Befürchtete Einkreisung Zweibrückens Thema beim Neujahrsempfang Südwestpfalz Ganster: Kooperationen ja, Fusion nein!

Herschberg · Die Landrätin lobt beim Südwestpfalz-Neujahrsempfang die Zusammenarbeit mit Pirmasens und Zweibrücken.

 Landrätin Susanne Ganster (2. v. re.) ehrte beim Neujahrsempfang viele Ex-Kreistagsmitglieder und ihren jahrzehntelangen Vorgänger Hans Jörg Duppré (4. v. re.).

Landrätin Susanne Ganster (2. v. re.) ehrte beim Neujahrsempfang viele Ex-Kreistagsmitglieder und ihren jahrzehntelangen Vorgänger Hans Jörg Duppré (4. v. re.).

Foto: Martin Wittenmeier

Anknüpfend an ihre Rede vom Neujahrsempfang im vergangenen Jahr, die durch das 200-jährige Bestehen des Landkreises Südwestpfalz geprägt war, hat Landrätin Susanne Ganster (CDU) gestern Abend beim Neujahrsempfang des Kreises in Herschberg deutlich gemacht, dass sie nichts von einer Einkreisung der Städte Pirmasens und Zweibrücken hält.

Wenn der Landkreis mit den beiden Städten in vielen Themen intensiver zusammenarbeitet, heiße es für sie nicht, dass sie sich dadurch mit den Fusionsplänen der Landesregierung und einer möglichen Einkreisung von Pirmasens und Zweibrücken anfreunde, sagt die Landrätin. Sondern es würde vernünftig von der Aufgabenstellung her und im Einzelfall bewertet, ob durch eine Kooperation Vorteile und vor allem Einsparungen zu erwarten sind. „Das erwarten die Bürger von uns. Und genau dieses Vorgehen erwarte ich als Landrätin von der Landesregierung“, stellte Ganster klar, dass Zusammenlegungen von Verbandsgemeinden oder Einkreisungen von kreisfreien Städten wenig zielführend seien.

Ganster sieht das Problem darin, dass Gemeinden, Städte und Landkreise für ihre Pflichtaufgaben – insbesondere die stetig steigenden Sozialausgaben – nicht ausreichend finanziell ausgestattet werden. „Dieses Grundproblem wird durch keine Fusion automatisch aufgelöst“, merkt Ganster an, die damit die Meinung der beiden Oberbürgermeister, Markus Zwick (CDU) aus Pirmasens und Marold Wosnitza (SPD) aus Zweibrücken, die unter den Gästen weilten, teilt.

Ein Punkt, bei dem der Landkreis mit Pirmasens und Zweibrücken derzeit zusammenarbeitet, ist die Ausweisung von Flächen für Gewerbetreibende. Hier sei eine Machbarkeitsstudie über Stadt- und Landkreisgrenze hinweg in Auftrag gegeben. „Gewerbeflächen sind knapp geworden in unserer Region, die Nachfrage steigt jedoch“, unterstrich Ganster den Auftrag.

Dass die (nur knapp gescheiterte) Ansiedlung von Tesla am Flugplatz Zweibrücken sicher der ganz große Wurf gewesen wäre, verhehlt die Landrätin nicht. „Aber die Unterstützung unserer Unternehmen vor Ort und die Auslotung weiterer Gewerbeflächen ist meiner Meinung nach als Chance für die wirtschaftliche Weiterentwicklung unseres Landkreises und unserer Region ein mindestens ebenso lohnender Einsatz.“ Die Tesla-Bewerbung, die unter strenger Geheimhaltung über zwei Jahre viel Arbeitszeit einiger weniger Eingeweihter beansprucht hat, habe ihr persönlich gezeigt, dass es sich lohne, dass der Landkreis mit den beiden Städten in einzelnen Themen die Zusammenarbeit intensiviert und „dass die Kräfte gebündelt werden“.

