Inspirationsquelle Bad Dürkheim

Zweibrücken · Nach dem Vor-Ort-Termin in Bad Dürkheim – wo seit einem Jahr ein attraktiver Bach für neue Besucherströme im Kurpark sorgt – deutet sich auch im Zweibrücker Stadtrat viel Rückhalt dafür an, das Wasser in Zweibrücken erlebbarer zu machen.

 Schön wacklig: Sabine Wilhelm und Rolf Franzen über der neuen Isenach in Bad Dürkheim. So eine Brücke könnte eines Tages vielleicht auch über den Zweibrücker Schwarzbach führen. Foto: Lutz Fröhlich

Schön wacklig: Sabine Wilhelm und Rolf Franzen über der neuen Isenach in Bad Dürkheim. So eine Brücke könnte eines Tages vielleicht auch über den Zweibrücker Schwarzbach führen. Foto: Lutz Fröhlich

Foto: Lutz Fröhlich

Eine rund zwanzigköpfige Delegation aus Zweibrücker Stadtrat und -verwaltung hat den Kurpark von Bad Dürkheim besichtigt. Denn dort ist seit einem Jahr das umgesetzt, wofür Zweibrücken gerade erste Pläne schmiedet: mit Wasser das Stadtbild aufwerten und Menschen begeistern.

In Bad Dürkheim war das Wasser zuvor weitgehend unsichtbar: Die Isenach führte unterirdisch durch Rohre. Für (einschließlich Umfeldgestaltung) gut neun Millionen Euro wurde die Isenach umgeleitet - und schlängelt sich nun romantisch und naturbelassen wirkend durch ein künstlich angelegtes Bachbett im Kurpark. Dazu gibt es 13 Brücken, überquerbare Steine im Wasser, Fontänen und Spielgelegenheiten. Die kommen nicht nur bei Kindern an - wie am Dienstag Zweibrückens Bürgermeister Rolf Franzen (CDU) und SPD-Fraktionsgeschäftsführer Berni Düker bewiesen, die fleißig wippten, um damit eine Beregnungsanlage zu starten.

Zwei Millionen Euro musste die Stadt selbst zahlen, für den Rest gab's Zuschüsse. Bad Dürkheims Bürgermeister Wolfgang Lutz (CDU) legte besonders Wert auf Bürgerbeteiligung: 300 Bürger und 18 Vereine packten bei Pflanzaktionen und Steinarbeiten mit an, 150 000 Euro wurden gespendet. Trotz der hohen Kosten habe die Bevölkerung das Projekt stark unterstützt, sagte Lutz dem Merkur: "Das hat eine gigantische Akzeptanz." Wie sehr das Wasser die Menschen in den Kurpark lockt, zeigen schon die Abfalleimer: Die müssen nun täglich statt wie früher ein oder zwei Mal wöchentlich geleert werden.

Zweibrückens Oberbürgermeister Kurt Pirmann (SPD) sagte: "Die Menschen sehnen sich nach der Nutzbarkeit von Gewässern, an schönen Tagen ist das eine ungemeine Wertsteigerung. Das Bad Dürkheimer Projekt ist für uns nicht 1:1 übertragbar. Aber wir können vieles davon als Anregung mit nach Hause nehmen, zum Beispiel die Beteiligung der Bevölkerung: Wir machen die Baumaßnahme mit den Bürgern!"

Auch bei den Zweibrücker Fraktionsvertretern stieß das Wasser im Kurpark auf Begeisterung, sie schränkten aber wie Pirmann die Übertragbarkeit auf Zweibrücken ein. SPD-Fraktionschefin Sabine Wilhelm warb dafür, Wasserprojekte in Zweibrücken "so schnell wie möglich anzugehen", denn das Geld in den Fördertöpfen sei irgendwann weg. Zunächst müsse man wie in Bad Dürkheim in eine Machbarkeitsstudie investieren. Sie hoffe auf eine ähnlich positive Stimmung in Zweibrücken, wenn die Bürger mitgenommen werden: "Wenn die Bürger sagen, das ist mein Bleicherbach, mein Schwarzbach, mein Zweibrücken, dann hätten wir viel gewonnen."

Die von Kurt Pirmann in Bad Dürkheim angekündigte Bleicherbach-Aufwertung am Kleinen Exe (wir berichteten) sei auch der FWG-Fraktion wichtig, sagte der FWG-Vereinsvorsitzende Werner Sebald, und ergänzte: "Wir sollten das Erlebbar-Machen von Wasser nicht in der Schillerstraße beenden, sondern die Straße bei der Rennwiese dichtmachen, um dort und vielleicht auch am Rosengarten das Wasser mit Treppenstufen zugänglich zu machen."

Etwas Wasser in den Wein goss CDU-Fraktionschef Uwe Kretzschmar. Auch er fände es zwar gut, das Wasser in Zweibrücken erlebbarer zu machen, und er nehme auch "einige gute Ideen" aus Bad Dürkheim mit - zum Beispiel eine Seilbrücke, die er sich auch vom "Sauplagge" über den Schwarzbach zum Rathaus vorstellen könne. Treppenstufen dort seien aber kaum machbar, da der kanalisierte Schwarzbach dort viel zu steil sei. Und auch bei Hochwasser drohten bei Eingriffen in die Böschung Probleme, warnt der Bauexperte.

"Vor allem am Bleicherbach am Kleinen Exe würde es super passen, mehr aus dem Wasser zu machen", findet Grüne-Liste-Fraktionschefin Gertrud Schanne-Raab. Da die baumbestandene Schwarzbach-Allee unter Denkmalschutz stehe, seien dort Treppenstufen und ähnliche bauliche Veränderungen aber wohl problematisch. Neben der Bürgerbeteiligung sei auch "ein Leitbild wichtig, wie die Innenstadt sich entwickeln soll".

Linken-Fraktionschef Matthias Nunold meinte: "Wenn wir zehn Prozent von dem in Bad Dürkheim umsetzen könnten, wäre das toll." Wenn es 80 Prozent Zuschüsse gebe, könne er sich nicht vorstellen, dass die Kommunalaufsicht Wasser-Projekte in Zweibrücken blockiere. Nunold regt zudem an, bei der Finanzierung auch städtische Tochtergesellschaften einzubeziehen.

Als einzige Fraktion war die FDP ohne Vertreter in Bad Dürkheim. Walter Hitschler hatte vorige Woche im Stadtrat Wasser-Projekte als "ehrenwerte Idee" bezeichnet, die Realisierungs-Chancen aber angesichts der Tatsache, dass die Kommunalaufsicht dem hoch verschuldeten Zweibrücken nur noch alternativlose Investitionen genehmigen will, als "gleich null" bezeichnet.

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