„Jedes Kind ist besonders“

Contwig · Der Schwarzenbacher Thomas Höchst erlebt als Direktor der Integrierten Gesamtschule Contwig jeden Tag, was Inklusion bedeutet. Und er klärt hierzu auch regelmäßig bundesweit in Vorträgen oder Büchern auf: „Inklusion geht von der Besonderheit eines jeden Kindes aus.“

 Inklusion als Herzensangelegenheit: Der Schwarzenbacher Thomas Höchst wirbt für seine pädagogischen Ideen. Foto: Dingler

Inklusion als Herzensangelegenheit: Der Schwarzenbacher Thomas Höchst wirbt für seine pädagogischen Ideen. Foto: Dingler

Foto: Dingler

Das Thema Inklusion ist derzeit in aller Munde - allerdings wissen viele immer noch nicht, um was es dabei geht. Einer, der sich seit Jahren sowohl beruflich als auch privat mit dem Thema befasst, ist der Schwarzenbacher Thomas Höchst. Nicht nur, dass er als Direktor der Integrierten Gesamtschule in Contwig als Pädagoge gefordert ist - nein, er opfert auch einiges an Freizeit für seine Vorstellung von moderner Schule. Dann nämlich hält er bundesweit Vorträge über Inklusion; darüber hinaus hat Höchst bereits fünf Bücher zu dem Thema veröffentlicht, zwei davon in Zusammenarbeit mit Thomas Masyk, der an der IGS Contwig Förderlehrer ist.

Was also ist Inklusion? "Inklusion geht von der Besonderheit eines jeden Kindes aus", erklärt Höchst. Völlig homogene Klassen - so etwas gebe es ja gar nicht. "Es gibt Schüler mit Teilbegabungen, mit medizinischen Störungen, mit einem Aufmerksamkeitsdefizit, Lese-Rechtschreibstörungen und vieles mehr", so Höchst. Sein Credo ist, so viele Schüler in der Regelschule zu integrieren, wie es nur möglich ist. Ist das aber nicht das Gleiche wie Integration, die ja häufig mit der Inklusion verwechselt wird? "Nein", sagt Höchst: "Bei der Integration wird nur unterschieden zwischen Regelschülern und den Schülern, bei denen nach einer Überprüfung ein sonderpädagogischer Förderbedarf festgestellt worden ist." Die Inklusion ginge da viel weiter: mit dem möglichst individuellen Eingehen auf jeden einzelnen Schüler . "Wir können doch nicht immer nur jene fördern, die in eine bestimmte Schublade passen!", meint der Direktor, der an seiner Schule schon so weit mit der Inklusion ist, dass sie bereits als Modellschule gelte und von Lehrern anderer Schulen zwecks Hospitanz aufgesucht würde. In der Praxis sieht es dann so aus, dass differenziert unterrichtet wird: Schwächer begabte Schüler bekommen leichtere Aufgaben, stärker begabte dementsprechend schwierigere.

Für den Lehrer bedeute das etwas mehr Aufwand in der Vorbereitung des Unterrichts, wobei sich nach Auffassung von Höchst schnell eine Routine einstelle. "Im Unterricht ist das dann ein riesiger Vorteil: Kein Schüler ist unter- oder überfordert - also wird auch weniger gestört", preist der Pädagoge einen der vielen Vorteile der Methode an. Problematisch sei das noch mit den Klassenarbeiten: Die müssten ja nach wie vor für alle Schüler gleich sein. In seinem neuesten Buch "Leistungsüberprüfung im inklusiven Unterricht" zeigt Höchst eine Lösung des Dilemmas. Die Schüler sollten auswählen können zwischen leichten und schweren Aufgaben zum selben Thema. Damit solle ausgeschlossen werden, dass schwächere Schüler sich an Aufgaben verhaken, die zu schwierig für sie seien.

Wer sich mit dem Schulleiter unterhält, bemerkt schnell die Leidenschaft, mit der Höchst für die Inklusion kämpft. Er beziehe seine Motivation, so sagt er, zum einen daraus, dass er eben mit Leib und Seele Pädagoge sei; zum anderen habe ihm selbst, als er diesen Weg mit seiner Schule gehen wollte, praxisbezogenes Material gefehlt. Er wolle seine Erfahrungen jetzt weitergeben an Lehrer, die von Inklusion nicht mehr nur in der Theorie hören wollten. Für ihn ist Inklusion eben nur erfolgreich, "wenn sie zur Herzenssache wird".

Weitere Infos zu den Veröffentlichungen von Thomas Höchst gibt es auf seiner Seite www.praxis-inklusion.de .

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort