Kerwe Großsteinhausen Wo man die Feste feiert, wie sie fallen

Großsteinhausen · Nach dem Kerwespiel gab es in Großsteinhausen am Sonntagabend eine Rede zu hören, die sich gewaschen hatte.

 Samira Fink-Reidenbach und Yannik Mangold hatten bei der Kerwerede schnell die Lacher auf ihrer Seite.

Samira Fink-Reidenbach und Yannik Mangold hatten bei der Kerwerede schnell die Lacher auf ihrer Seite.

Foto: Norbert Schwarz

„Herzliche willkomme uf de Großsteenhauser Kerb, ich derf se wieder so nenne, un mir alle duhn wieder so feire wie mas duhn von frieher kenne“, riefen Samira Fink-Reidenbach und Yannik Mangold den vielen lauschenden Kerwegästen zu, die sich, wie es in Großsteinhausen zur Dorfkerwe üblich ist, in den frühen Sonntagabendstunden nach dem Kerwespiel der heimischen Kicker beim Sportheim versammelt hatten, um die Dorfneuigkeiten zu erhaschen, welche nach altem Brauch vom Dach des Sportheim-Einganges verkündet wurden.

Corona und immer wieder Corona. Ja, letztes Jahr habe die Pandemie dem Feiern noch regelrecht den Garaus gemacht, aber diesmal sei alles wieder im Lot und stellvertretend für alle, die sich zum zünftigen Feiern versammelten, meinte das Duo Samira und Yannik: „Aber dissjohr is unser Kerweprogramm wieder ersti Sahne, dass des fa so mancher hart werd, is zu erahne! Fer diesjohr han mir uns wieder e paar Reime ausgedacht, un wie immer hat uns des a Spaß gemacht!“

Das bekannte „Prost, Prost Kamerad“, von allen Staußmädels und Straußbuben fetzig a capella vorgetragen, stimmte passend alle auf die Neuigkeiten ein und die hatten sich einmal mehr in Großsteinhausen im wahrsten Wortsinn „mächtig gewaschen“. Wer nämlich glaubte, dass in der Corona-Zeit in Großsteinhausen nichts passiert sei, der befand sich gehörig auf dem Holzweg, wie das immer wieder schallende Gelächter vieler beim Vortragen der Kerweneuigkeiten belegte.

So etwa das erste offizielle Hähnchenfest im Sportheim nach den enthaltsamen Monaten, coronabedingt. Dass die seit Jahren geplante Grillhütte am Ortsrand fast fertig ist, wurde extra erwähnt und weil dieses Ereignis doch als „dorfbedeutend“ erachtet wurde, sei der Gerstensaft gleich zwei Tage hinweg geflossen. Mehr noch, selbst „Auswanderer habe dieses Jahresereignis wieder zurück nach Großsteinhausen gelockt, was sich dann am Sonntag in der Kerwerede wie folgt anhörte: „Bei so em Feschd duds ah Ausgewanderte wieder hem locke, un so dud uf emol ah de Helmut dort obbe hocke. Der fand es awwer net scheen dass es nur hat Bier geb. Fa e Jacky-Cola hätt der alles gemacht, der Depp!“

Überhaupt, bei der Grillhütte, noch offiziell noch nicht fertiggestellt, würden die Feste bereits in Akkordzeit gefeiert, denn mit dem Flammkuchenfest sei ein weiteres Festhoch bei der Grillhütte ausgebrochen. Urlaubsfreuden im fernen Griechenland wurden preisgegeben und auch auf die Ortspolitik hatten Samira und Yannik ein Augenmerk gelegt: „Ihr Leid, ihr han des alle schun mitgrieht, Großsteenhause hat bald e Neibaugebiet. Bestimmt han ihr ah schon gehert, dass des e paar Leid aus em Dorf ganz schen stert. Die ganz Sach dud sich jetzt leider ganz schen ziehn, weil die die sich beschwere de Bedarf enfach net siehn. Viele junge Leid aus Großsteenhause wolle dort baue, un ich wes net, warum ma versucht des denne zu versaue…!“

Der Frühschoppen am Kerwemontag war gleich den Jahren vor Corona durchaus angemessen, die Feierfreude geradezu grenzenlos. Ganz nach dem Wahlspruch, den die beiden Kerweredner auf dem Eingangsdach des Sportheims zusammen mit den übrigen Straußmädels und Straußbuben schmetternd am Ende zuriefen: „Un die Großsteenhauser Kerb un alles was drum und dranhängt soll lewe…“

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