Ganster sprach auch die neuen gemeinsamen Herausforderungen an, wodurch der Landkreis und die Städte weiter zusammengeschweißt würden. Für Zweibrücken nannte sie die Outlet-Erweiterung. „Gemeinsam in einem Boot werden wir auch die nächsten Stürme gemeinsam meistern“, sagte Ganster in Richtung Wosnitza, der jedoch zum Zeitpunkt ihrer Rede noch nicht anwesend war. Mit Pirmasens gelte es die Zukunft des Müllheizkraftwerkes zu klären. Der Zas stehe aber nur beispielhaft für die enge und vertrauensvolle Arbeit zu Zwick, mit dem sie sich oft täglich austausche.

Ganster streifte die Kommunalwahl im vergangenen Mai, bei der in den 84 Gemeinden im Landkreis 38 neue Ortsbürgermeister gewählt wurden. „Unsere Demokratie kann nur existieren, wenn es nicht nur Menschen gibt, die wählen gehen, sondern die sich auch selbst zur Wahl stellen“, dankte Ganster den Mandatsträgern, die sich „engagieren und einbringen“ und bereit seien, politisch Verantwortung vor Ort zu übernehmen.

Erfreut zeigte sich Ganster über die Teilnahme vieler Ortsgemeinden am Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“. Damit sei die Südwestpfalz einer der teilnehmerstärksten Landkreise in Rheinland-Pfalz. Stolz ist die Landrätin auf den Erfolg der Ortsgemeinde Rumbach bei diesem Wettbewerb. „Die Bürger aus Rumbach werden kommende Woche ihre Goldmedaille in Berlin abholen und damit hat unser Landkreis mit Rumbach einen weiteren Bundessieger des Dorfwettbewerbs“, verkündete Ganster.

Die Landrätin verknüpfte die Erfolge in den Ortsgemeinden und den Unternehmen bei ihrer Rede. Sie würden exemplarisch zeigen, was in einer ländlichen Region möglich sei. Deshalb sieht sie es als Aufgabe an, entsprechende Rahmenbedingungen zu schaffen. Hierzu zählt für Ganster die Digitalisierung. „Nicht nur unsere Gewerbegebiete, sondern über 98 Prozent unserer Haushalte verfügen inzwischen über schnelles Internet. Damit sind wir einer von vier Landkreisen in Rheinland-Pfalz, die wirklich flächendeckend den Breitbandausbau geschafft haben“, berichtet Ganster stolz.

Doch darauf ausruhen will sich der Landkreis nicht. Als nächster Schritt wird das Thema Mobilfunk angepackt. Hierzu hat der Landkreis bereits ein Fachbüro beauftragt. Das Büro solle die vielen vorhandenen Mobilfunklöcher präzise mit entsprechenden Koordinaten ermitteln. „Als Landrätin will ich diesen Mobilfunklöchern den Kampf ansagen“, macht sie deutlich.

Auch auf die „Fridays for Future“--Bewegung ging Ganster kurz ein. Bereits 2013 habe der Landkreis ein integriertes Klima- und Energiekonzept beschlossen, seitdem begleite die Kreisenergiegesellschaft das Thema erneuerbare Energien intensiv.

Sicher ist sich die Landrätin, dass dieses Jahr ein spannendes Jahr wird. Und fragte sie jemand nach ihren Wünschen hierfür, wären dies, „dass Tesla doch noch sich für die Region als Standort entscheidet, dass die Afrikanische Schweinepest den Landkreis nicht erreicht, das Rodalber Krankenhaus erhalten bleibt, die Biebermühle ein Vorzeige-Bahnhof wird und das Kreisverwaltungsgebäude über Nacht schon saniert wäre“.

