Flüchtlinge Junge Afghanen in Contwig gut integriert

Contwig · „Markt der Möglichkeiten“: Flüchtlingshelfer aus der Südwestpfalz wollen sich noch mehr vernetzen.

 Abdullah Ahmadi, Obeidullah Nadim, Mohammad und Morteza Hosseini (von links) sind aus Afgahnistan geflüchtet und leben in einer Wohngruppe des CJD-Homburg in Contwig.

Abdullah Ahmadi, Obeidullah Nadim, Mohammad und Morteza Hosseini (von links) sind aus Afgahnistan geflüchtet und leben in einer Wohngruppe des CJD-Homburg in Contwig.

Foto: David Betz/David-Oliver Betz

Im Landkreis Südwestpfalz gibt es viele Menschen, die sich ehren- oder hauptamtlich bei der Integration von Flüchtlingen engagieren. Im Kreistagssaal der Kreisverwaltung hat es nun unter dem Motto „Zusammenarbeit verbindet“ ein erstes Treffen dieser verschiedenen Stellen gegeben.

Damit das Netzwerk noch besser funktioniert, konnten sich beim „Markt der Möglichkeiten“ die Ehren- und Hauptamtlichen kennen lernen und erfahren, wer was macht und welche Hilfen es wofür gibt. Ein gelungenes Beispiel junger Afghanen aus Contwig war dabei besonders rührend. Morteza Hosseini und Abdullah Ahmadi sind 17 Jahre alt. Die beiden Afghanen sind vor 20 Monaten in Contwig in der Außenwohngruppe des CJD Homburg angekommen, wo neun junge Männer untergebracht sind. Vor den Sommerferien haben die beiden ihren Hauptschulabschluss an der IGS Contwig gemacht, sie spielen bei der Palatia Fußball und sind im besten Wortsinne das, was man als gut integriert bezeichnet. Vor über 120 Zuhörern berichten sie nun von ihren Erfahrungen.

In gutem Deutsch und mit einer noch erstaunlicheren Selbstverständlichkeit halten die beide eine Rede, die zeigt, wie Integration im ländlichen Raum funktionieren kann. Die beiden berichten von ihren Betreuern in der Wohngruppe „Alte Mühle“, die sich sehr um sie kümmerten. Sie berichten von Lehrern an der IGS, die sich auch außerhalb des Unterrichts um sie bemüht haben. Sie berichten vom Fußballverein, der sie sofort mit offenen Armen empfangen hat und wie sie so neben der Schule auch gleich ein Hobby gefunden haben, das sie und ihre Mitbewohner mit großem Eifer und Spaß betreiben. Sie berichten, dass ihr jüngster Mitbewohner so gut spielt, dass er von Contwig zum 1. FC Kaiserslautern wechseln konnte. Und sie berichten, dass sie beide einen sehr guten Hauptschulabschluss gemacht haben und nun die zehnte Klasse besuchen.

Damit das Thema Integration künftig gezielter und besser vernetzt angegangen werden kann, wurde der Abend ins Leben gerufen. Susanne Morsch vom „Lokalen Bündnis für Familie“ hat das Zusammentreffen organisiert. „Es gibt unglaublich viele Menschen, die sich mit dem Thema befassen. Aber man kennt sich zum Teil gar nicht, weiß nicht, was der andere macht“, sagt sie. Deshalb soll dieses Netzwerk entstehen, „denn es nützt ja nichts, wenn beispielsweise jeder Sprachkurse anbietet und andere Dinge dann nicht umgesetzt werden können“. So wird nun die Kreisvolkshochschule als Koordinationsstelle für Deutschkurse fungieren und mit Contwig einen weiteren Standort für Sprachkurse im Landkreis betreiben.

An diesem Abend stellen sich etliche Institutionen und Abteilungen der Kreisverwaltung vor, zeigen den Ehrenamtlichen, was sie bei ihnen an Hilfe bekommen können und vor allem: Die Menschen lernen sich kennen. Das ist der zentrale Punkt dieses Abends. Angedacht ist laut Morsch, dass es weitere, regelmäßige Veranstaltungen und Treffen gibt. „In welcher Form, muss sich noch zeigen“, sagt sie. Insgesamt sei man positiv überrascht, dass so viele Menschen gekommen seien; das zeige wie wichtig das Thema Vernetzung in diesem Bereich ist.

Nach dem offiziellen Teil sind die Jungs aus Contwig umlagert, werden mit vielen Fragen gelöchert. Ralph Zitsching, beim CJD Homburg Fachbereichsleiter Jugendhilfe, sagt: „Die Gruppe in Contwig ist so etwas wie ein Lottogewinn. Die haben wir ganz neu eingerichtet und das klappt alles sehr gut.“ Bei jungen Flüchtlingen sei es normalerweise so, dass nur einer von zehn einen Schulabschluss mache – in Contwig haben nun acht von neun einen Abschluss, der jüngste nur deshalb nicht, weil er erst zwölf Jahre alt ist. Drei davon beginnen jetzt eine Ausbildung und fünf besuchen weiter die Schule, wollen einen höheren Abschluss nachlegen.

Morteza Hosseini hat sich mit seinem Abschluss mit dem Notenschnitt von 1,3 sogar unter die besten seines Jahrgangs gemischt. „Vielleicht mache ich noch die elfte Klasse und Fachabitur, damit ich mehr Chancen und Möglichkeiten habe“, sagt er.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort