Kleinod Kleinbundenbach

Kleinbundenbach · Der Name Kleinbundenbach leitet in die Irre. Schließlich ist er sogar größer als sein Nachbar - und der wird immerhin Großbundenbach genannt. Dabei zählt er mit 330 Einwohnern 100 weniger als das beschauliche Brüderchen.

 Nele und Luisa spielen bei jedem Wetter gerne im Freien. Kein Wunder, steht im Garten doch sogar ein Baumhaus zum Toben. Fotos: Nadine Lang

Nele und Luisa spielen bei jedem Wetter gerne im Freien. Kein Wunder, steht im Garten doch sogar ein Baumhaus zum Toben. Fotos: Nadine Lang

Doch egal, wie viele hier oder dort wohnen, idyllisch ist es in beiden Orten. In Kleinbundenbach jedenfalls ist mittlerweile der Herbst eingezogen. Und während sich die Blätter rot und braun gefärbt haben, fallen auch die Walnüsse von den Bäumen.

Solch ein Baum steht auch vor Carolin Dittlers Haus. Und so findet man sie am frühen Abend unter dem Baum, auf Nusssuche. Diese werden dann traditionell in der Weihnachtszeit geöffnet und gegessen, erzählt sie. Die junge Mutter wurde in Kleinbundenbach geboren. Heute wächst ihre Tochter im gleichen Ort wie sie selbst auf. Erlebt habe sie vieles hier, war 20 Jahre lang in der Jugendarbeit im Ort involviert und in Vereinen. Seit sie Mutter ist, ist ihre Teilnahme nur noch passiver Natur, mehr lasse die Zeit nicht zu, erzählt sie, während Tochter Nele mit Freundin Luisa im Garten spielt, ausgestattet mit Gummistiefeln und Regenjacke. Schlechtes Wetter gibt es auf dem Land nicht, die frische Luft tue immer gut, weiß sie.

Und außer der guten Luft, was gefällt ihr sonst an Kleinbundenbach so gut? Carolin Dittler grinst: "Das ganze Dorf, das Miteinander, das Zusammenkommen, Hand in Hand mit der Nachbarschaft", zählt sie auf. Was bedeutet das konkreter? "Silvester um 12 Uhr", fällt ihr ein. "Dann sind alle auf der Straße und selbst die Nachbarn liegen sich in den Armen". Im Ort kennt sie viele, und so ist auch sie es, die kurzerhand demonstriert, wie gut sich die Nachbarschaft kennt. Gemeinsam geht es zum Haus gegenüber, Carolin Dittler klingelt und stellt ihre Nachbarn vor, die mindestens ebenso freundlich eine fremde Person willkommen heißen, wie sie selbst wenige Minuten zuvor. Dann stehen auch noch Nele und Luisa in der Tür der Nachbarn und berichten in ihren nassen Gummistiefeln, was ihnen an Kleinbundenbach so gut gefällt. "Der Spielplatz", sagt Nele aufgeregt und Luisa nickt zu den Worten ihrer Freundin. Im Kindergarten in Großbundenbach, so die Kleinen, sei nämlich die Rutsche kaputt.

Die Nachbarn , das sind Manfred und Marianne Baumann. Und bevor die Baumanns erzählen, warum sie so gerne im Kleinbundenbach leben, erzählt Manfred Baumann fröhlich die viel wichtigere Nachricht: "Dieses Wochenende sind wir 45 Jahre verheiratet." Na so was, und wie war das damals? Beide grinsen und erzählen, dass sie sich vor 48 Jahren auf der Wiesbacher Kerwe kennengelernt haben. Drei Jahre später heirateten sie und der gebürtige Pirmasenser Manfred Baumann zog zu seiner Marianne in deren Elternhaus nach Kleinbundenbach. Heute wohnen sie immer noch darin, einem der ältesten Häuser im Ort, erbaut im Jahre 1791 durch Marianne Baumanns Vorfahren. "Wir haben gut renoviert", erzählt Manfred Baumann und seine Frau ergänzt, "wir renovieren immer noch." "Und wir leben gerne da, es ist unsere Heimat ", fährt Manfred Baumann fort.

Auch sie loben den Zusammenhalt und die Gemeinschaft, die sie im Ort erleben. So gebe es auch mehrere Ehepaare, mit denen sie hier seit vielen Jahren eng befreundet sind. Neben gegenseitigen Besuchen wird sich dann auch gegenseitig bekocht oder begrillt. Doch bevor sich die Türe hinter Baumanns wieder schließt, noch eine Frage an Manfred Baumann. Wie ist es so nach 45 Ehejahren? In typisch männlicher Manier fällt seine Antwort kurz und knapp aus. "Seit der Zeit - passt!" Seiner Frau, die seine Antwort zuvor nicht hörte, wird noch einmal die gleiche Frage gestellt. Marianne Baumann lächelt, während dieses Mal aber ihr Mann gespannt zuhört. "Ich sage immer, ich bin froh, dass ich ihn habe und ich hoffe, dass ich ihn noch lange habe". Über so viel sinngemäße Übereinstimmung scheint Manfred Baumann dann doch erleichtert.

Ein paar Straßen weiter arbeitet ein weiterer "echter" Kleinbundenbacher nach der eigentlichen Arbeit an seinem Haus. Markus Hüther hat hier gebaut und ist mit seiner Familie im Sommer erst in das Massivhaus eingezogen. Doch von außen ist noch einiges zu tun. Und so wirbelt Markus Hüther am frühen Abend mit Arbeitskleidung und Schutzhandschuhen mit einer Tüte Schrauben in der Hand auf seinem Grundstück herum. Der junge Vater ist selbst in Kleinbundenbach aufgewachsen und wollte, nun da er selbst Kinder hat, in idyllischer Lage bauen. Ländlich und nah an der Natur, waren die Voraussetzungen, die ein Baugrundstück für die Familie erfüllen musste. Dabei hat er sich nicht mal auf einen bestimmten Ort festgelegt, suchte mit seiner Familie in allen Örtchen im Umkreis nach einem Bauplatz. Ein glücklicher Zufall war es, dass dieser Bauplatz verkauft wurde, direkt am Feld, in einer Sackgasse, in seinem Heimatort. Zufälligerweise sogar neben dem Haus, das er selbst vor Jahren kaufte, als er noch kinderlos war und das später nicht den Anforderungen der Familie gerecht wurde. Darum verkaufte er sein Haus und entschloss sich zum Bauen. Nach einem Jahr Bauzeit konnte die Familie dann einziehen. Dass junge Menschen und sogar die Jugend in ihre Orte zurückkehren oder sogar gleich bleiben wollen, ist übrigens ein Trend, den Markus Hüther beobachtet hat. "Manche Freunde im gleichen Alter hat es weitestgehend wieder hierher verschlagen", erzählt er. Das macht sich auch für die Kinder bezahlbar. Die haben nämlich in Kleinbundenbach mittlerweile viele Spielkameraden in der Nachbarschaft wohnen und durch die ruhige Lage kann man mit denen sogar vor dem Haus spielen.

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