Katastrophenschutz-Broschüre gibt Tipps vor allem für Stromausfälle Stadt Hornbach rät Bürgern, Notfallvorräte anzulegen
Hornbach · Bürgermeister Reiner Hohn will keine Panik verbreiten, aber mit einer neuen Broschüre dabei helfen, auf Stromausfälle und andere Probleme vorbereitet zu sein.
Was tun, wenn längere Zeit der Strom ausfällt, und zum Beispiel Kühlschränke und Heizungen nicht mehr funktionieren? Was in Deutschland lange nur als rein hypothetische Frage galt, hat durch die Hochwasserkatastrophe letztes Jahr im Ahrtal an Aktualität gewonnen. Die Hornbacher Katastrophenschutzgruppe und Stadtbürgermeister Reiner Hohn (FDP) haben jetzt gehandelt – und eine neue Broschüre herausgegeben, mit der die Bürger/-innen in Hornbach einen schnellen Überblick bekommen sollen, was sie präventiv selbst tun können, um für große Stromausfälle und andere Katastrophen bestmöglich gerüstet zu sein.
„Auch wenn wir uns hier sicher fühlen, können wir Ereignisse, die den geordneten Alltag unserer Gesellschaft auf den Kopf stellen, nicht ausschließen“, schreibt die privat organisierte Kat-Gruppe im Vorwort der von ihr erarbeiteten Katastrophenfall-Broschüre. „Deshalb ist es wichtig, gut vorbereitet zu sein. Diese Broschüre zeigt Ihnen, wo Sie im Ereignisfall Informationen erhalten und Hilfe finden. Zudem erfahren Sie, wie Sie sich auf eine Evakuierung in Ihrer Gemeinde und auf einen länger andauernden Stromausfall vorbereiten können.“
Nach Erklärung von Alarm-Signaltönen macht die Broschüre auf den „Notfalltreffpunkt“ in Hornbach aufmerksam: das Feuerwehr-Gerätehaus in der Bahnhofstraße 2. Dies sei „erste Anlaufstelle“ für „Hilfe und Informationen“. Auch im Falle einer erforderlichen Evakuierung soll man hierhin gehen (aber nur das Nötigste wie Medikamente mitnehmen, maximal ein Gepäckstück).
Wichtig sei, sich auf längere Stromausfälle vorzubereiten. Hierzu enthält die neue Broschüre eine Checkliste sowie ein Merkblatt. Empfohlen wir unter anderem, zuhause Trinkwasser- und Lebensmittelvorräte (eine lange Liste haltbarer Waren, die keine Kühlung benötigen) anzulegen, „stets eine gewisse Menge Bargeld zuhause“ zu haben, gegebenenfalls für Kaminöfen Holz oder Kohle vorrätig zu halten oder ein batteriebetriebenes Radio, Kerzen, Taschenlampen und Campingkocher zu lagern.
Auf der Homepage der Klosterstadt Hornbach, auf der die Broschüre verlinkt ist, heißt es auf der Unterseite der Kat-Gruppe auf die Frage, was die größten Bedrohungen sind: „Neben den immer extremer werdenden Wetterkapriolen mit Sturm, Überschwemmung etc. betrachten wir mit Sorge den Energiesektor. Fallen im „Energie-Erzeuger-Mix“ z. B. bei den erneuerbaren Energien gleich mehrere Zweige weg – z. B. gleichzeitig keine Sonne, kein Wind = kein Solar-Strom, keine Windkraft (= ca. -18%!) und das ggf. gepaart mit einem weiteren Ereignis (Orkan = Strommasten knicken), so kann es zu einer allgemeinen Unterabdeckung kommen, in dessen Folge das Stromnetz kollabieren kann. Fallen in der folgenden Kettenreaktion gar komplette Kraftwerke aus, so dauert es meist mehrere Tage oder Wochen, bis diese wieder angefahren werden können. Dann käme es zum BlackOut und es gäbe keinen Strom mehr. Das hätte große Folgen in allen Lebensbereichen! Ebenso könnte durch einen Hackerangriff auf Energieversorger ein BlackOut herbeigeführt werden, hier besteht momentan die größte Gefahr!“
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Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe allerdings hält solche Fälle für sehr unwahrscheinlich, empfiehlt auf seiner Homepage aber ebenfalls, sich vorzubereiten: „Die Qualität der Stromversorgung ist in Deutschland außerordentlich hoch. Großflächige langanhaltende Stromausfälle hat es in Deutschland bisher nicht gegeben, würde es allerdings dazu kommen, wären diese in allen Lebensbereichen zu spüren. Kommunikation, Gesundheitsversorgung, Mobilität und Lebensmittelversorgung – all diese Bereiche wären eingeschränkt, gestört oder würden ausfallen. Ein solches Szenario ist sehr unwahrscheinlich, aber es ist dennoch plausibel (Reasonable Worst Case Szenario).“
Seit einigen Tagen ist die Broschüre der Hornbacher Kat-Gruppe, gemeinsam mit einer Broschüre des Bundesamtes, bereits in vielen Hornbacher Haushalten verteilt worden – begleitet von einem von Bürgermeister Reiner Hohn unterzeichneten Brief. Dieser sorgte am Wochenende und am Montag für viele Diskussionen in Facebook-Gruppen vor allem in Hornbach und Zweibrücken. Zweifel an der Echtheit waren schnell geklärt. Einige Kritiker störten sich am alarmistischen Tonfall – doch ganz überwiegend gab es viel Lob dafür, dass Hornbach seine Bürger/-innen auf Katastrophenfälle vorbereite: Daran sollten sich auch andere Kommunen ein Beispiel nehmen.
Auch bundesweit verbreitete sich der Aufruf via Social Media. Für seinen (derzeit abwesenden) Vater nahm Thomas Hohn allein am Sonntag gut 30 Anrufe in der Sache aus ganz Deutschland entgegen. Von Hamburg, Berlin, Eisenach, Stuttgart und mehr. Zwei Drittel der Anrufer äußerten sich positiv, ein Drittel negativ.
Der von Bürgermeister Reiner Hohn unterzeichnete Brief beginnt mit den Worten: „Wir leben im Moment in einer unruhigen Zeit: Coronapandemie, Versorgungsengpässe, Gasversorgungskrise, Strommangel, Preissteigerungen und insbesondere im Baugewerbe Lieferprobleme. Falls jetzt noch in dieser letzten Phase dieses Winters ein Kälteeinbruch kommt, wie aktuell in den USA, so könnten wir ein Stromversorgungsproblem bekommen.“ Hohn fragt die „lieben Mitbürgerinnen und Mitbürger“: „Sind Sie darauf vorbereitet? Falls nicht, bitte ich Sie: Versorgen Sie sich mit allem, was in den beiliegenden Broschüren beschrieben ist (mind. für 14 Tage).“
Auf Merkur-Anfrage bedauerte Bürgermeister Reiner Hohn am Montag: „Einige Sätze waren vielleicht ein bisschen zu alarmistisch.“ Er verstehe, wenn insbesondere ältere Menschen dadurch beunruhigt seien. Dies wolle er so natürlich nicht. Grundsätzlich wichtig sei ihm aber, darauf aufmerksam zu machen, wie man sich mit einfachen Mitteln auch auf unwahrscheinliche, aber mögliche Notfälle vorbereiten kann. Deshalb begrüße er das Engagement der etwa 20-köpfigen Hornbacher Katastrophenschutzgruppe sehr. Sie wurde 2017 von Rolf Behnke initiiert.