Ein neuer Vorstand wird dringend gesucht Heimatverein Reifenberg steht vor dem Aus

Reifenberg · Fast 25 Jahre hat der Heimatverein das Dorfleben in Reifenberg entscheidend geprägt. Damit könnte es bald schon vorbei sein – wenn sich nicht doch noch engagierte Nachfolger für den Vorstand finden.

 2018 wurde die Waldweihnacht des Heimatvereins Reifenberg aufgrund des schlechten Wetters zur Stallweihnacht umgewandelt. In Helmi Bernards rustikaler Scheune kam auch der Nikolaus zu den Kleinen.

2018 wurde die Waldweihnacht des Heimatvereins Reifenberg aufgrund des schlechten Wetters zur Stallweihnacht umgewandelt. In Helmi Bernards rustikaler Scheune kam auch der Nikolaus zu den Kleinen.

Foto: Norbert Schwarz

Reifenberg ohne Heimatverein? Eigentlich undenkbar. Fast 25 Jahre hat der rührige Verein das Dorfleben entscheidend geprägt und auf vielfache Weise bereichert. Doch damit soll jetzt Schluss sein. Der Vorsitzenden Helmi Bernards fehlt es an engagierten Mitstreitern, und auch sie hat mit 71 Jahren die Grenzen der Belastbarkeit erreicht. „Das ist sehr schade, aber mein Vorstand und ich, wir können aus Altersgründen einfach nicht mehr antreten“, gesteht die Reifenbergerin, seit zwölf Jahren Vorsitzende des Heimatvereins.

„Die meisten von uns sind seit Jahren dabei und inzwischen nicht mehr fit genug, alles zu meistern“, erzählt sie. Potenzielle Nachfolger stünden bislang nicht auf der Matte, obwohl der Vorstand alle 99 Mitglieder angeschrieben und gebeten hätte, für den Vorsitz zu kandidieren. „Einer hat sich zwar gemeldet, aber aus beruflichen Gründen dann doch abgelehnt“, so die Vorsitzende. Sollte sich bis zur nächsten Hauptversammlung mit Neuwahlen, die eigentlich jetzt im Februar hätte stattfinden sollen und verschoben werden musste, kein neuer Vorstand finden, ist eine Auflösung unausweichlich.

Doch vielleicht ist dieser Aufschub, den der Verein durch die Corona-Pandemie bekommen hat, ja die Chance, doch noch Mitstreiter zu finden. Junge Leute, die sich für ihren Heimatort engagieren möchten. Reifenbergs Bürgermeister Pirmin Zimmer und früher ebenfalls Vorsitzender des Heimatvereins, ist da schon optimistischer. „Die Auflösung unseres Heimatvereins wäre ein großer Verlust für Reifenberg. Ich unterstütze auch gerne, aber selbst kann ich leider nicht mehr für den Vorstand kandidieren. Meine Zeit ist auch begrenzt“, sagt er.

Eine Auflösung mit allen Konsequenzen, einschließlich der finanziellen, würde einen späteren Neubeginn für den Verein extrem erschweren, weshalb Zimmer andere Lösungen hat. „Es gibt viele Vereine, die inaktiv sind. Wir brauchen also Leute, die der Form halber Verantwortung tragen. Die Verantwortung könnte man auch auf mehreren Schultern verteilen, als Doppelvorstand zum Beispiel oder sogar als Triumvirat, also ein Vorstand mit drei Leuten, wie es auch der Sportverein macht“, findet Zimmer.

Seit seiner Gründung 1998 ist der Heimatverein der Motor im Reifenberger Dorfleben. So kümmert er sich um die Auberghütte, organisiert Ausstellungen im Schützenhaus, übernimmt den Schlüsseldienst fürs Kapellchen und betrieb von 2010 bis 2016 das Heimatmuseum, das leider schließen musste.

„Wir hatten 2015 sogar ein Museumsfest veranstaltet, aber die Nachfrage nach alten Schätzen wurde einfach weniger“, erinnert sich Helmi Bernards. In der Hauptstraße in der Scheune von Karl Rindchen zeigte das Museum 350 Exponate. Vor allem Kita-Kinder und Grundschüler bekamen eine Vorstellung davon, wie sich früher das Leben in einem Haushalt, auf dem Hof oder draußen in den Fluren abspielte. Auch Landfrauen schwelgten mitunter in alten Erinnerungen, wenn sie wieder mit der Vergangenheit konfrontiert wurden.

Große Veranstaltungen des Heimatvereins waren das Dorffest und die Waldweihnacht rund um die Auberghütte. „Letztere hatten wir 2018 wegen des Wetters kurzerhand zur Stallweihnacht bei mir auf dem Grundstück umfunktioniert“, erinnert sich die Vorsitzende. Das ehemalige landwirtschaftliche Anwesen der Bernards bot nämlich beste Voraussetzungen. „Die Stallweihnacht war ein toller Erfolg. Allein die Bläser unseres örtlichen Blechbläserensembles ‚S’Kapellche’ hätten entweder im Regen gestanden oder, wenn sie den Innenraum der Hütte in Beschlag genommen hätten, wären Kinder und ältere Besucher nass geworden.“ Der Glühweinkonsum sei noch in keinem Jahr größer gewesen und die verkauften Frikadellen an Stelle heißer Würstchen seien ebenso ein Volltreffer gewesen wie ihre selbstgebackenen Weihnachtsplätzchen, erzählt Helmi Bernards. Wäre Corona nicht dazwischen gekommen, hätte es vielleicht nochmal eine Stallweihnacht gegeben. Ob es eine Zukunft für den Heimatverein gibt? Wer weiß. Aber man sollte ja nie aufhören zu träumen.

Kontakt: Heimatverein 1998, Helmi Bernards, Tel. (0 63 75) 4 55

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