Grumbeer-Ernte Sickingerhöhe Ameisenplage kostet viele Kartoffeln

Mal zu nass, mal zu kalt, mal zu trocken: Auch das Wetter bereitete dem „Ackergold“ von Bauer Karl Gortner dieses Jahr einige Probleme.

 Die Sickingerhöhe war früher ein Hauptanbaugebiet für die Kartoffel. Karl Gortner ist einer der Wenigen, die noch auf großer Fläche anbauen.

Die Sickingerhöhe war früher ein Hauptanbaugebiet für die Kartoffel. Karl Gortner ist einer der Wenigen, die noch auf großer Fläche anbauen.

Foto: Norbert Schwarz

Lambsborn 400 Tonnen des seit Jahrzehnten gerühmten „Ackergoldes“ der Sickingerhöhe hat einer der wenigen verbliebenen Kartoffelanbauer Karl Gortner aus Lambsborn auf Lager. Der einst als Milchkuhstall mit längsseitigen Stellplätzen für die Rinderaufzucht konzipierte Stall dient heute als ideale Lager für die verschiedenen Kartoffelsorten.

Westpfälzische wie saarländische Kundschaft findet gern den Weg zum Lambsborner Karl Gortner, der umweltfreundlich den Kartoffelanbau ohne jeglichen Chemieeinsatz mit Ehefrau Henny, Sohn William und weiteren Familienmitgliedern seit Jahren erfolgreich betreibt.

Wie zufrieden ist Kartoffelbauer Gortner mit der diesjährigen Ernte? Der Endsechziger mit Vollbart und schwarzer Skimütze auf dem Haupthaar, die sowas wie Erkennungszeichen des engagierten Hofbauern sind, scheint auf diese Frage gewartet zu haben, denn prompt sprudelt es aus dem Bauern mit Leidenschaft und großem Herzen für alles was in der Landwirtschaft passiert, nur so heraus. Eine bisher nicht gekannte Ameisenplage, unterschiedliche Erträge je nach Ackerlage, Veränderungen beim Kleinklima, eine bisher nur selten gekannte Kartoffelfäule, die beim Sortieren nicht auszumachen ist und, und, und ... .

Mit Ehefrau und Sohn betreibt Karl Gortner, der sich trotz umfangreicher Hofarbeit auch für einige Jahre stark in der Kommunalpolitik seines Heimatortes engagierte und eine Wahlperiode Ortsbürgermeister ware, in der vierten Generation den Hof, auf dem der Kartoffelanbau schon immer eine große Rolle spielte. „Wir betrieben von Anfang an bis zum Schluss 2013 eine Verschlussbrennerei. Das Ausgangsprodukt für den Alkohol war die Grumbeer auf gut pfälzisch, für die Stadtleute die Kartoffel. Der frühere Kuhstall war so konzipiert, dass eine spätere Nutzung als Großlagerhalle für die heutige Erdknollen möglich wurde.“ Mit Glanz in den Augen erzählt Gortner, wie auf der Stallseite, wo früher die Rinder aufgezogen wurden, heute das „Ackergold“ in unterschiedlicher Form lagert, geordnet nach Schwere, Schalenfarbe und Geschmack. „Dort, wo früher die Gülle abfloss, können wir heute das aufgefangene Regenwasser durchleiten. Damit bekommt die Lagerkartoffel Frischluft von unten, schaffen wir ein ganz besonderes Lagerklima in der Halle, die gegen Tageslichteinfall abgedunkelt ist. Alles, um auf ganz natürlichem Weg ein Keimen der Kartoffel zu unterbinden.“

Anbauchemie ist bei Karl Gortner wie den mitarbeitenden Familienmitgliedern gänzlich verpönt. Auch nicht draußen auf dem Feld, selbst nicht beim Schädlingsbefall wie jetzt bei der bisher unbekannten Ameisenplage, wo nicht versucht wird, mit der „Chemiekeule“ Änderungen herbeizuführen.

