Job auf Luxusliner für Mauschbacherin

Mauschbach · Elisa Krippleben steuerte als Weinstewardess auf der MS Europa 32 Länder von Kanada bis Australien an.

 Zahlreiche fremde Geldscheine und andere Andenken hat Elisa Krippleben von ihren Berufsreisen mitgebracht. Foto: Norbert Schwarz

Zahlreiche fremde Geldscheine und andere Andenken hat Elisa Krippleben von ihren Berufsreisen mitgebracht. Foto: Norbert Schwarz

Foto: Norbert Schwarz

171 Tage ist der Luxusliner MS Europa für Elisa Krippleben schwimmender Arbeitsplatz gewesen. Als ausgebildete Restaurationsfachfrau des Fünf-Sterne-Hotels Bareiss im Schwarzwald suchte "Landratte" Elisa nach ihrer erfolgreich abgeschlossenen Ausbildung beruflich eine spannende neue Herausforderung.

Die Empfehlungen von Bareiss wurden zum Sprungbrett für den Hapag-Lloyd-Liner (wir berichteten). Fünf Kontinente wurden in der Zeit angesteuert, 32 Länder waren es, 92 Städte und Orte hat sich Elisa Krippleben notiert. Etwas bereut? Die Frage an die berufliche Weltenbummlerin steht ganz am Anfang und wie aus der Pistole geschossen antwortet die großgewachsene Mauschbacherin wie aus der Pistole geschossen: "Überhaupt nicht. Viel Stress, manche Entbehrung - aber so viel gesehen und das gänzlich ohne Reisekosten. Ich würde die Möglichkeit erneut ergreifen!"

Also überhaupt kein Heimweh? Nein, denn mit Skype schaffe man den Kontakt zu Eltern, Geschwistern und Freunden inzwischen von jedem Punkt der Welt aus - und so oft habe man auch wieder nicht Zeit zum Nachdenken, schließlich stehe zunächst mal der Job an erster Stelle, da seien die vielen neuen Eindrücke, dann das abwechslungsreiche Bordleben, die vielen Städte und Ort, welche das Luxusschiff anlaufe. Als noch nicht einmal Mittzwanzigerin müsse man das doch erst einmal alles verarbeiten.

Im August vergangenen Jahres hieß es in Hamburg "Leinen los" für das schwimmende Luxushotel mit einer Gesamtlänge von fast 200 Metern und einem Tiefgang von sechs Metern. Typisches Hamburger Wetter habe geherrscht: Stürmisch, regnerisch und kalt. Mit der Mauschbacherin waren weitere 380 Personen an Bord gegangen um zu arbeiten, für die 500 Gäste rund um die Uhr da zu sein. Im Servicebereich, wo Elisa Krippleben ihren Arbeitsplatz hatte, sind es 100 Kolleginnen und Kollegen gewesen. Ihr "Zuhause" war das zweite Deck unter Wasser des insgesamt elf Decks großen Hochseeriesen. 16 Quadratmeter "Zuhause" teilte sich die westpfälzische Weinstewardess mit einer Kollegin, die sie schon beim Sicherheitstraining in Rostock kennengelernt hatte.

Norwegen und der nördliche Polarkreis lagen auf dem Kurs, ehe es dann nach Neufundland und andere Teile Kanadas ging. Einreiseschwierigkeiten für die Vereinigten Staaten lernte Elisa Krippleben hautnah kennen, obwohl Trump damals noch kein Präsident dort gewesen ist: 38 ihrer Kollegen durften einfach nicht von Bord, sahen die Freiheitsstatue lediglich vom Schiff aus. Gründe dafür wurden keine genannt. Elisa Krippleben freute sich, dass ihr Name nicht auf der "Willkürliste" stand. In Mexiko oder Kuba wie überhaupt später auf der gesamten Reise sei das nicht mehr der Fall gewesen. Gott sei Dank, so die Sammlerin von Reiseutensilien und Geldscheinen, die einen festen Platz im speziellen Andenkenordner bekamen. Tagebuch führte Elisa nur die ersten vier Wochen, dann gab sie das Vorhaben wegen des Arbeitsstresses auf dem Schiff auf. Die Erinnerungsfotos aber kann sie jederzeit zuordnen. Eindrücke und Erlebnisse seien seitenfüllend, sprudelt es aus Elisa Krippleben heraus. Weihnachten auf hoher See und schwerem Seegang, Jahreswechsel in Adelaide, das Feuerwerk vom Schiff aus gesehen und doch bombastisch. Australien, das schon der Vater in der Jugendzeit besuchte, war auch für Elisa ein besonderes Erlebnis. Dort nämlich steuerte sie eine kleine Insel an, auf welcher nur fünf Menschen lebten. Eine Yachtinsel, großartig zum Tauchen und Schnorcheln - und einer der Inselbewohner hieß Klose, war Deutscher und somit Landsmann.

Die Durchfahrt im Panamakanal (alte Trasse) sei ebenso spannend gewesen wie auf Kuba die Bar, wo Ernest Hemingway täglich saß. Der Arbeitstag währte sieben Tage. Schlaf gab es maximal sechs Stunden. Dennoch, das Gesehene und Erlebte ist Entschädigung für alle Strapazen gewesen.

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