Krach in Babyschritten

Früher, liebe junge Mitmenschen, war alles anders. Viel komplizierter nämlich. Da konnte man als junger Mensch, so man denn in christlichen Jugendgruppen sozialisiert wurde, nicht einfach beschließen, künftig Heavy Metal zu hören. Das sei nämlich, so bekam man zu hören, alles Teufelszeug

Früher, liebe junge Mitmenschen, war alles anders. Viel komplizierter nämlich. Da konnte man als junger Mensch, so man denn in christlichen Jugendgruppen sozialisiert wurde, nicht einfach beschließen, künftig Heavy Metal zu hören. Das sei nämlich, so bekam man zu hören, alles Teufelszeug. Oder, wie die Ärzte es in ihrem Song "Junge" ausdrücken: "Elektrische Gitarren, und immer diese Texte, das will doch keiner hör'n!" Was macht man aber, wenn man sich dem Lockruf der harten Klänge einfach nicht komplett entziehen kann? Man tastet sich langsam heran. Mit Hilfe der einschlägigen Fachliteratur, dem "Metal Hammer". Der verfügte damals, es muss Ende der 80er Jahre des vergangenen Jahrhunderts gewesen sein, wie jede anständige Musikzeitschrift über eine Rubrik mit Plattenkritiken. Denen war unter anderem die Besetzung der Bands zu entnehmen. Wenn ein Keyboarder mit an Bord war, konnte die Musik nicht allzu hart sein. Tendenziell eine Kaufempfehlung für den Metal-Neuling. Und wenn dann auch noch die Bewertung stimmte - Bingo.So hatte ich mir das jedenfalls gedacht. Erster Praxistest war das Album "Promises" der deutschen Band Aidean. Das Cover sah aus, als wäre es im Kunst-Grundkurs in der zwölften Klasse entstanden: Eine ondulierte Blondine mit Samthandschuhen zerriss darauf ein Foto, das ein unbekanntes maskenhaftes Gesicht zeigte. Im Internet lassen sich heute noch einige der Lieder anhören, unter anderem das Titelstück "Promises". Eingängig ist das bis heute. Aber auch ein wenig peinlich.

Mir war es eine Lehre. Nur Tage später legte ich mir meine zweite LP zu: "Appetite for Destruction". Die kann man sich auch heute noch anhören. Jan Althoff

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