Konzert in der Laurentiuskirche Contwig So vielfältig kann Orgel sein

Contwig · Mit einem Projektkonzert rund um die Orgel meldeten sich hoch talentierte Musikerinnen und Musiker aus der Region am Sonntag in der katholischen Kirche Contwig in Livemodus zurück. Sie faszinierten ihr Publikum mit ihrer musikalischen Vielfalt und den Möglichkeiten, die das Kircheninstrument bietet.

 Lexi und Jordan Flynn, begleitet von Oliver Duymel unter Assistenz von Sabine Hofmann, verursachten ihren Zuhörern Gänsehaut.

Lexi und Jordan Flynn, begleitet von Oliver Duymel unter Assistenz von Sabine Hofmann, verursachten ihren Zuhörern Gänsehaut.

Foto: Cordula von Waldow

„War das schön, dass wir endlich einmal wieder auftreten konnten“, strahlten Sabine Hofmann, die Flynn-Familie und Katharina Schwarz mit Susanne und Oliver Duymel um die Wette. Wer mehr Spaß hatte an dem außergewöhnlichen Orgelkonzert, das diesen Sonntag am Spätnachmittag mehr als siebzig Musikfreunde in der katholischen Laurentiuskirche in Contwig faszinierte, die Musiker oder ihr begeistertes Publikum, ist schwer zu sagen. Immerhin hatten sich die Konzertbesucher stehend sogar eine – ungeplante zweite – Zugabe erklatscht.

Geplant ungeplant verlief bei diesem außergewöhnlichen Konzert rund um die Orgel als Instrument des Jahres 2021 so manches. Die Contwiger Kirchenbesucher wurden Zeugen gleich mehrerer Premieren. Eine davon war die Improvisation von „Hit the road, Jack“, mit der die 15-jährige Katharina Schwarz aus Riedelberg ihr Konzert-Debüt an der Orgel gab.

Nur ein paar Stichworte hatte sich die künftige Orgel-Studentin für Kirchenmusik notiert und rockte damit das erstaunte Publikum. Langsam baute sie das bekannte Thema auf, verteilte die Melodiestimme auf Tastenhände und Pedalfüße, verschob Taktzeiten bald jazzig-synkopisch, bald durch Verzögerungen wie durch eine Zeitlupe.

Eine Premiere in dem 90-minütigen Konzert feierte auch die Kombination von Orgel (Oliver Duymel), Stimme (Jordan Flynn) und E-Geige (Lexi Flynn) zu dem Pink-Floyd-Titel „High Hopes“, „die wir immer schon einmal hatten ausprobieren wollen“, wie der Chorleiter als Moderator bekanntgab. „Die E-Geige klingt so rein und der Zusammenklang ist so richtig schön“, schwärmte Melissa Gable anschließend.

Dass auch Orgel solo rocken kann, bewies die Bottenbacherin Sabine Hofmann mit dem Beatles-Hit „Here comes the sun“, umgekehrt zum eben stattfindenden Sonnenuntergang. Gerade fertig mit ihrem Musikstudium, bildete die 25-jährige Organistin quasi die Klammer um die Gesänge und ihr rhythmisch anspruchsvolles Oboen-Duett zu „Forever in Love“ mit Oliver Duymel an der Orgel.

Nach der Eröffnung mit einem Bach-Präludium als dem klassischen Orgelwerk schlechthin, schloss sie mit dem berühmten Hallelujah aus dem „Messias“ von Georg Friedrich Händel als gewaltigem Abschluss-Epos. Das orchestral klingende Tasteninstrument ist aus keinem Gottesdienst wegzudenken und kann dennoch so viel mehr als reine Kirchenmusik. Denn zwischendurch wurde es lyrisch. Susanne Duymel lud mit ihrer mitreißenden Stimme und dem Titel der Kirchenmusikerin Saforah Nelson ein: „Lege deine Sorgen nieder“.

Die Flynn-Singers, Mutter Marisa, ihre Töchter Jordan (20) und Lexi (19) sowie die elfjährige Sophia mit ihrem ersten Solo in „Gott sei mit dir“ freuten sich besonders, dass mit dem neunjährigen Andrew spontan auch der jüngste Spross der hoch musikalischen Familie bei „Tanzen“ mit einstimmte. Tief berührte das Duett „All of me“ (John Legend) der stimmgewaltigen Schwestern Jordan und Lexi Flynn, zart und leise untermalt mit Orgeltönen.

Wie der Papst auf seinem Balkon, ließ Oliver Duymel die Mitwirkenden an die Balustrade der Orgelempore treten, um vom Publikum gefeiert zu werden.

Da die Musiker der Region spürbar Freude an Projekten haben, in denen sie ihre musikalische Vielfalt ausleben können, darf man gespannt sein auf die nächsten Konzerte. Denn nach dem Konzert ist bekanntlich vor dem Konzert. So findet am Freitag, 12. November, um 19 Uhr in der Zweibrücker Kirche Heilig Kreuz ein Projektkonzert mit der deutsch-schwedischen Ausnahmekünstlerin Ann-Helena Schlüter statt. „Der Kreuzweg“ ist eine spiritiuelle Annäherung an die Thematik durch Musik, Lyrik und auch Malerei.

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