Dietrichingen feiert Eine Kerwerednerin fürchtet Corona nicht

Dietrichinger · In Dietrichingen wurde am Wochenende soweit gefeiert, wie die Vorschriften es zuließen.

 Kurze Verschnaufpause bei der Kerwered in Dietrichingen.

Kurze Verschnaufpause bei der Kerwered in Dietrichingen.

Foto: Norbert Schwarz

„Unn die Dirrichinger Kerb sie leeebbd!“ Ein bunter Kerwestrauß der in unmittelbarer Nachbarschaft des Dorfgemeinschaftshauses, bei Leos Pizzeria angebracht ist, Julia Stegner als Kerwerednerin, etliche freiwillige Helfer und eine stattliche Bürgerschar, die den Kerweneuigkeiten lauscht: So das Bild am Sonntag in der Dietrichinger Hauptstraße beim Dorfgemeinschaftshaus. „Mer han die Kerb wieder hochgepäppelt – unn Corona kann uns die net kaputtmache…“ gab sich Ortsbürgermeisterin Ulrike Vogelgesang überzeugt.

Schlimm genug, dass das Feiern im zuletzt bekannten Stil eh nicht stattfand, insbesondere auf die Veranstaltungen über die Kerwetage im Dorfgemeinschaftshaus verzichtet werden musste. Wie sehr die Dorfbewohner zumindest auf die Kerwerede gewartet haben, war am Zuspruch abzulesen, als Julia Stegner, mit einer Flasche Wein für die Straußtaufe bewappnet, einige Stufen der Leiter hochstieg, um nicht nur einen besseren Kontaktüberblick zu den Lauschenden zu haben, sondern vor allem, um gehört zu werden.

„Ihr liewe Leid und Kerwegeschd, ich hoff mir han trotz dem bleede Virus eh scheenes Feschd“, sprudelte es aus der Kerwerednerin gleich zum Auftakt heraus und der spontane Szenenapplaus zeigte, Julia hatte voll ins Schwarze getroffen. „Ach wenn Corona iwwer uns schwebt, die Tradition im Dorf doch weiter lebt.“ „Bis März war do noch alles ganz normal, deno wars Läwe wor zur leidenden Qual. Ich steh jetzt do un muss eich nochmal druff uffmerksam mache, der Abstand und die Mask sinn aber ah net nur dumme Sache.“

Dass auf die sonst übliche Straußmädels und Straußbuben-Karawane in diesem Jahr habe verzichtet werden müssen blieb nicht unerwähnt, doch Kerwetage ohne Kerwerede – das sei auf keinen Fall machbar gewesen, versicherte die frohgelaunte Rednerin.

Die Wahl des Wahl-Dietrichingers Björn Bernhard zum Verbandsbürgermeister stand im Ranking der Kerweneuigkeiten verständlicherweise ganz oben an. „Ledschdjohr an Kerwesundah wurd de Björn zum Verbandsboijemäschder gewählt, genuch Leid han denn vor dem Ergebnis noch verhöhnt. Die han gement des gäbd e knappi Sach, abber de Vorsprung vom Björn war uff kenne Fall schwach“, rief Julia Stegner allen nochmals in Erinnerung und mit Beifall bedachten auch jetzt wieder die Zuhörer dieses außergewöhnliche Wahlergebnis.

Die nächtliche Werbeaktion der örtlichen Feuerwehr blieb nicht unerwähnt, wenngleich die mitternächtliche Ruhestörung doch für Furore sorgte. Aber die Hauptsache sei unterm Strich doch, dass weitere weibliche Präsenz die Schlagkraft der Feuerwehr vor Ort verstärke. Die Waldschdrooß sei jetzt auch durch einen Kleintier-Streichelzoo bekannt. Über den Tierlärm allerdings würde sich nicht jeder Nachbar freuen, weshalb Juli Stegner zur Kerwerede allen in Erinnerung rief: „Ihr liewe Leid so is es halb mol uffem Dorf, ma kann halt net alles han was ma will im Lewe. Eijer Gemüter aber müsse wege so nem Quatsch uff kennem Fall bebe!“

Geimpft wurde der Kerwestrauß ganz zum Schluss und wie konnte es anders sein, der Name konnte nur „Corona“ sein. „Geimpft wersch du mein Guter uff de Name Corona. Ich hoff durch denne Wein falsch du jetzt net noch ins Koma. Bevor mir duhn es End von de Kerb genieße, duh ich denne Baam mo ordentliche begieße…!“

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