Verbandsgemeinderats-Wahl In Zweibrücken-Land ist vieles möglich

Zweibrücken · SPD und CDU verlieren im Verbandsgemeinderat Stimmen und Sitze. FDP, Grüne und UWG legen zu.

 Hohe Anforderungen wurden bei dem komplizierten Wahlsystem auch an die Wahlhelfer gestellt, hier ein Bild aus einem Auszähllokal in Contwig.

Hohe Anforderungen wurden bei dem komplizierten Wahlsystem auch an die Wahlhelfer gestellt, hier ein Bild aus einem Auszähllokal in Contwig.

Foto: Norbert Schwarz

(sf) „Schau’n mer mal“ ist ein häufiger zitierter Ausspruch von Franz Beckenbauer. „Schau’n mer mal“, meinten auch die Spitzenleute der fünf Parteien bei der Bewertung des Ergebnisses der Wahl zum Verbandsgemeinderat Zweibrücken-Land.

Die SPD verlor 6,7 Prozentpunkte und damit drei Sitze. Die CDU verlor zwar auch 2,3 Prozent. Das reichte, um an der SPD vorbeizuziehen. Allerdings haben beide Parteien zehn Sitze im Rat. Die FDP legte um 2,4 Prozentpunkte zu, was einen Sitz mehr bedeutet. Gleich zwei Sitze mehr nehmen die Grünen im künftigen Rat ein. Ein Zuwachs von 4,5 Prozent. Die UWG steigerte sich um 2,1 Prozent und einen Sitz mehr.

„Das Ergebnis für die SPD zieht sich von Europa durch bis in die Orte“, bedauerte Doris Schindler, die die meisten Stimmen für die Sozialdemokraten auf sich vereinigte. Dabei werde an der Basis „gute Arbeit geleistet für die Bürger“. Die Ortsbürgermeisterin von Dellfeld wollte das Ergebnis „erst mal sacken lassen“.

Wie es nach der Wahl im Verbandsgemeinderat weitergeht, wisse sie nicht. „Wir haben mit der CDU immer gut zusammengearbeitet und einiges erreicht für die Leute“, blickte Schindler auf die vergangenen Jahre zurück. Sie habe nie die große Koalition in Frage gestellt. Der Ball liege im Feld der CDU. Die entscheide wie es weitergeht.

„Wir wollten stärkste Fraktion werden“, sagte der Spitzenmann der CDU, Björn Bernhard. Das sei „leider“ nicht gelungen. Deshalb sei er nicht zufrieden mit dem Ergebnis. Auch wenn die CDU nach den Stimmen überholt hat. „Aber im Fußball hilft es einen auch nicht, wenn man nach einem Unentschieden sagt, dass man besser war. Es bleibt beim Unentschieden.“

Die CDU wird nach Aussage Bernhards Gespräche mit der SPD führen. „Da müssen Dinge angesprochen werden, die in den letzten Monaten schiefgelaufen sind.“ Die Christdemokraten gingen „ergebnisoffen“ in die Gespräche. Danach sehe man, wie es weitergeht. Ob er sich andere Koalitionen vorstellen könne, beantworte der Großsteinhauser Fußballer mit dem Beckenbauer-Satz.

„Ich bin zufrieden mit dem Ergebnis“, sagte FDP-Spitzenkandidat Thomas Hohn. Die fünf Sitze sind für den Hornbacher Beleg, „dass wir in den letzten Jahren einiges richtig gemacht haben“. Überrascht hat Hohn das schlechte Ergebnis der SPD und den „Hype“ bei den Grünen nehme er zur Kenntnis. Auch wollte erst mal schau´n wie es weitergeht. Ob sich die großen zusammenfinden, oder zwei kleine mit einer großen Fraktion zusammenarbeiten. „Ich schlage das Hornbacher Modell vor. Da sitzen alle Fraktionen in einem Boot.“ Zumal in allen Parteien „vernünftige Leute“ seien.

„Viele Stimmen bedeuten auch viel Verantwortung“, sagte Fred Konrad, der für die Grünen die meisten Stimmen sammelte. Er sieht in dem „sehr guten Ergebnis“ auch einen Auftrag für die Grünen, das Thema Klimaschutz noch stärker in den Verbandsgemeinderat einzubringen. Die SPD und CDU müssten sich Gedanken machen, ob sie dem Konzept des „verwaltungsgesteuerten“ Agierens weiter nachkommen. Oder ob sie Themen bereden wollen. Die Grünen seien zu Gesprächen bereit, bei denen es um die Zukunft gehe.

„Das war ein erfolgreicher Tag“, freute sich Bernd Kipp. Denn die UWG gewann nicht nur in der Verbandsgemeinde einen Sitz mehr. Auch in Althornbach überflügelte die UWG die SPD, die seit Jahrzehnten die Mehrheit im Rat hat. Der Erfolg in der VG sei umso beachtlicher, weil die UWG erstmals seit langer Zeit keine eigene Liste für den Gemeinderat aufgestellt hat. „Das hat sich nicht ausgewirkt.“ Auch der neue Althornbacher Bürgermeister möchte erst abwarten, was CDU und SPD machen. „Die werden dann auf uns Kleine zukommen“, vermutete Kipp.

Verbandsbürgermeister Jürgen Gundacker (SPD) freute sich über die hohe Wahlbeteiligung von 70,7 Prozent. Das zeige, „die Demokratie wird in Zweibrücken-Land hoch geschätzt“. Zum Ausgang meinte er nur: „Das Ergebnis ist, wie es ist.“

Die Freien Wähler mit Berthold Martin aus Wallhalben an der Spitze sind die Gewinner der Wahl zum Verbandsgemeinderat Thaleischweiler-Wallhalben. Die FWG steigerte den Stimmenanteil von 17,5 Prozent auf 27,8 Prozent. Künftig vertreten neun Personen, statt bisher sechs, die Freien Wähler im VG-Rat. Auch die SPD hat um 0,7 Prozent zugelegt. Die Zunahme bedeutet einen Sitz mehr. Einen Sitz mehr, zwei, nimmt künftig auch die FDP ein. Der Stimmenanteil stieg um 3,6 auf 7,7 Prozent.

 VG-Zweibruecken-Land

VG-Zweibruecken-Land

Foto: SZ/Steffen, Michael
 VG-Thaleischweiler-Froeschen-Wallhalben

VG-Thaleischweiler-Froeschen-Wallhalben

Foto: SZ/Steffen, Michael
 VG-Bruchmuehlbach-Miesau

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Foto: SZ/Steffen, Michael

Die CDU bleibt wie bei der Kommunalwahl 2014, die erste nach der Fusion der Verbandsgemeinden Thaleischweiler-Fröschen und Wallhalben, mit 38 Prozent die deutlich stärkste Partei. Wobei die gleiche Prozentzahl bei der Wahl 2019 einen Sitz weniger bedeutet. Bei der Wahl vor fünf Jahren traten noch die Bürgerinitiative Wallhalben und die Wählergruppe Lelle an. Beide Gruppen waren mit je zwei Sitzen im Rat vertreten. Zusammen hatten die beiden Gruppen 14,7 Prozent. Die meisten Wähler haben sich diesmal vermutlich für die FWG entschieden.

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