Karl Gortner schwenkt auf Edelbranntwein um

Lambsborn · Branntweinmonopol adé – es lebe die Hoffnung für besten Kartoffelschnaps aus Speisekartoffeln. Schnapsbrenner Karl Gortner aus Lambsborn versucht mit neuen Nutzungsmöglichkeiten den Erhalt der Brennerei, die über 114 Jahre als Verschlussbrennerei bestens funktionierte.

 Frisch gebrannten Kartoffelschnaps gab es am Sonntag in der Brennerei von Karl Gortner (rechts im Bild) aus Lambsborn zum Verkosten. Foto: Norbert Schwarz

Frisch gebrannten Kartoffelschnaps gab es am Sonntag in der Brennerei von Karl Gortner (rechts im Bild) aus Lambsborn zum Verkosten. Foto: Norbert Schwarz

Foto: Norbert Schwarz

Für die vielen Brenner der Sickingerhöhe war das Ende des Branntweinmonopols im letzten Jahr ein herber Schlag. Die politische Entscheidung traf auch den Kartoffelanbauer Karl Gortner. Ur-Großvater Gustav Kiefer realisierte 1880 die betriebliche Investition und zählte zu den vielen Bauern auf der Sickingerhöhe, die 1900 erste Brennrechte erwarben, als die Monopolbrennerei eingeführt wurde. 240 Hektoliter sind es bei der Hofstelle von Karl Gortner zum Schluss gewesen. Im Oktober letzten Jahres wurde das letzte Kontingent gebrannt und Karl Gortner sinnierte nach neuen Nutzungsmöglichkeiten.

Es mal mit reinen Speisekartoffeln für Edelbranntwein zu probieren, erschien dem gewitzten Lambsborner Bauer allerdings zunächst mehr als gewagt. Dann aber kam beim Aussortieren der Speisekartoffeln ein hoher Ausschuss ans Tageslicht. "Da stand ich einfach vor dem Problem, was tun mit den Kartoffeln, und zwangsläufig drängte sich die Verwertung in der Brennerei auf." Brenner aus Leidenschaft ist Gortner schon immer gewesen, und weil die Arbeit in der Schnapsbrennerei ihm schon in der Vergangenheit viel Freude bereitete, fiel die Entscheidung zum Edelbrand mit Speisekartoffeln nicht weiter schwer. So wurden Tonnen von nicht für den Verkauf verwertbaren Speisekartoffeln wieder dem Brennkreislauf zugeführt, kam das Ackergold zunächst in Riesenkessel zum Garen , bevor es im Maischbottich zur eigentlichen Gärung landete. Enzyme werden dort dem weiteren Verarbeitungsprozess zugeführt, Hefe besorgt schließlich die letzte Phase des Gärprozesses, der nicht länger als drei Tage dauern darf. "Sonst kippt das alles und die Maische wird sauer", umschreibt Karl Gortner die Abläufe in den Gärbottichen.

2000 Liter köstlichen Kartoffelschnaps lagert Karl Gortner inzwischen in seinen Vorratsfässern. Ob der Einstieg in die landwirtschaftliche Nutzungsnische von Dauer bleibt, will Karl Gortner abwarten. Zumindest bis 2017 möchte der Lambsborner "Grumbeere-Brenner" mit dem Edelbrand aus der Kartoffel weiter im Geschäft bleiben, weil dann die nächste gesetzliche Zäsur anstehe. "Aber bis dahin will ich ausloten, wie es sich mit dem sehr milden und regelrecht mundenden Kartoffelschnaps verhält." Der Verkostungszuspruch am Sonntag sei jedenfalls von vielen Verkostern positiv ausgefallen. Nicht allein zum Trinken sei der Schnaps geeignet, sondern auch als Heilmittel. Schon zu Urgroßvaters Zeiten sei bei den Berg- und Hüttenarbeitern aus der Region der Schnaps aus der Knolle ein höchst wirksames Hausmittel für Entzündungen jeder Art gewesen. "Aufschläge mit echtem ‚Grumbeereschnaps', da kam die Heilung schier über Nacht", erinnert sich Gortner. Er betont, dass diese Behandlung bei seiner Familie gleichfalls zu den gängigen Hausmitteln zählt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort