Historischer Verein Hornbach Als Zweibrücker Söldner nach Amerika kamen

Hornbach · Der Historische Verein Hornbach hatte am vergangenen Dienstag zum letzten Vortrag in diesem Jahr eingeladen. Vereinsmitglied Michael Weber stellte die Geschichte des Regiments Royal Deux Ponts vor.

 Michael Weber stellte im Historama Hornbach die Geschichte des Regiments Royal Deux Ponts vor.

Michael Weber stellte im Historama Hornbach die Geschichte des Regiments Royal Deux Ponts vor.

Foto: Susanne Lilischkis

Der Begriff des Söldners trägt heute einen negativen Beigeschmack. Das war nicht immer so. Beim Historischen Verein Hornbach berichtete Michael Weber vom Regiment Royal Deux Ponts, das Herzog Christian IV. aufstellte. „Söldner hat es in jeder Epoche gegeben“, sagte Michael Weber zu Beginn seines Vortrages und führte einige Beispiele auf. Schon 430 v. Chr. standen griechische Söldner im Dienst von Kyros, der sie in einen Feldzug gegen den persischen Großkönig Artaxerxes II. führte. Auch die Schweizergarde des Papstes bestand nicht aus Italienern, sondern aus den namensgebenden Schweizer Landknechten, „das Beste, das es damals gab“, so Michael Weber.

Herzog Christian IV. hatte wohl eher finanzielle Interessen, als er für seinen Lehnsherren, den französischen König Ludwig XV., ein Infanterieregiment aufstellte. Der Zweibrücker Herzog erhielt dafür 40 000 Florin, das wären heute etwa zwei Millionen Euro. „Für einen Florin musste damals ein Tagelöhner dreieinhalb Tage, je zwölf Stunden lang, arbeiten“, erklärte der Referent.

Neben den finanziellen Zuwendungen des Königs, den sogenannten „Subsidien“ – heute würde man sagen „Subventionen“ – hatte das Regiment auch einen anderen Vorteil: Die beiden Söhne Christians aus morganatischer Ehe mit der Tänzerin Marianne Camasse konnten dort als Kommandeure dienen und waren versorgt.

Christian IV. ließ also in der ganzen Pfalz junge Männer anwerben, zum Dienst im neu gegründeten Regiment Royal Deux Ponts. Das Regiment muss sich bald im siebenjährigen Krieg gegen Preußen beweisen.

Dann gehen die Söldner auf eine lange Reise nach Amerika. Die Torturen der 70 Tage dauernden Überfahrt im Jahr 1780 beschreibt der junge Pfälzer Georg Flohr in seinem Tagebuch. Er ließ sich wohl aus Armut und Abenteuerlust rekrutieren und berichtet über schlimme Zustände auf dem Schiff, das die Soldaten zur Unterstützung der amerikanischen Freiheitskämpfer in die USA brachte. Die Söldner waren unter Deck auf engstem Raum eingepfercht, sie schliefen auf dem Boden und bekamen nur ein wenig Salzfleisch und Saubohnen zu essen und noch weniger zu trinken. Ein viertel Liter Rotwein und noch einmal die gleiche Menge brackiges Wasser am Tag musste genügen.

Der Skorbut forderte viele Opfer und die Söldner waren so krank, dass sie bei der Ankunft in Newport erst einmal kampfunfähig waren. Das Regiment sollte gegen die Engländer kämpfen und wurde in die Schlacht von Yorktown geschickt. Die Engländer hatten Yorktown mit ausgedehnten Erdwerken, vorgeschobenen Bastionen und Schanzen befestigt, die galt es zu überwinden. Unter dem Kommando des jungen Wilhelm von Forbach, Herzog Christians Sohn, damals noch keine 18 Jahre alt, griff das Regiment Royal Deux Ponts an.

Auf Seiten der englischen Verteidiger kämpften hessische Söldner. Flohr berichtet, dass die Kämpfenden oft Freund und Feind verwechselten, „einer rief hier, der andere dort, dass man ihn um Gottes Willen den Gnadenstoß geben solle“. Bald darauf ergaben sich die Hessen und in den folgenden Tagen auch der Rest der englischen Verteidiger.

Für die Zweibrücker Söldner sollte es zurück in die Heimat gehen, doch mancher hatte den Schrecken der Überfahrt noch vor Augen oder Gefallen an dem Land gefunden und blieb. Auch bei den Hessen war der Schwund groß, waren die Mitglieder des sogenannten „Jägerbataillons“, doch mit Gewalt zum Dienst an der Waffe gepresst worden.

Auch Georg Flohr sollte später, nach seinem Abschied von den Söldnern, nach Amerika zurückkehren. „Die beiden Regimenter, das Regiment Royal Deux Ponts und das hessische Jägerbataillon, bestanden bis zum Ende des 20. Jahrhunderts. Sie wurden erst nach dem Ende des Kalten Krieges aufgelöst“, schloss Michael Weber seinen spannenden Vortrag.

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