stark gewachsen. In unserem Landkreis haben wir in der Regel ausreichend Kita-Plätze vor Ort, an einigen Standorten werden zurzeit aber auch Kitas erweitert oder neu gebaut. Als Landrätin will ich dafür sorgen, dass wir durch ein ausreichendes und gutes Kita-Angebot als Region für junge Familien attraktiv sind. Aber auch die Qualifizierung und Vermittlung von Tagesmüttern sehe ich als wichtige Aufgabe an.

Spitzer: Eine gute Kinderbetreuung in Kita und Schule ist die Grundvoraussetzung für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Unser Landkreis ist mit seinen 72 gut ausgestatteten Kindertagesstätten bestens aufgestellt. Als verlässlicher Partner unterstützt der Landkreis nicht nur fachlich, sondern auch finanziell Neu-, An- oder Umbauten zur Angebotserweiterung. Immer wichtiger für Familien sind flexible Öffnungszeiten. Randzeiten können durch Tagespflegepersonen abgedeckt werden, dieses Angebot ist weiter zu fördern. Das Konzept der Ganztagsschulen hat sich bewährt und ist nachhaltig auszuweiten.

Landkreis-Zukunft

Frau Ganster, Herr Spitzer, wie soll Ihrer Meinung nach der Landkreis Südwestpfalz in der Zukunft aussehen?

Ganster: Der Landkreis Südwestpfalz wird auch in den nächsten Jahren in der jetzigen Form bestehen. Wir haben als Landkreis in den letzten Jahren schon viele Aufgaben für die Städte Pirmasens und Zweibrücken übernommen, wie etwa das Gesundheitswesen, das Veterinärwesen oder die Lebensmittelüberwachung. Ich kann mir vorstellen, dass wir als Landkreis in Zukunft weitere Aufgaben übernehmen werden und es eine engere Kooperation und Aufgabenverteilung geben wird.

Spitzer: Erstrebenswert wären folgende Schlagworte: Familienfreundlicher Landkreis, geringe Arbeitslosigkeit, boomender Tourismus, beste Bildungsmöglichkeiten, starke Wirtschaft, gute Infrastruktur, starker Zusammenhalt und steigende Bevölkerungszahlen.

Glauben Sie, dass es zu Veränderungen der Kreisgrenzen kommt?

Ganster: Nein, die Gesetzeslage der Landesregierung ist eindeutig. Ich glaube nicht, dass die Landesregierung von ihrem Grundlagengesetz abweichen kann, weil eine solche Vorgehensweise mit der Verfassung nicht vereinbar wäre. Grundsätzlich plädiere ich für eine ganzheitliche Reform über alle Ebenen. Leider hat das Land nur die Ebene der Verbandsgemeinden isoliert betrachtet.

Spitzer: Die Landesregierung ist in der letzten Wahlperiode mit den damaligen Landtagsfraktionen übereingekommen, zur Vorbereitung einer zweiten Stufe der Kommunal- und Verwaltungsreform ein wissenschaftliches Gutachten in Auftrag zu geben. Erst auf dessen Grundlage wird überprüft, ob eine Veränderung der Kreiszuschnitte im Einzelfall oder landesweit geboten erscheint.

 Es ist Wahlkampfzeit: Die beiden Landratskandidaten Susanne Ganster (CDU) und Peter Spitzer (SPD) im Dialog mit den Bürgern des Kreises. Fotos: Hutzler

Es ist Wahlkampfzeit: Die beiden Landratskandidaten Susanne Ganster (CDU) und Peter Spitzer (SPD) im Dialog mit den Bürgern des Kreises. Fotos: Hutzler

Das Interview mit Susanne Ganster und Peter Spitzer führte Guido Glöckner.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort