So war die Kerwe in Reifenberg Von ausgebüxten Kühen bis Pfarrer Antonio

Reifenberg · Die Kerweredner in Reifenberg ließen einen bunten Strauß an Ereignissen der vergangenen zwölf Monate mit spitzer Zunge Revue passieren.

Hauptort des Geschehens der Kerb in Reifenberg war das SC-Sportheim. Von der Überdachung des Freisitzes aus wurde die Kerberede gehalten. Maskottchen dabei, der „Reifebaer“, welcher auch die T-Shirts in diesem Jahr zierte.

Hauptort des Geschehens der Kerb in Reifenberg war das SC-Sportheim. Von der Überdachung des Freisitzes aus wurde die Kerberede gehalten. Maskottchen dabei, der „Reifebaer“, welcher auch die T-Shirts in diesem Jahr zierte.

Foto: Norbert Schwarz

Strahlend blauer Spätsommerhimmel, mit der Sonne am Firmament strahlen die Kerbefeiernden von Reifenberg geradezu um die Wette. Um die frühen Nachmittagsstunden geben sich viele der Dorfbewohner zusammen mit ihren Kerbegästen beim Sportheim ein Stelldichein, denn dort ist Hochstimmung angesagt. Zusammen mit ihrem Maskottchen „Reifenbaer“ haben am Sonntag auf der Dachschräge des angebauten Freisitzes Lukas Keßler und Tim Panter mit ihren Strohhüten auf dem Haupt und den weißen Kerbe-T-Shirts Platz genommen, um ihre Neuigkeiten unters lauschende Kerbevolk zu bringen.

„Vorbei ein Jahr Leidenszeit, mir Buwe waren selten so bereit. Ich hoff ihr habt genau so Luschd, lasst hinner euch, der Kerbefruschd … .“ Die markigen Worte aus luftiger Höhe, per Mikro verstärkt verstanden alle – das Feiern der Dorfkerb steht bei etlichen Bürgern des Ortes und das nicht allein bei den Burschen und jungen Männern hoch im Kurs. Die Reifenberger Kerb ist auf ihre spezielle Art und Weise weiterhin lebendig, hat immer wieder Brauchtumspfleger, die sich für das Kerbfeiern im Ort stark machen und einsetzen, wie am vergangenen Sonntag auch das Vorlesen der Kerberede beim SC-Sportheim deutlich machte. An Informationsmaterial, um in der Kerberede erwähnt zu werden, mangelte es jedenfalls nicht und die lange Geschichte um die ausgebüxten Kühe im Reifenberger Wald unterhalb des Pfarrhöfchens stand dabei gleich an erster Stelle. „Ihr erinnere eich bestimmt noch an die Kieh im Wald von ledschd Johr. Eens is sicher, denne hat’s dort besser gefall als em onner seine Kieh mit de Stuntshow vorm eigene Stall!“

Nicht vergessen auch der Mülleimerklau der Kleinen, was allerdings bei manchen Besitzern letztendlich doch zu erheblichem Verdruss führte. „On Hexennacht die Mülleimer geklaut, die Kinner han sich e Scherz erlaubt. Leider fand des de Besitzer ned so witzig – drum stieg er ins Auto, ganz schän hitzig. Losgerast, wie de Schumi zu seine beschde Zeite, manch äner lost sich vom Zorn ganz schän verleite …!“ Neben einem Kuhstall ging es dann den Abhang hinunter und schließlich „es Maul uffgeschlaa“: „Es war eben ned soi beschder Dah. Die Kinna sollten’s büßen, doch die Anzeige lässt grüßen!“

Vom „Liebesbunker Hannes“ ist in der Rede die Sprache gewesen und Befürchtungen wurden dahin laut, dass vielleicht ganz Unbeteiligte auch noch das „Etablissement“ einweihen. Von den Bauernprotesten ist die Rede gewesen und dem Umstand, dass manche an Bushaltestellen müssen jämmerlich frieren. „So iss das, wenn ma no de Kerb e Schlofplatz sucht, do hart er sich bei booking.com wohl die Bushaltestell gebucht. Zum Glick war die noch frei, weil er hods Kerbeentche debei. Es hat net long gedauert un de Rettungswage is komm, aber des hat ne ned viel gebrung. Er saht zu den Sanitäter: Losse mich in Friede, ich geh ans Kapellche, do es e neiji Liege!“

Der Kerbestraußklau aus dem letzten Jahr durfte natürlich in der Kerberede heuer nicht unerwähnt bleiben und ward dem lauschenden Kerbevolk in aller Ausführlichkeit kundgetan. „Letschd Johr wurd unser Strauß geklaut, das hannse sich nur emol getraut. So Babbkepp ausem Nachbarort! Des war ned es letschde Wort. So manche hann gelauschd, ruckzuck waren die Ortsschilder vertauscht. Vom Verursacher eine gute Tugend, denn lieber die Neimiller, als die Masswillerer Straußjugend.“

Mit Geschichten über Ausflüge der Straußbuben wurden die Erzählungen bereichert. Für viel Gelächter sorgten jene Schandtaten, bei denen die stillen Örtchen vertauscht wurden und nur noch die Rettung über Fluchtfenster einen Ausweg möglich machte. Bekannt ist jetzt in Reifenberg auch Schwedens Stinkfisch Nummer eins, der Surströmming. Dass mancher für Geld in Reifenberg alles macht, ist nunmehr gewiss, der Duft der großen weiten Welt der kommt aus Schweden. Passend für die tollen Kerbetagen von Reifenberg der gute Rat am Schluss: „Miss das Leben nicht in Tagen – zähl Momente, die rausragen!“

Kaplan Anthony ist übrigens schon zum Pfarrer Antonio befördert worden. Sein neuer Verein, der sei spitze und fein, denn dank ihm fühlen sich Kinder in Indien nicht mehr allein.“ Dankesworte auch für Alice,Anna und Nicole, denn dank euch, so das Rednerduo, „sinn ma jedes Johr rotzevoll“. Förster Gries wurde gleichfalls gelobt „fer de Baam, so geile Leid gebd’s noch kaum. Fer im Winter noch e scheeni Ficht, dann fehlt’s am zweit Weihnachtsmarkt in Reifeberch an nichts!“