Hannha Wirth ist neue Pfarrerin in Thaleischweiler-Fröschen „Ich muss mich sichtbar machen“

Thaleischweiler-Fröschen/Zweibrücken · Die 32-jährige Hannah Wirth kam auf Umwegen zu ihrem Theologie-Studium. Seit 1. März ist sie für die Gemeinde Thaleischweiler-Fröschen-Höhfröschen zuständig. Auch in Zweibrücken war sie schon aktiv.

 Pfarrerin Hannah Wirth freut sich auf ihre neue Aufgabe als Pfarrerin in Thaleischweiler-Fröschen.

Pfarrerin Hannah Wirth freut sich auf ihre neue Aufgabe als Pfarrerin in Thaleischweiler-Fröschen.

Foto: Cordula von Waldow

Zum 1. März hat Hannah Wirth die Pfarrstelle in Thaleischweiler-Fröschen und Höhfröschen angetreten. Keine kleine Herausforderung in einer Zeit, die persönliche Kontakte ebenso erschwert wie Zusammenkünfte in einer Gruppe. Doch die gebürtige Etschbergerin im Landkreis Kusel findet Wege. Für die 31-Jährige ist es die erste Pfarrstelle.

„Ich werde überall mit offenen Armen aufgenommen. Die Menschen freuen sich, dass sie nach fast zwei Jahren Vertretungslösungen jetzt wieder ihre eigene Pfarrerin haben“, weiß sie aus vielen Gesprächen. Die meisten finden „zwischen Tür und Angel statt“. Bei offiziellen Besuchen etwa, beim Einkaufen oder beim Gassigehen mit Hund Charlie. Sie hat festgestellt: „Ich muss mich sichtbar machen und zu den Menschen gehen. Zu einem Gesprächstermin kommt in dieser Zeit niemand.“ Dann allerdings gewinnt die junge Frau mit dem offenen Lächeln schnell die Herzen ihrer Gesprächspartner. Nach kurzer Zeit bereits erfährt sie, was einige ihrer rund 1900 Gemeindeglieder bewegt, wird nicht selten auf die Terrasse oder sogar ins Wohnzimmer gebeten. Hannah Wirth will „da sein für die Menschen, ihnen zuhören, sie wahr- und ernstnehmen mit ihren Anliegen und ihnen Trost zusprechen“.

Sonntags auf der Kanzel setzt sie Impulse und ermutigt, regt an zum Nachdenken über Gottes Wort und seine Bedeutung für das eigene Leben. Etwas, was sie selbst in Gottesdiensten oft vermisst hat. Dabei ist Hannah Wirths Mutter Bettina Lukasczyk Theologin, bis zu ihrer Pensionierung allerdings im Schuldienst und so für die Tochter immer „Lehrerin“.

Wie ihr Vater, der Diakon Walter Lukasczyk, entdeckte die begeisterte Volleyballerin ihre Berufung erst später. „Wir sind keine besonders fromme Familie. Glaube wurde bei uns ganz selbstverständlich gelebt“, erklärt sie, weshalb ihr nie der Gedanke kam, evangelische Theologie zu studieren. Stattdessen wollte die Islandpferdereiterin lieber Tierärztin werden. „Was, wenn ich nicht genommen werde?“, sorgte sie sich und bewarb sich vorsorglich in Saarbrücken für Human- und Molekular-Biologie. Von ihren Praktika bei Tierärzten wusste sie: „Das ist ein Job ohne Wochenende und Feierabend und lässt sich mit Familie ganz schwer vereinbaren.“

Etwas, das Hannah Wirth immens wichtig ist und das nicht erst, seit sie Michael Wirth 2016 ehelichte. Nicht wirklich glücklich in ihrem Biologie-Studium, fragte sie eines Tages ihre Mutter nach Theologie, für sie selbst „völlig überraschend“. Mutig wechselte sie erneut ihr Berufsziel. Besonders begeistert war Hannah Wirth von dem, was viele ihrer Kollegen abschreckt: den alten Sprachen. „Eine Bibelstelle in der Schönheit der Sprache auf Hebräisch oder Altgriechisch zu lesen, ist etwas völlig anderes als auf Deutsch. Allein optisch schwingen diese Texte und entfalten ihre Wirkung“, erklärt sie. In dem wissenschaftlichen Zugang zur Bibel entfaltete die junge Theologin in Millimeterarbeit ihren persönlichen Glauben. Sie weiß: „Das hört ja nie auf!“ Bibeltexte hören, lesen, Glauben erleben sei jeden Tag anders. Das Wesen des Glaubens bedeutet für Hannah Wirth, die neben Mainz auch in Heidelberg und Saarbrücken studierte: „Wie lebe und gestalte ich mein Leben so, dass es mir und anderen gut tut?“

Beeindruckt ist sie von der Theologin und Autorin Margot Käßmann, die sie persönlich in einem Gottesdienst erlebte. Von ihr lernte sie, mit einem klar formulierten Anliegen zu beten, etwa für den Frieden.

2018 bestand die junge Pfarrerin ihr Examen in Mainz. Im Schulvikariat bei dem neuen Contwiger Pfarrer, Axel Schmitt, stellte sie fest: „Lehrpläne schreiben ist nicht mein Weg.“ Tiefen Einblick gewann sie in ihrem viermonatigen Spezial-Vikariat in der Justizvollzugsanstalt Zweibrücken, nicht nur in Bezug auf Fragen der Justiz. „Zwei Rollen Natodraht außen rum, jede Tür vor mir auf und hinter mir zusperren, das war schon hart. Doch ich habe verstanden: Jeder lebt seine eigene Wahrheit und die einzige, gemeinsame Wahrheit ist die Liebe“.

Aktuell wird das Pfarrhaus an der historischen Kirche hergerichtet, wohin die Pfarrerin dann auch mit ihrem Büro aus der Kita wieder umzieht. Ihre offizielle Ordination soll im Sommer stattfinden.

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