„Das mit den Ameisen haben wir bisher im Anbau überhaupt nicht gekannt, da stehe ich im Augenblick noch vor einem Rätsel“, stellt Karl Gortner fest.

Er hat sich längst auf den Kartoffelanbau spezialisiert, verfügt über ein ungemeines Wissen in Sachen Anbau und teilt dies auch gern mit der Hofkundschaft, wenn die wie jetzt zum Hofmarkt auf den im geschlossenen Geviert liegenden Hofmarkt in der Talstraße von Lambsborn kommt.

Bis zur Ausreife bleibt die Erdknolle im Acker, denn nur dort kann der Geschmack zur vollen Reife bei der Kartoffel kommen, sagt Karl Gortner, der sich damit täglich intensiv auseinandersetzt.

Die Ameisenplage schadete dem Anbau zu gut 20 Prozent, ließ die Grumbeer „verkribbeln“, wie es Gortner formuliert. Sonst setzen Mai- und Junikäferlarven dem Knollengewächs zu, wegen der diesjährigen Nässe seien dafür die sonst schädlichen Drahtwürmer weitgehend ausgeblieben.

Auf zehn Hektaranbaufläche baut Karl Gortner das „Ackergold“ an. Rund ums Dorf, Bruchböden nahe der Nachbarortschaft Bruchmühlbach bis hinauf auf die Sickingerhöhe nahe Martinshöhe. Der Höhenunterschied beträgt 150 Meter, die Anbauböden reichen von Sand über rotem Ton bis zum guten Lehmboden nahe Martinshöhe.

In einem bestimmten Zyklus werden die Äcker bestellt. Ein Fruchtfolgewechsel (obwohl wieder Kartoffeln in den Acker kommen) sei unbedingt notwendig, erklärt Gortner und stellt fest: „Die jeweilige Sorte muss zum Boden passen.“ Mehlig oder festkochend, mit feiner, dicker oder gar roter Schale.

Neue Sorten testet der Lambsborner Anbauer zudem. Jeweils zwei im Anbaujahr. „Talent“, eine mehlige Kartoffel, sei in den vergangenen fünf Jahren ein Renner bei der Kundschaft gewesen, doch Karl Gortner sieht bei dieser Sorte rückläufige Tendenzen. Dafür sei geschmacklich wie in der Ergiebigkeit bei ihm in diesem Jahr die „Karelia“ groß herausgekommen. Belana und Marabel seien weiterhin und dauerhafte Anbaurenner. Gortner hat die Erfahrung gemacht, dass die Marabel nicht in schwere Böden sollte, weil die um „Hindernisse“ herumwachse.

Die Ernte ist inzwischen abgehakt, im Schnitt rechnet Gortner mit 50 Tonnen pro Hektar. 90 Tonnen mussten allerdings jetzt schon aussortiert werden, weil das Wetter in diesem Jahr für die „Grumbeer“ zu nass, zu kalt und dann wieder zu trocken war.

„Aus der Region“ ist für Karl Gortner zielführend. Globus, Edeka-Märkte und einen Cap-Markt in Kaiserlautern beliefert er direkt. Die Hofkundschaft macht allerdings den größten Teil im Umsatzsegment aus. Das ist ihm besonders lieb, weil dann der direkte Kontakt zur Kundschaft besteht.

„Faule können immer mal in einer Packung sein. Dann muss der Kunde nur kommen und das sagen, er bekommt sofort Ersatz, ohne Wenn und Aber.“ Mit einer Abpackmaschine (100 000 Euro) werden die Kleinmengen, 2,5 und 5 Kilo, abgepackt. Das mit der Hand zu machen sei völlig unrentabel. Kunden, die noch selbst einlagern seien, an der Hand abzuzählen und Einzelfälle. 2,5 Kilo dagegen der Renner. Von Ernte zu Ernte werden deshalb die Kartoffeln bei den Gortners bestens gelagert, so dass das Ackergold auch noch lange nach der Ernte „frisch“ und mundend auf den Tisch kommt.

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