Krähenberg feiert Ein neuer Stern am Kerbehimmel
Krähenberg · Ida Kau, Emma Kunz und ihre Gruppe bringen frischen Wind in die Krähenberger Feiertradition.
Das Kerbfeiern liegt den Krähenbergern regelrecht im Blut. Am Wochenende war es wieder soweit, die Krähberger Kerb, die der Hämmel, wie die Dorfbewohner seit jeher genannt werden, war eine „Riesensause“.
Rund ums fein herausgeputzte Dorfgemeinschaftshaus wurd groß gefeiert. Ortsbürgermeister Walter Arzt an der Spitze freute sich riesig darüber, dass die Mitglieder des Feuerwehr Förderkreises und der Landfrauen zusammen mit der Gemeinde das mehrtägige Fest stemmen. Doch am größten war die Freude darüber, dass der Straußjugendnachwuchs auf sich aufmerksam zu machen wusste. Das Kommando führt dort die 17-jährige Schülerin Ida Kau und das einfach großartig.
„Hurra, Hurra – das ganze Dorf ist da!“ Mit diesem musikalischen Gassenhauer für die Krähenberger Kerb erschallte Sonntagnachmittag auf den Punkt genau das musikalische Intro zur Kerwerede. 6000 bunte Bändchen zierten den nicht gerade massigen Kerbestrauß, schließlich entwachsen viele der gegenwärtige Straußbubengilde in Krähenberg gerade einmal dem Kindergarten- und Grundschulalter.
Doch was die Brauchtumspflege angeht, spielt das überhaupt keine Rolle. Statt schäumendem Gerstensaft wird ihnen prickelnde Bluna oder andere alkoholfreie Getränke serviert. Beim Kerbeessen sind sie topp dabei und was sie alle zusammen verbindet, tragen sie stolz auf dem Kerbe-T-Shirt für alle sichtbar zur Schau: „Ihr seid sexy, ihr seid styler – wir sind Dorfkind, das ist geiler!“ Handgroß das bekannte Dorfwappen mit dem niedergehenden Meteoriten auf der Brust und riesengroß in knackigen Farben auf dem Rücken, groß mit dem Ortsnamen sozusagen als Überschrift.
Gestandene Männer mit entsprechender Muskelkraft ausgestattet, haben beim Anbringen des Kerbestraußes an der Front des Feuerwehrgerätehauses geholfen, der Nachwuchs direkt dabei, damit sie sich für später die Handgriffe und das gesamte Handling einprägen können. Als Ida Kau mit Baseballmütze und großer Sonnenbrille bei herrlichem Kerbewetter auf der Leiter ihren Platz einnimmt – zusammen mit der zweiten, 14-jährigen Kerwerednerin Emma Kunz – wird es auf dem Kerbeplatz schlagartig still, denn jetzt kommt der große Moment der diesjährigen Kerberede.
„Servus, Grüezi un Hallo – Abstand, Marke, Pipapo. Pandemie un Schandemie - die Stimmung war im Arsch wie noch nie. So war’s leider die letschde Johr gewehn, hat die Straußjugend zerstört ganz scheen. Gefeiert wurd do nur im kleene Rahme, han sich dodurch a ereignet net so viele große Drame. Kee Straußjugend un kee Red am Kerwesunndaah, das muss wieder annerschd werre, war für uns klar!“
Die Kerberednerinnen ernteten mit ihren Versen Beifallssturm um Beifallssturm. „Jezzd steht widder Straußjugend hier, a wenn e Teil devun noch net mo drinke derf gudes Bier. Abber fa die Tradition zu erhalte, mache mirs bevor ma han Falte. Un jetzt losse mir hochläwe die Kerb, un mir kenne das süperb!“
Aus Kinder- und Jugendkehlen erklang dann in Orkanstärke der altbekannte Kerbeschlachtruf welcher auch für die „Kräberjer Hämmel“ gilt: „Unn die Krääberjer Kerb soll läwe…“ Köstlich, wie die Rednerinnen es verstanden, das sicher mehr als 100-köpfige Publikum bei Laune zu halten.
Nicht vom Kinder kriegen, Autoschrotten und Partygelüsten war in diesem Jahr bei der Kerberede in Krähenberg die Rede. Nein Ida Kau und Emma Kunz zogen andere Register und begeisterten dennoch. So auch mit der Geschichte über den Gewinn eines Preises im Wochenblatt, der 500 Euro für die Kinder- und Jugendgruppe einbrachte und sich die fleißige Arbeit unter dem Synonym „Altglas-Express“ wahrlich mehr als ausgezahlt habe: „Mit em Bollerwänche un großem Geschebber, zum Altglascontainer bei jedem Wetter.“
Dass sich die Krähenberger Dorfpolitik derzeit ganz auf die Kinder und Jugend konzentriere, ließen die Rednerinnen keineswegs unerwähnt. Der neue Jugendraum sei jetzt nach jahrelanger Arbeit endlich hergerichtet und habe auch bereits seine „Feuertaufe“ hinter sich.
Dass mit dem neuen wiedergewählten Ortsbürgermeister Walter Arzt auch etliche neue Gesichter im Gemeinderat zu erblicken sind, war besondere Meldungen wert und überhaupt, dorfpolitisch war die Kerberede ohnehin: „E bissje politisch bleib ich jetzt mo, weil ich sieh unsere ganz Staatsspitz is do“, verkündeten die Rednerinnen und tatsächlich feierte mit Ortsbürgermeister Walter Arzt auch ganz vergnügt der Verbandsbürgermeister Patrick Sema das zünftige Kerbefest. „Ich hab das Ganze mo analysiert, wie das bei uns so politisch passiert. Der Gemeinderat , das sin sechs Leit, de fer Krähberch stehn bereit. Un wenn am mo genau guggt wer do so is drin, do kommt ma so einiges in den Sinn“. Vom Chef Walter bis hin zum Zweiten dem Jan.Und einer bekam an diesem Nachmittag besonders viel Applaus, das ist Dominik Deller gewesen, der nunmehr im Rat einen Sitz habe und davor über zehn Jahre an jedem Kerbesonntag als Redner die Krähenberger und ihre Kerbegäste begeisterte. Wie schon das schmucke T-Shirt deutlich machte, an Selbstbewusstsein mangelt es dem Krähenberger Straußnachwuchs wahrlich nicht: „Mir Dorfkinner sin hipp und gscheit, mutig und locker, im Kinnergarde fahre mir schun wie e Rocker …!“