Klaus Welsch leitete Notunterkunft für DDR-Übersiedler

Erbach · An den Anruf des DRK erinnert sich Klaus Welsch noch ganz genau. Es war der 8. November 1989, 16.45 Uhr. "Morgen kommen 200 Übersiedler aus der DDR . Sie leiten den Einsatz!" Welsch, zu dieser Zeit Kreisbereitschaftsführer beim Roten Kreuz in Homburg-Erbach, musste handeln.

Sehr schnell handeln. In weniger als 24 Stunden wurde im ehemaligen Sportzentrum in Erbach ein Notquartier für Männer, Frauen, ganze Familien errichtet. 60 Helfer packten mit an. Die Bundeswehr organisierte 200 Feldbetten , DRK und THW schafften in einer Nacht-und-Nebelaktion Hygieneartikel, Windeln für Säuglinge und Essen und Trinken bei. Am frühen Nachmittag rollte der erste Zug im Homburger Bahnhof ein. Mehr als 600 Kilometer hatten die 127 Flüchtlinge aus Brandenburg zurückgelegt. Wohin die Reise für sie gehen sollte, war zweitrangig, Hauptsache: raus aus dem System, raus aus der DDR . Die Ankunft am Sportzentrum war ein bewegender Moment, auch für Klaus Welsch: "Manche hatten nicht einmal einen Koffer bei sich, viele waren ohne Papiere geflüchtet. Diese Menschen waren einfach nur erleichtert, dass sie rausgekommen sind." Mithilfe der Behörden vor Ort wurden im Sportzentrum provisorische Büros installiert. Die Ankunft der Übersiedler war im November 1989 das Gesprächsthema in Erbach . "Der Großteil hat sich auf die Gäste aus dem Osten gefreut. Viele haben damals spontan ihre Hilfe angeboten, Lebensmittel gespendet, sich um die Kinder gekümmert. Ablehnung habe ich fast nie gespürt." Bis zum 18. März 1990 lebten rund 600 DDR-Bürger in dem saarländischen Auffanglager, einige wenige wurden später sogar heimisch.

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