In einem Land nach unserer Zeit

Zweibrücken · Mit Schleichen und lautlosem Ausschalten von Gegnern kommt man bei "Deus Ex: Human Revolution" meist weiter als mit der Rambo-Methode. Das Rollenspiel macht auch nach Stunden noch Spaß.

 Wenn es so weit kommt, hat man fast schon verloren. "Deus Ex: Human Revolution" ist als Rollenspiel mit Action angelegt, nicht als Egoshooter. Fotos: Square Enix

Wenn es so weit kommt, hat man fast schon verloren. "Deus Ex: Human Revolution" ist als Rollenspiel mit Action angelegt, nicht als Egoshooter. Fotos: Square Enix

Zweibrücken. Die Zukunft ist ein fernes, merkwürdiges Land. Man kann sich mit mechanischen Implantaten, Augmentierungen genannt, stärker, reaktionsstärker und schlauer machen lassen. Die Menschen verharren stur über Stunden und Tage auf dem selben Fleck, in unendlich kreisende Dialoge mit anderen Gestalten vertieft. Die Zeit, so scheint es, steht still. Nur ein paar Gestalten agieren. Auf der einen Seite Adam Jensen, Sicherheitschef eines Unternehmens für Augmentierungen und Bildschirm-Alter-Ego des Spielers, auf der anderen Seite seine zahlreichen Feinde.Das ist die Welt, die Square Enix in "Deus Ex: Human Revolution" dem Spieler präsentiert. Sie ist einerseits düster-futuristisch und stimmungsvoll, andererseits merkwürdig steril und unbelebt. Keine Spur von Nicht-Spieler-Charakteren mit richtigen Tagesabläufen, wie sie etwa in der "Gothic"-Reihe schon lange Standard sind.

Das allein würde eigentlich ausreichen, um anderen Spielen das Genick zu brechen. In "Deus Ex: Human Revolution" stört es jedoch kaum. Denn vor der skizzierten Kulisse spielt sich eine faszinierende und wendungsreiche Geschichte ab, die in ein süchtig machendes Gameplay eingebettet ist. Das steht in der Tradition des Vorvorgängers "Deus Ex" und anderer Warren Spector-Titel wie "System Shock". Suchtfaktor Nummer eins ist die Möglichkeit, seinen Charakter mit neuen Augmentierungen und Upgrades zu verbessern. Um die zu bekommen, muss man Erfahrungspunkte sammeln, die es wiederum für die Erledigung von Missionen und Ähnliches gibt. Unter "Ähnliches" fällt das Hacken von Computer-Terminals, Türschlössern oder Alarmanlagen. Dafür haben sich die Entwickler das wahrscheinlich erste Minispiel ausgedacht, dass auch nach 20 Spielstunden noch Spaß macht.

Das gilt im Großen und Ganzen auch für die Haupt- und Nebenmissionen. Immer wieder kann der Spieler selbstständig entscheiden, ob er lieber diskret oder aggressiv vorgehen will - wobei sich mit Schleichen und lautlosem Ausschalten von Gegnern mehr Erfahrungspunkte verdienen lassen als mit der Methode Rambo. Und so schleicht und hackt und betäubt der Spieler, huscht geduckt von Ecke zu Ecke, kriecht durch viele, viele Lüftungsschächte und klickt sich durch gut vertonte Dialoge. Dabei vergisst man immer wieder, dass die Missionen und sogar viele Level beziehungsweise Levelabschnitte im Grunde sehr linear sind. Die Illusion von Freiheit war schon einmal überzeugender. Aber selten hat man sie lieber hingenommen.

System-Voraussetzungen: Windows XP, Prozessor mit drei Gigahertz, ein GB Arbeitsspeicher, Grafikkarte mit 512 MB.

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