Gesundheitsamts-Leiter geht in Ruhestand Der Arzt, dem der Landkreis vertraut

Südwestpfalz · Der Leiter des Gesundheitsamtes Südwestpfalz, Dr. Heinz-Ulrich Koch, geht am 1. August in den Ruhestand.

 Dr. Heinz Ulrich Koch

Dr. Heinz Ulrich Koch

Foto: Lutz Fröhlich

Dr. Heinz-Ulrich Koch: Ein Name, den die Bürger im Landkreis in den vergangenen drei Jahren fast täglich gehört oder gelesen haben. Die Meinung des Leiters des Gesundheitsamtes ist während der Corona-Pandemie vom Krisenstab, Politikern und Bürgern gefragt gewesen. Am 1. August verabschiedet sich der Mediziner in den Ruhestand. Auf seine Arbeit bei der Kreisverwaltung blickt er im Merkur-Interview zurück.

Herr Dr. Koch, in ihrem Berufsleben haben Sie sicher einiges erlebt, bleibt dennoch die Corona-Pandemie am stärksten verankert?

Dr. Heinz-Ulrich Koch Nein, eher Dinge, in denen wir als Gesundheitsamt Schaden oder Nachteile von den Bürgern der Region abwenden konnten. Insofern ist mir die Sicherung einer hygienisch einwandfreien Trinkwasserversorgung, die wir in vertrauensvoller und kooperativer Zusammenarbeit mit den kommunalen Wasserwerken und den Verbandsgemeinden erreichen konnten, schlicht wichtiger. In diesem Ziel waren wir uns auch stets einig. Corona war nicht schön, aber für einen (Seuchen)-Hygieniker auch nichts Ungewöhnliches.

Was war die größte Herausforderung bei der Corona-Pandemie?

Koch Die Mitarbeiter motiviert und arbeitsfähig zu halten – trotz der übergroßen Arbeitsbelastung über Wochen, Monate und – ja sogar Jahre! Das hat uns sogar zusammengeschweißt; auch mit den primär sachfremden Hilfskräften, die wir aus verschiedensten Bereichen erhalten haben.

Hätten sie eine solche Pandemie für möglich gehalten?

Koch Ja, das ist wie bei den Erdbeben: Jeder weiß, dass sie kommen werden, nur nicht genau wann.

Wird es Ihrer Meinung nach nochmals zu einem Corona-Ausbruch oder anderen ähnlichen Pandemien kommen?

Koch Corona ist meines Erachtens durch, außer es entsteht eine neue Variante, die den Immunschutz unterlaufen kann. Dieser existiert mittlerweile in der Bevölkerung durch Impfung und Infektion. Für einen solchen Ausbruch gibt es derzeit allerdings keine konkreten Anhaltspunkte.

Es gab auch ein Leben vor Corona. Was waren da ihre Aufgaben als Leiter des Gesundheitsamtes Südwestpfalz?

Koch Amtsärztliche Untersuchungen an Probanden aus verschiedenen Anlässen und zu verschiedenen Fragestellungen, beispielsweise zu Fahrtauglichkeit, Beamtenstatus bei Einstellungen, Schuluntersuchungen oder Dienstunfähigkeit – und dann eben die Hygiene in den verschiedenen Bereichen wie Heimen, Krankenhäusern, Praxen und nicht zuletzt dem Trinkwasser!

Was bleibt ihnen neben der Corona-Pandemie als „besondere Herausforderung“ in Erinnerung?

Koch Verschiedene Bereiche, in denen es gelang, Hygiene zu sichern und zu verbessern.

Hat sich der Aufgabenbereich des Gesundheitsamtes im Laufe der Jahre verändert?

Koch Geringfügig: Aufgaben wie beispielsweise Impfungen durch den Öffentlichen Gesundheitsdienst (ÖGD) sind deutlich reduziert worden, anderes kam dafür hinzu, wie das Kindeswohl. Vor allem die sich ständig ändernden Vorgaben sind für uns ein Problem – aber hier auch nur als Spiegel der anderen Verwaltungen. Der Gesetzgeber beschließt viel mehr Neues als früher in einer vielleicht gut gemeinten, aber im Ergebnis die Dinge oftmals verschlechternden Weise, macht sich aber keine Gedanken darum, ob das wirklich eine Verbesserung darstellt – und vor allem, ob das durch die Verwaltung überhaupt zu leisten ist. Hier herrscht eine sozusagen ungezügelte Inflation aus verschiedenen – auch ideologischen – Gründen.

Mit welchen Gefühlen blicken Sie auf ihre Amtszeit beim Gesundheitsamt zurück?

Koch Mit den besten. Ich war gerne 23 Jahre hier als Amtsarzt – und 16 Jahre Hygieniker zuvor bei der Bundeswehr. Ich würde das immer wieder tun und junge Leute dazu ermutigen, auch diesen Schritt zu gehen. Man kann viel erreichen, wenn man fachlich gut, ehrlich, wahrhaftig und respektvoll ist und bleibt im Umgang mit den anderen.

Gibt es bereits einen Nachfolger, den sie aktuell einarbeiten?

Koch Ich arbeite derzeit mit drei Kollegen. Da geht es auch darum, den Facharzt zu machen.

Was machen Sie im Ruhestand?

Koch Mich anderen Themen zuwenden, als das im Beruf möglich war: also Enkel, Hobbies wie Modellbahn, Radfahren und medizinhistorische Themen, vor allem dem Einfluss von Seuchen auf die Entwicklung der menschlichen Gesellschaften in der Vergangenheit – Stichwort „Die Kulturgeschichte der Seuchen“. Für mich ist Geschichte die Erfahrung der Vorfahren, aus der man auch für die Gegenwart noch lernen kann.

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