Judith Schlachter aus Hornbach übernimmt Ehrenamt Der lange Weg vom Hotel zur Landessynode

Hornbach · 30 Jahre lang war die Hornbacherin Judith Schlachter von der Gastronomie „absorbiert“. Jetzt widmet sich die ehemalige Jugendleiterin wieder der Gemeindearbeit und wurde direkt als weltliche Vertreterin in die Landessynode gewählt.

 Auf ihrem Balkon arbeitet sich Judith Schlachter in das Haushaltsbuch der Landeskirche ein.

Auf ihrem Balkon arbeitet sich Judith Schlachter in das Haushaltsbuch der Landeskirche ein.

Foto: Cordula von Waldow

„Gottvertauen“ ist es, was Judith Schlachter zu ihrer Kandidatur erst bei der Presbyteriumswahl und anschließend bei der Wahl als Ehrenamtliche zur Landessynode der protestantischen Kirche Rheinland-Pfalz bewog. „Dass Gott mir zeigt, wo ich mit meinen Fähigkeiten wirken kann zum höchsten Wohle aller.“ Das als „‘s Judith“ stadtbekannte, 52-jährige Hornbacher Urgestein kann sich seit zwei Jahren endlich auch wieder dem Gemeindeleben auf städtisch-sozialer wie kirchlicher Ebene widmen.

„30 Jahre lang war ich von der Gastronomie absorbiert“, stellt die langjährige Marketingleiterin der Zweibrücker Zadra-Gruppe, die Jahrzehnte lang die Geschicke des Zweibrücker Vorzeigeunternehmens mit prägte, fest. Vor zwei Jahren fand die heutige „Postfrau“ von Hornbach ihren gastronomischen Absprung und übernahm selbstständig die Hornbacher Postfiliale. Außergewöhnliches und Geschmackvolles bietet sie heute neben der Dienstleitung im Postwesen dort im „Allerlei“ an. Angekommen in der beruflichen Freiheit, begleitete Judith Schlachter vor zwei Jahren im Küchenteam die evangelische Jugend nach Großbritannien und kehrte so nach ihren jugendlichen Anfangsjahren in der christlichen Jugendarbeit in den Schoß der Gemeinde zurück.

Im Januar wurde sie als stellvertretende Presbyterin in das Leitungsteam der protestantischen Gemeinde Hornbach-Brenschelbach mit Althornbach, Dietrichingen und Mauschbach gewählt und leistet seitdem regelmäßig ihren Dienst im Kirchenalltag und in den Gottesdiensten. Von der Landessynode, für die sie sich nicht zuletzt auf Grund ihrer vielfältigen, in ihrem Berufsalltag erworbenen, Fähigkeiten und Qualifikationen aufstellen ließ, erhofft die Hornbacherin Lösungen für zahlreiche Fragen. Kommunikation und verbesserungsfähige Transparenz fallen der 52-jährigen Hotelfachfrau dabei als Erstes auf. Sie lacht: „Das war mein Metier.“ Und in diesem Bereich kann sie sich unter anderem gut vorstellen, in der protestantischen Landeskirche als weltliche Ehrenamtliche der Bezirkssynode wirksam zu werden.

Doch aktuell ist Judith Schlachter dabei, sich einzuarbeiten. Auf ihrem Balkon unter der riesigen Kastanie im Hornbacher Stadtgraben studiert sie akribisch etwa die Kassenbücher oder die zurückliegenden Protokolle der Landes- und Bezirkssynode. Vom Haushaltsbuch der Landeskirche ist die erfahrene Führungspersönlichkeit regelrecht begeistert. „Dort stehen neben den Investitionen zugleich das Ziel, das damit erreicht werden sollte. Sehr leicht verständlich auch für Neueinsteiger formuliert und total übersichtlich.“

Trotzdem ist Judith Schlachter vorsichtig. „Ich sichte erst einmal und arbeite mich ein“, sagt sie, nach wie vor ungewiss, wie die Erwartungshaltungen aussehen und wie sie sich mit ihren vielfältigen Stärken genau einbringen kann. Als erste Amtshandlung formulierte sie nach einem Gespräch mit vielen Gemeinden Verbesserungsvorschläge nach der ersten Online-Konferenz der Bezirks-Synode. Das sei „gut angekommen“. „Wir sind zu 60 Prozent Neue. Da fehlt einfach die Nachbarin, die einem erklärt, wie was läuft und worum was gerade geht“, benennt sie die Nachteile der digitalen Zusammenkünfte.

Keine Stellvertretung für die Abendstunden im Postoffice finden zu müssen, um pünktlich um 19 Uhr etwa in Kaiserslautern in einem Meeting zu sein, sondern die Ladentür schließen und sich rechtzeitig einwählen zu können, kommt der engagierten Dienstleisterin dabei absolut entgegen. Obwohl sie es bei dem ersten Onlinetreffen der über 50 Delegierten der Landessynode begrüßt hätte, die anderen live kennenzulernen. Zumal sich online etwa Reaktionen und überhaupt Emotionen nur schwer bis gar nicht mitverfolgen ließen.

Die drei Abgeordneten des Dekanats Zweibrücken, Pfarrerin Silke Gundacker (Rieschweiler) sowie die beiden weltlichen Vertreter, Judith Schlachter und Ralf Henschke (Ixheim), streben mit ihren jeweils zwei Stellvertretern hingegen einen persönlichen Austausch an. „Wir verstehen uns gut. So lässt sich gemeinsam etwas bewirken, jeder in seinem Herzthema“ findet Judith Schlachter.

Dank der verschiedenen Qualifikationen, ergänze sich das Trio perfekt. Da sie sich neben Personalführung, Organisation und Kommunikation sowie Öffentlichkeitsarbeit auch in Finanzen auskennt, wanderte sie auf Gemeindeebene sofort in den von vielen wenig geliebten Finanzausschuss. Am Herzen liegen ihr transparente Kommunikation, so dass die Gemeindeglieder verstehen, warum die Synode welche Entscheidungen getroffen hat und das Netzwerken miteinander, um Kirche künftig besser aufzustellen und vor allem auch nach außen darzustellen. „Die Menschen dürfen wieder sehen, was die Kirche alles für die Gemeinschaft tut. Dass sie nicht nur Selbstzweck ist, sondern wichtige soziale Aufgaben erfüllt“, betont Judith Schlachter.

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