Grußworte sprachen beim Neujahrsempfang Herschbergs Ortsbürgermeister Andreas Schneider und die Marktgräfin Sickingerland, Jasmin Klein, die in Begleitung der beiden Repräsentantinnen der Südwestpfalz, der Rosenkönig Annika I. und der Salztripplerin Johanna I. sowie der Fasnachtsprinzessin der Herschberger Narren, Larissa II. auf die Bühne kam. Musikalische Akzente setzten das Schlagzeug-Ensemble und die Jazz-Kids der Kreismusikschule, beides unter der Leitung von Ulrich Geßner. Zudem zeigten Clara Spadinger und Marcel Klonig als amtierende Landesmeister im Tanzen ihr Können. Durchs Programm führte Moderator Markus Appelmann.

 Landrätin Susanne Ganster bei ihrer Neujahrsrede.

Landrätin Susanne Ganster bei ihrer Neujahrsrede.

Foto: Martin Wittenmeier

Geehrte: Robert Vatter (Hermersberg): Ehrennadel des Landes Rheinland-Pfalz für langjähriges Engagement in Kommunalpolitik und Vereinen. Inge Hollerith (Rodalben): Verdienstmedaille des Landes für Verdienste um Breitensport und Gesellschaft. Hiltrud Cronauer (Leimen): Verdienstmedaille des Verdienstordens Deutschlands für Wetterbeobachtung. Ursula Steinbacher (Rodalben), Hans-Walter Heinrich (Busenberg), Walter Becker (Waldfischbach-Burgalben), Joachim Burkhart (Schindhard), Jürgen Herzog (Maßweiler), Fred Konrad (Käshofen), Peter Sammel (Höhfröschen) und Willi Schwarz (Winterbach): 2 bis 5 Jahre im Kreistag. Wolfgang Denzer (Rodalben), Bettina Groh (Rodalben), Werner Lelle (Contwig), Klaus Müller (Lemberg), Andreas Peiser (Waldfischbach-Burgalben): 10 Jahre im Kreistag. Siegfried Glahn (Dellfeld) und Alois Schmitt (Busenberg): 15- Jahre im Kreistag. Klaus Ankner (Merzalben) und Emmi Weber-Stalter (Rieschweiler-Mühlbach): 20 Jahre im Kreistag. Markus Pohl (Hauenstein): 25 Jahre Kreistag. Bernhard Rödig (Hauenstein): 35 Jahre Kreistag. Werner Dillenkofer (Münchweiler): 38 Jahre. Ernst Hügel (Nünschweiler): Kreistag und Kreisbeigeordneter.
Tobias Glahn (Großbundenbach) zweitbester Landwirt in Rheinland-Pfalz. Lucas Krebs (Weselberg): beste Ausbildung zum Landwirt in RLP. Johannes Diery (Heltersberg): Landessieger Karosserie- und Fahrzeugbaumechaniker. Sebastian Friedmann (Merzalben): Landessieger Feinmechaniker. Kim Sarah Brunner (Thaleischweiler-Fröschen): Landessiegerin Malerin/Lackiererin. Maximilian Michael Schmitt (Hinterweidenthal): zweiter Landessieger Zweiradmechatroniker. Julia Graf (Schönau): bester IHK-Abschluss Drogistin. Lorena Mayer (Merzalben): IHK-Bester technische Produktdesignerin. Niklas Aron (Wilgartswiesen): IHK-Bester Verfahrensmechaniker Beschichtungstechnik. Kevin Baier (Heltersberg): IHK-Bester Verfahrensmechaniker Kunststoff- und Kautschuktechnik. Joachim Kuckuck (Ruppertsweiler): IHK-Bester Fachinformatiker. Marvin Marcel Frank (Contwig): IHK-Jahrgangsbester und bester rheinland-pfälzischer Azubi Konstruktionsmechanik/Schweißtechnik.
Margit und Alois Ruppert (Dahn, Hotel Felsenland): Gastgeber des Jahres. Markus Brzeski (Weselberg): Innovationspreis des Landes für Start-up-Unternehmen A+ Composites

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