Überraschung im Stadtrat Hornbach Stadt entdeckt, dass sie Bücherei besitzt

Hornbach · Erst durch eine E-Mail der Verbandsgemeinde wurde Hornbach bewusst: Der Stadt gehört die Bücherei in der Schule! Über die Folgen stritt nun der Rat.

 Die Bücherei von Hornbach ist in der Hieronymus-Bock-Grundschule untergebracht.

Die Bücherei von Hornbach ist in der Hieronymus-Bock-Grundschule untergebracht.

Foto: Norbert Schwarz

Kampfabstimmungen zählen im Hornbacher Stadtrat wahrlich nicht zum Tagesgeschäft. Doch jetzt war es einmal wieder soweit. Ergebnis: Die Stadtbücherei wird künftig eine Schulbücherei sein. Dn Antrag hierfür hatte der Stadtbeigeordnete Helmut Weiske (CDU) gestellt. Jürgen Sauer (SPD) wollte zunächst ein Konzept zur Bücherei haben, um Fragen wie Zugang für die Öffentlichkeit oder Öffnungszeiten zu klären.

Die Crux bei alledem: Den Kommunalpolitikern mit Stadtbürgermeister Reinhold Hohn an der Spitze war überhaupt nichts von der Existenz einer Stadtbücherei bekannt – und das schon bald 30 Jahren. So lange nämlich gibt es die Stadtbücherei schon, untergebracht in der Hornbacher Grundschule. Dass es dort eine Bücherei gibt, war natürlich bekannt – aber nicht, dass sie formell der Stadt Hornbach gehört.

Auf die Tagesordnung gekommen war das Geschehen durch eine knappe Mail des Ersten Beigeordneten der Verbandsgemeinde Zweibrücken-Land, David Betz (SPD) welcher Stadtbürgermeister Hohn (FDP), in der der Betz mitteilte, dass der Raum, welcher außerhalb der Coron-Zzeit als Bücherei dient, nun dringend als Klassenraum beansprucht wird und die Bücherei kurzfristig von der Stadt auszulagern wäre.

Näheres teilte Verbandsbürgermeister Björn Bernhard (CDU) in der Sitzung mit: Es gebe ein Heizungsproblem, welches die Nutzung des Büchereiraumes in der oberen Etage des Hieronymus-Bock-Grundschulgebäudes dringend notwendig macht. Derzeit ohnehin kein Problem, weil seit der Pandemie die Bücherei geschlossen ist.

Der kurzzeitigen Verblüffung über das Schreiben folgten verständlicher Weise Recherchen von Stadtbürgermeister Hohn, der wissen wollte, wieso die Stadt Hornbach in der Grundschule eine Bücherei unterhält. Bekannt war, dass im Haushalt alljährlich ein Zuschuss an die Bücherei feste Position gewesen ist und es dafür sogar noch einen Zuschuss gab, so die Anmerkung von Reinhold Hohn. Doch über Entleihungen, Öffnungszeitpunkten, Bücherbestände, Buchbestellungen und der Dinge mehr, verfügte die Stadtspitze über keinerlei Informationen. Reinhold Hohn: „Ich habe deshalb mit Klaus Schwarz, dem früheren Ersten Beigeordneten der Stadt, ein Gespräch geführt und gefragt: ‚Ei sag mal Klaus, wer hat denn die Leitung der Bücherei bestellt, wie ist denn das alles gelaufen?’ “. Klaus Schwarz habe ihm darauf erläutert, dies sei immer seitens der Lehrerschaft geregelt und gehändelt worden. Ehrenamtlich haben zuletzt die Geschwister Andrea und Anne Winzen die Bücherei betreut.

Und Marc-Oliver Riedinger (Die Partei) konnte darüber Auskunft geben, das vor der bedingten Büchereischließung wegen Corona es zwei Öffnungstage gegeben habe. Einmal während der Schulzeit am Vormittag und einmal nachmittags, zeitgleich mit der Turnhallenbelegung. Den Buchbestand bezifferte Riedinger auf 2500 Bände. Rund 2000 Ausleihen gebe es im Jahr, überwiegend Grundschüler, ein Drittel allerdings von Jugendlichen und Erwachsenen.

Hohn sprach von einem „Eigenläufer in Sachen Bücherei“ und plädierte dafür, deshalb die Bücherei an die Grundschule abzugeben. „Wir geben das in die Hände, wo es auch hingehört.“

Riedinger plädierte zunächst für ein Vertagen, da noch Klärungsbedarf bestehe. Etwa im Hinblick auf Öffnungszeiten oder Kinderbücher, die vielleicht an den Kindergarten abgegeben werden könnten.

Für ein Auslagern der Bücherei wie vom Verbandsgemeinde-Beigeordneten Betz gefordert – sah Stadtbürgermeister Hohn keinen Raum. In der Diskussion verwiesen die Mitglieder von SPD/Grüne und Die Partei darauf, dass ein umgehendes Auslagern nicht notwendig sei, was Bürgermeister Hohn mit dem Hinweis kommentierte, dass er dann das Schreiben des Verbandsgemeindebeigeordneten nicht verstehe.

Eva Lauer (SPD) konnte sich auch aus Gesprächen mit ihrer Mutter Lina Lauer (langjährige Stadtbürgermeisterin) daran erinnern, dass die Leitung der Bücherei schon immer in Händen der Schulleitung lag. 

Verbandsbürgermeister Bernhard skizzierte die gegenwärtige Schulsituation in der Grundschule. Der Saal, in welchem die Bücherei bisher untergebracht ist, sei groß und würde dringend als Klassenzimmer gebraucht. Wegen Heizungsproblemen finde derzeit sogar Unterricht in den Räumen der Pirminiushalle statt. Bernhard dankte dieserhalb Stadtbürgermeister Hohn für die Hilfe beim Überlassen von Räumlichkeiten. Es sei wieder mit mehr Schülern zu rechnen, weshalb der Büchereiraum wohl auf Dauer Klassenraum bleiben werden müsse.

Hohn sagte: „Die Stadt Hornbach hatte in den letzten 40 Jahren mit der Bücherei nichts zu tun, außer dass wir einen Zuschuss gaben!“ Helmut Weiske argumentierte: „Ich sehe nur Vorteile für die Bücherei wenn es eine Schulbücherei wird. Ob man darüber hinaus eine zweigleisige Nutzung herbeiführen kann, wird sich in der Zukunft zeigen!“

Im Gegenantrag plädierte Jürgen Sauter (SPD) dafür, dass man erst ein Konzept für die Bücherei entwickelt und insbesondere danach trachtet, dass auch Erwachsene Bücher ausleihen könne.

Mit einer Stimme mehr ging der Antrag des Stadtbeigeordneten Helmut Weiske durch.

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