Mehr als die Hälfte des Personals fehlt Viele Kranke und Corona-Fälle: Bechhofer Kita geschlossen

Bechhofen · Mehr als die Hälfte der Erzieherinnen ist ausgefallen, Positiv-Tests auch bei mehreren Kindern. Bürgermeister Sefrin: Verstehe Ärger von Eltern.

 Nach fast einem Dutzend positiver Corona-Schnelltests (Symblbild) bei Kindern und Erzieherinnen soll die Kita-Schließung weitere Ansteckungen verhindern helfen. Zudem fehlt zu viel Personal.

Nach fast einem Dutzend positiver Corona-Schnelltests (Symblbild) bei Kindern und Erzieherinnen soll die Kita-Schließung weitere Ansteckungen verhindern helfen. Zudem fehlt zu viel Personal.

Foto: dpa/Julian Stratenschulte

Eine der größten Kitas der Region ist am Montag für noch unbestimmte Zeit geschlossen worden. Die Corona-Lage und der auch aus anderen Grünen hohe Krankenstand bei den Erzieherinnen habe die Entscheidung, die kommunale Kindertagesstätte Bechhofen bis auf Weiteres nicht zu öffnen, unabdingbar gemacht, bedauerte Ortsbürgermeister Paul Sefrin in einem Telefonat mit dem Merkur.

Zuvor hatte der CDU-Politiker in einer E-Mail informiert: „Die Kita Bechhofen muss wegen des Ausfalls einer Vielzahl von Fachkräften, wegen Krankheit und mehrerer bestätigter, aber auch noch ungeklärter Coronainfektionen, sowohl bei den Mitarbeiterinnen als auch bei den Kindern, durch alle Alters- bzw. vorsorglich gebildeten Betreuungsbereiche, vorübergehend schließen. Sobald sich das Ausmaß der Durchseuchung eingrenzen lässt und absehbar ist wann wir den Betrieb wieder aufnehmen können, werden wir uns umgehend wieder mit den Eltern über unseren E-Mail-Verteiler in Verbindung setzen.“

Auf Nachfrage erläuterte Sefrin, es gebe nach positiven Schnelltest-Ergebnissen jeweils vier bis fünf Corona-Verdachtsfälle bei Kindern und bei Erzieherinnen. Eine weitere Erzieherin sei bereits durch einen positiven PCR-Test definitiv bestätigt Covid-19-infiziert. Sefrin befürchtet wegen des in Kitas naturgemäß engen Kontakts, das noch weitere Infektionen hinzukommen können.

Die aktuelle Corona-Lage ist aber nur ein Teil des Grundes, warum derzeit massive Personalnot herrscht in der Kita Bechhofen. Sefrin: „Wir haben einen hohen Krankenstand. Von unseren 28 pädagogischen Fachkräften sind 15 infiziert oder anderweitig krank.“

Er habe deshalb als Kita-Träger auf Anraten der Kita-Fachkräfte beschlossen, am Montagmorgen die Kita bis auf Weiteres zu schließen. Das Gesundheitsamt Südwestpfalz sei über die Entscheidung informiert worden.

„Leider konnte die Entscheidung den Eltern nicht früher vermittelt werden, da ein Wochenende dazwischen lag und die Sachlage sich erst am Montagmorgen nach und nach eröffnet hat“, schreibt der Bürgermeister. „Das bedauern wir, können es aber leider nicht ändern. Personalüberkapazitäten vorzuhalten ist und nicht gestattet. Hinzu kommt, dass am Arbeitsmarkt nicht ausreichend Erzieher zur Verfügung stehen.“

In dem anschließenden Telefonat mit dem Merkur sagte Sefrin: „Ich kann mich in die Lage der Eltern versetzen – wenn man vor der tür steht, wäre ich auch verärgert gewsen.“

Die Kita Bechhofen hat sieben Gruppen und wird von bis zu 125 Kindern besucht. Wurde die Möglichkeit geprüft, eine Notgruppe anzubieten? „Die Überlegung stand im Raum“, antwortet Sefrin. Notbetreuung sei aber erst dann denkbar, „wenn klare Verhältnisse vorliegen und wenn klar ist, wie viel Personal zur Verfügung steht“. Dafür müsse zunächst „die Infektions- und die damit verbundene Kontaktlage verbindlich geklärt werden. Schließlich geht es um die Gesundheit aller Beteiligten, Eltern, Kinder und nicht zuletzt Erzieher.“

Sefrin erinnert daran, dass wegen der hochansteckenden Omikron-Variante vor einigen Wochen Vorkehrungen getroffen wurden, um trotz einzelner Corona-Fälle nicht gleich die ganze Kita schließen zu müssen. So wurden die unter- und über dreijährigen Kinder getrennt und es wurde dafür gesorgt, dass es möglichst wenig zwischen Personal und unterschiedlichen Kindern gibt. Die aktuelle Corona-Lage und der hohe Krankenstand ließen aber nun leider keine andere Wahl, als doch komplett zu schließen.

Sefrin wies auch auf die sehr hohe Belastung des Kita-Personals in der schon seit März 2020 andauernden Corona-Krise hin: „Die Erzieher stehen in vorderster Front, was die Berührung mit dem Virus angeht.“ Verschärft werde das durch ständige Regel-Änderungen durch die Politik. „Ich kann sagen: Die Erzieher sind am Ende.“

Die Probleme in der Kita Bechhofen seien kein Einzelfall, so Sefrin. Laut der jüngsten ihm vorliegender Zahlen (Stand 4.2.) seien von den 2600 Kitas in Rheinland-Pfalz 111 vollständig geschlossen, 402 teilweise – und von 41 000 Kita-Fachkräften seien 1470 infiziert, von 167 000 Kindern 2583.

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