Zweibrücken. Am Sonntag wird in Deutschland wieder Muttertag gefeiert. Große und kleine Kinder überreichen dann ihren Müttern Blumensträuße, Pralinenschachteln oder Geschenkgutscheine - und freuen sich über ihre Mutter, die immer für sie da war und ist. Es gibt aber auch Kinder, die an diesem Tag vermutlich traurig sein werden, die ihre leibliche Mutter und ihren leiblichen Vater nicht besuchen. Es sind Kinder von Müttern und Vätern, die überfordert waren mit ihrem Erziehungsauftrag. Die nicht erziehen konnten. Leider zum Teil auch nicht erziehen wollten. Solche Fälle gibt es auch in Zweibrücken immer wieder. Wenn Mutter und Vater als Erziehungsberechtigte und Erziehungsverpflichtete versagen, wenn das Wohl des Kindes ernsthaft gefährdet ist, greift das Jugendamt zum Äußersten: Es nimmt den Eltern die Kinder weg. "Nur im Ausnahmefall wollen wir dann die Kinder in ein Heim geben", macht Markus Wilhelm, Leiter des Zweibrücker Jugendamtes, deutlich. Wenn irgendwie möglich, sollen die Kinder Pflegeeltern übergeben werden. Dies sei für die Kinder nämlich die bessere Lösung. Wilhelm: "Idealerweise kommen die Pflegeeltern aus Zweibrücken. Wir wollen, dass die Kinder, die ihren leiblichen Eltern abgenommen werden müssen, in ihrem vertrauten Umfeld bleiben. Das heißt, dass sie etwa weiter in Zweibrücken zur Schule gehen können, dass sie weiter Kontakt zu ihrem Freundeskreis haben können." Wilhelm macht deutlich: "Es ist eine anspruchsvolle Aufgabe." 2007 betreute das Jugendamt 85 Kinder, die bei Pflegeeltern in Zweibrücken untergebracht waren. Nur in 28 Fällen war eine Heim-Unterbringung unumgänglich. Pflegeeltern werden aber nicht nur für die extremen Fälle, in denen Eltern ihre Kinder abgenommen bekommen, gesucht. Das Jugendamt sucht auch solche Pflegeeltern, die etwa stundenweise auf die Kleinen aufpassen. Etwa in solchen Fällen, in denen die Mutter alleinerziehend und finanziell gezwungen ist, zu Zeiten zu arbeiten, in denen sie ihr Kind nicht in einer Kita abgeben kann. Der Jugendamtsleiter macht klar, dass Erwachsene, die sich erstmals als Pflegeeltern engagieren, behutsam an ihre Aufgabe herangeführt werden. Die Pflegeeltern erhalten für Kleidung und Schulausstattung des Kindes Zuschüsse. Ferner gibt es eine Aufwandsentschädigung, die aber laut Wilhelm "gering" ist, da das Engagement der Pflegeeltern im Vordergrund stehen sollte. Interessierte Bewerber melden sich bitte beim Jugendamt, Christina Schulz, Fachkraft Pflegekinderdienst, Telefon (0 63 32) 87 15 58.

HintergrundIn den vergangenen Monaten war das Jugendamt mit der Betreuung von Pflegeeltern und anderen Aufgaben des so genannten Allgemeinen Sozialen Dienst (ASD) personell stark gefordert, wie Amtsleiter Markus Wilhelm erklärt. Nun sei aber Land in Sicht. Wilhelm: "Die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion hat der Stadt genehmigt, dass sie zwei weitere Mitarbeiter für den ASD einstellt." Das Jugendamt erhält eine weitere Vollzeitkraft, die sich um den Pflegekinderdienst kümmert. Ferner wird eine Kraft eingestellt, die 33 Stunden in der Woche, also fast in Vollzeit, die Kindertagespflege betreut. eck