Kerb in Lambsborn Die Party mit dem Vierbeiner

Lambsborn · Bei der Lambsborner Kerb wurde wieder der „Hammel ausgetanzt“.

 Ein Brauch, den es kaum mehr gibt: der Hammeltanz. Auch diesmal lockte er viele Zuschauer und Mitfeiernde an.

Ein Brauch, den es kaum mehr gibt: der Hammeltanz. Auch diesmal lockte er viele Zuschauer und Mitfeiernde an.

Foto: Norbert Schwarz

Einfallsreich, originell, herzerfrischend und in jeder Beziehung unterhaltsam. In Lambsborn wird noch nach uraltem Brauch die Dorfkerb gefeiert und alle stehen nicht allein hinter den Straußmädels und Straußbuben, sondern hinter der Brauchtumspflege generell. Das weit über die Ortsgrenzen bekannte Dorfrestraurant „Zum Kuckucksnest“ ist dieses Wochenende wieder für die Kerb Dreh- und Angelpunkt gewesen. Von dort aus zogen jetzt zum Kerweausklang auch die 14 Straußmädel und Straußbuben, um den weiterhin beliebten Hammeltanz zu zelebrieren.

Tanzen muss dabei nicht der Hammel, er stand dennoch im Mittelpunkt als vielfach fotografiertes Kerbemotiv. Von der Stammkneipe „Zum Kuckucksnest“ zogen Straußmädels und Straußbuben, begleitet von vielen Schaulustigen, Groß und Klein dem musikalischen Trio Lothar Agne, Manfred Wagner und Jürgen Zimmermann – ihnen war für diesen Marsch extra ein rollender Untersatz zur Verfügung gestellt worden – zum Dorfende in Richtung Nachbarortschaft Bechhofen. Straußmädels und Straußbuben zusammen mit dem Hammel vornweg, der es sichtlich genoss, von einer derart lustigen Kerbegesellschaft begleitet zu werden.

Der obligatorische Ruf: „Wem iss die Kerb“ erschallte immer wieder und aus vielen Kehlen kam stets in Orkanstärke die gleiche Antwort: „Lambschborre!“ Bei der Hofstraße angekommen, vermischten sich Wartende und Zugvolk in Windeseile. Schnell waren die Vorbereitungen fürs Austanzen des Hammels getroffen. Den dafür notwendigen Rosenstrauß hatten die Straußmädels dabei, bunt und unecht ist er gewesen, doch das sollte an diesem Kerbedienstag keine Rolle spielen. Hauptsache, er erfüllt seine Funktion. Der bunte-gemixte Rosenstrauß machte nämlich unter den tanzenden Paaren von Straußmädels und Straußbuben die Runde, und wer diesen Strauß just in dem Moment in Händen hielt, als ein krachender Schuss fiel, musste den „ausgetanzten Hammel“ an der Spitze des Zuges wieder zum „Kuckucksnest mit Tross zurückführen. Früher, so der Brauch in manchen Orten, war der Hammel als Vesper noch verzehrt worden, in Lambsborn durchgesetzt hatte sich allerdings die Vorgabe, dass die Hammelführenden nach dem Tanz für alle mehr als nur eine Kerberunde spendieren mussten.

Höhepunkt der Lambsborner Kerbetage, die bereits am Freitag ihren Anfang nahmen, ist allerdings am Sonntag einmal mehr die großartige Kerberede gewesen, welche Franziska Baus und Sofie Fernandez beim „Zum Kuckucksnest“ hielten. Erheiternd, mit viel Witz und grandioser Gestik. Wie stets in weißer Bluse und schwarzem Jackett, dazu den Zylinder ins Haupthaar gedrückt.

„Ihr liewe Leit und Kerbegäschd, es ledschde mol far eich do owwe im Neschd. Von Lambsborn Weschd (gemeint ist Bechhofen) un de Sickingerheh, sinner do her komm un dun vor uns steh´. Der Nachbarschaftsdisput ganz in der Nähe der Kerbestätte am Sonntag führte dazu, dass Franziska gar zunächst ihren Platz am neuen Gartenzaun einnahm, bevor sie zurückwanderte ins eigentliche Kerbeneschd. „Beim Kobel im Hof – ihr wisses all, gibt´s seit kurzem e Infahrt-Trennungs-Wall“.

Die Lacher unter den zahlreichen Zuhörern hatte das Rednerduo schnell auf seiner Seite und wusste auch mit einem guten Ratschlag allen zur Seite zu stehen: Vorher drüber schwätzen! Unter der Überschrift Kurznachrichten wird das Dorfgeschehen großartig auf die Schippe genommen und so manches bisher nicht bekanntes Ereignis ans Tageslicht gebracht.

Von Hausabrissen ist dabei ebenso die Rede gewesen wie etwa den Lkw-Geschichten, wenn der Lkw spazieren fährt. Der Knaller aber dann für alle, Minister Schweizer in Lambsborn, zusammen mit Margit Mohr. Die lässt sich von höchster Stelle erzählen was sich da zugetragen hat, als Sauhirte Bernd sich diesem vorstellt, da er zuvor noch nie den Sozialminister gesehen hatte. Das Kerbevolk kommt aus dem Lachen kaum noch heraus, denn nur bei einer fetzigen Kerberede sind solche Begebenheiten zu hören.

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