„Nur Zoff um den Stoff“: Theater in Käshofen Pizzabäcker in Potenznöten und viel Würze

Käshofen · Käshofer Laientheater-Ensemble begeistert mit der Premiere von „Nur Zoff um den Stoff“ im proppenvollen Dorfgemeinschaftshaus.

 Umwerfend waren nicht nur die Schauspieler, sondern auch das Bühnenbild bei „Nur Zoff um den Stoff“ mit Dorfblick vom Dorfbrunnen aus.

Umwerfend waren nicht nur die Schauspieler, sondern auch das Bühnenbild bei „Nur Zoff um den Stoff“ mit Dorfblick vom Dorfbrunnen aus.

Foto: Norbert Schwarz

Schon bei den Proben gab es jede Menge Gelächter – und die Premiere der Laienspieltruppe am ersten Weihnachtsfeiertag mit dem diesjährigen Laienspielbeitrag „Nur Zoff um den Stoff“ war dann noch einmal die erwartete Steigerung. Statt Potenzmittel Drogen, Rauschgiftfahnder als schwuler Gast, eine Bio-Gärtnerin mit Giftspritze, der Pizzabäcker in Potenznöten. Das alles gewürzt mit Mannsbild in Frauenkleidung und Kraftprotz Mario, der schließlich mit Pistole alle in Schach hält bis … alles auffliegt.

Der Saal im Käshofer Dorfgemeinschaftshaus ist proppenvoll, das von Erika und Günther Schäfer geschaffene Bühnenbild geradezu umwerfend. Dorfblick vom Dorfbrunnen aus, bereits beim Vorhang auf zum Spielbeginn geht ein lautes „Ooooohhhh“ durch den Saal.

Ein Tomatenbeet mit stattlichen Nachtschattengewächsen und herrlich roten Tomaten ist Bühnenteiler und wird Dreh- und Angelpunkt sein. Denn, hier deponiert Gauner Mario nicht allein seine Cannabispflanzen, an diesem Beet geraten sich auch Bio-Gärtnerin Maja Müslein und ihr Gegenüber Franz Kohlkopf immer wieder in die Haare. Zur Freude der vielen Zuschauer, die sich am überzeugenden Bühnenspiel regelrecht weiden und ein ums andere Mal mit Szenenapplaus für Stimmung sorgen.

Lore und Klaus Marhöfer überzeugen einmal mehr auf der Käshofer Bühne, spielen sich als großartig agierendes Gemüsebauer-Ehepaar, das redlichen Tomatenanbau betreibt und zudem eine kleine Pension führt, in die Herzen aller. Wenn Lore Marhöfer mal wieder dem Gatten „Franz Kohlkopf“ die Leviten liest, kommen die Zuschauer ins toben und die Randbemerkung „unn e roder Kopp haschde a schun widder“ ist Steigerung pur. Klaus Marhöfer als Franz Kohlkopf überzeugt derweil mit Gestik und Mimik, vor allem dann, wenn er zur Nachtzeit im Schlafanzug wie die Bio-Bauer-Nachbarin mit den Tomaten redeten, damit sie besser gedeihen.Ergänzend dazu Petra Vollmar als Maja Müslein und Gatte Klaus. Leicht tollpatschig und geradezu brillant, wenn dieser in Frauenkleidung auf die Bühne stolziert und damit nicht allein bei der besseren Ehehälfte für einen offenen Mund sorgt. „Awwer es hod doch im Schreiwe vum Nachlassgericht gehääs, ich soll in Sache meiner verstorbenen Mutter erscheinen …!“ Da kann einfach kein Auge trocken bleiben. Maja Müslein weiß aber nicht allein bei Dunkelheit mit der „Giftspritze“ dem Bioanbau auf die Sprünge zu helfen: Sie ist auch Heilpraktikerin der chinesischen Heilkunst. Das wiederum weiß Henneliese von Wolkenstein zu schätzen. Ute Hoffman geht in dieser Rolle voll auf, und das nicht allein dann, wenn sie auf dem großen Pezziball mit Heilpraktikerin Müsli synchron die Übungen absolviert.

Eine zusätzliche Würze bingen Pizzabäcker Giovanni Tomati ins Spiel. Der soll schließlich nicht allein für gute Pizzen sorgen, sondern auch bei seiner Gattin Maria (Claudia Schmidt) „den Mann stehen“. Doch nicht immer kommt Amore in Schwung – da ist ein Potenzmittel welches ihm Frank Kohlkopf aus dem Tomatenbeet verschafft, gerade richtig. Köstlich, wenn dieses Liebesduo einmal um Hilfe bittet, weil zunächst alles in die Hose geht, dann aber doch der Liebesgenuss vollkommen wird.

Dass Pensionsgast Thorsten (Christian Margardt) auf Männer steht, bekommen Franz Kohlkopf und der muskelbepackte Mario (Arno di Liberto) beeindruckend zu spüren. Und nicht allein wegen des rosefarbenen Hawaiihemdes wegen spielt sich Christian Margardt bei seiner Bühnenpremiere im Käshofer Laienspielensemble in die Herzen vieler.

Ja, und dann ist da noch Edith Schneider, eines der Urgesteine auf der Bühne sowieso. Großartig und überzeugend wie immer weiß sie die Kaufladenbesitzerin Bertha Bösel zu mimen, die zwischen den beiden Tomatenanbauern hin und her pendelt und dabei mit entsprechenden Kraftausdrücken nicht spart.

Dass der tollpatschige „Klausi“ dann noch als Drogendealer mit einem Phantombild in der Zeitung erscheint, bringt den Stein zur Falllösung ins rollen. Ausgerechnet für den Nachbarn verkaufte „Klausi“ auf dem Zweibrücker Wochenmarkt die Cannabis-Pflanzen, was natürlich niemand wusste, selbst Anbauer Franz Kohlkopf nicht. Das lässt sich der mit Pistole fuchtelnde Mario natürlich nicht gefallen: Alle sollten vorher ins „Gras beißen“, damit nichts auffliegt. Doch dann hat der schwule Thorsten seinen großen Auftritt und nimmt den Übeltäter entwaffnend in den Schwitzkasten.

Ein Bühnenspektakel, wie es schöner kaum sein kann. Maßgeschneidert für das gesamte Ensemble. Am 4. und 11. Januar wird erneut gespielt, doch schon jetzt sind alle Karten im Vorverkauf vergriffen.

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