Inexio will Mörsbach flott machen

Zweibrücken · Das Pokern scheint sich für den Ortsbeirat Mörsbach gelohnt zu haben: Die Firma Inexio will ab 2017 fast allen Vorort-Bürgern schnelles Internet liefern. Und das ganz ohne die vom Ortsbeirat ungeliebte Funktechnik.

 2017 wird der Internetanschluss Mörsbachs so spitze wie die Lage, wenn genug Bürger Verträge abschließen. Foto: Luftbild Saarpfalz

2017 wird der Internetanschluss Mörsbachs so spitze wie die Lage, wenn genug Bürger Verträge abschließen. Foto: Luftbild Saarpfalz

Foto: Luftbild Saarpfalz

Entweder Mörsbach begnügt sich mit maximal 25 Mbit/s (Megabit pro Sekunde) per Funkwellen - oder es bekommt überhaupt kein schnelles Internet mehr. Vor diese Alternative hat die Zweibrücker Stadtverwaltung den Ortsbeirat Mörsbach gestellt. Ein Ultimatum, das die Stadt nicht aus freien Stücken stellte. Denn der Funk-Anbieter hatte ein Ausschreibungsverfahren als günstigster Bieter gewonnen, und ohne technikneutrale Ausschreibung zahlt das Land keine Zuschüsse für schnelles Internet (wir berichteten).

Doch jetzt gibt es einen Anbieter, der Mörsbach mit dem lang ersehnten schnellen Internet per Glasfaserkabel ausstatten möchte (wir berichteten). Der Firmenname war am Donnerstagabend den Ortsbeiräten noch unbekannt, doch es handelt sich um Inexio . Das erklärte die Firma aus Saarlouis, die schon mehrere Orte in der Region ans Hochgeschwindigkeitsnetz angeschlossen hat, gestern auf Merkur-Anfrage.

"Es ist richtig: Wir geben für Mörsbach ein DSL-Versprechen ab", sagt Pressesprecher Thomas Schommer. DSL-Versprechen bedeutet: Wenn 100 Bürger Internet-Verträge mit Inexio abschließen, übernimmt Inexio den Glasfaser-Ausbau in Mörsbach - für die Stadt kostenlos. Etwa in einem Drittel Mörsbachs könne Inexio tatsächlich 100 Mbit/s liefern, in zwei Dritteln bis drei Vierteln 50 Mbit/s. 98 bis 99 Prozent der Mörsbacher bekämen mindestens 25 Mbit/s. Nur durchschnittlich ein bis zwei Prozent seien nicht anschließbar (vor allem Aussiedlerhöfe). Inexio lädt die Mörsbacher bald zu Infoveranstaltungen ein.

Wenn die 100 Verträge vorliegen, schließe Inexio einen Kooperationsvertrag mit der Stadt, reiche Gestattungs-Anträge für die Arbeiten ein und kümmere sich um weitere Details wie Stromversorgung der Verteilerpunkte. Bei den Bauarbeiten müssten in der Regel nur einige Löcher in Bürgersteige gebohrt, diese aber nicht komplett aufgerissen werden. Nutzen könnten die Mörsbacher das schnelle Internet dann im Laufe des Jahres 2016.

In Oberauerbach hat Inexio einen Mast gebaut, um schnelles Internet mit Richtfunksignalen in den Ort zu bekommen. In Mörsbach dagegen "wird nichts mit Richtfunk überbrückt, das wird komplett kabelgebunden", kündigt Schommer an. Zudem sei auch der Oberauerbacher Richtfunkmast etwas ganz anderes als eine Funklösung (laut Ausschreibungsergebnis wäre für Mörsbach an jedem Haus ein Empfangs-Parabolspiegel angebracht worden, wir berichteten). Stichwort Ausschreibung: Bei der habe Inexio auch teilgenommen, antwortet Schommer: "Wir waren aber nicht die Billigsten." Warum kann Inexio den Mörsbachern nun trotzdem ein Angebot machen, und das sogar ohne Zuschüsse für den Ausbau zu bekommen? Schommer: "Deshalb brauchen wir 100 Verträge. Das ist für uns zwar noch nicht kostendeckend, aber ein Grundstock, auf dessen Basis wir die Arbeiten erledigen können."

Zurzeit gibt es in Mörsbach nur etwa zwei Mbit/s - ein erheblicher Standortnachteil, weil immer mehr Bürger, Selbstständige und Firmen auf deutlich schnellere Verbindungen angewiesen sind.

Stadtsprecher Heinz Braun bestätigte auf Merkur-Anfrage die Aussage von Ortsvorsteherin Susanne Murer (Grüne), dass Anbieter Orte auch ohne Ausschreibung an schnelles Internet anschließen können, wenn sie keine Zuschüsse benötigen: "Das ist mit Inexio auch schon in Oberauerbach so gelaufen." Auch die Bauarbeiten seien "kein Problem, wenn die Anbieter die Qualität des Bürgersteigs wiederherstellen". Braun sieht auch kein Problem damit, Inexio das Aufstellen von Verteilerkästen zu genehmigen: "Das haben wir der Telekom in Zweibrücken auch erlaubt." Braun warnt aber vor zu viel Euphorie: "Wenn es nicht genug Verträge gibt, hat Mörsbach gar nichts. Das ist dann aber nicht die Schuld der Stadt."

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