Merkur-Interview Anke Vogel, Gästeführerin in der Südwestpfalz „Reine Unterhaltung wäre mir zu wenig“

Südwestpfalz · Gästeführerin Anke Vogel will bei ihren Touren in der Südwestpfalz Spaß und Wissen miteinander verknüpfen.

 Ganz in ihrem Element: Am Eingang zum Steinenschloss bei Thaleischweiler-Fröschen erzählt Anke Vogel den Gästen viel Wissenswertes zur Historie der ehemaligen Burganlage.

Ganz in ihrem Element: Am Eingang zum Steinenschloss bei Thaleischweiler-Fröschen erzählt Anke Vogel den Gästen viel Wissenswertes zur Historie der ehemaligen Burganlage.

Foto: Markus Fuhser

Anke Vogel ist Gästeführerin aus Leidenschaft. Ob Sagen, Historisches oder Einblicke in die heimische Natur – mehr als 50 mal im Jahr entführt die Pirmasenserin ihre Gäste auf ganz unterschiedliche Pfade und Entdeckertouren in der Südwestpfalz. Im Interview erzählt sie, welche Führungen gefragt sind und was ihr bei den Wanderungen besonders am Herzen liegt.

Sind Gästeführungen in der Südwestpfalz in den Sommermonaten gefragter als in der kälteren Jahreszeit?

Vogel: Dafür gibt es eigentlich keine spezielle Jahreszeit. Wir bieten durchweg das ganze Jahr über Führungen an. Natürlich sind diese dann ein wenig dem Wetter angepasst. In der Herbstzeit und in den Wintermonaten fangen wir mit den Nachtwächter-Führungen an. Wenn es nicht gerade stürmt, schneit oder Glatteis herrscht, werden diese Touren sehr gut angenommen. Im November haben wir am Luitpoldturm wieder unsere jährliche Sagenführung inklusive eines Stationentheaters, die quer durch den Wald führt.

Gerade im Hochsommer sind solche Führungen bestimmt nicht immer ein Zuckerschlecken. Hat Ihnen die Hitze da schon mal einen Strich durch die Rechnung gemacht?

Vogel: Wenn es sehr heiß ist, haben wir auch schon einen kleinen Zwischenstopp im Eiscafé eingelegt, um wieder abzukühlen. Und bei wirklich extremer Hitze wird eine Tour dann auch mal verschoben, weil die Konzentration bei den Gästen einfach nicht gegeben ist. Im Wald geht es aber meistens von den Temperaturen. Wichtig ist, dass wir ausreichend Wasser dabei haben.

Kommen Ihre Gäste eher von außerhalb oder sind die Teilnehmer aus der Region?

Vogel: Wir haben zahlreiche Stammgäste, die immer wieder kommen. Viele sind einmal mitgegangen und gehen jetzt immer wieder mit – zu ganz unterschiedlichen Themen. Manche besuchen bestimmte Touren auch öfter, weil keine Führung wirklich gleich abläuft. Wenn ich auf einer Führung beispielsweise merke, dass bei den Gästen an einem bestimmten Punkt Interesse besteht, mehr zu erfahren, gehe ich dort vielleicht etwas mehr ins Detail und lasse dafür an einer anderen Stelle etwas weg. Das macht es auch für mich als Gästeführerin spannender. Ich sehe das auch nicht als Routine an, sondern mache die Wanderungen mit Herz, weil es einfach mein Hobby ist. Wenn ich davon leben müsste, würde ich verhungern (lacht).

Die Region mit dem Pfälzerwald oder dem Dahner Felsenland bietet viel Natur. Welche Rolle spielt das in Ihren Gästeführungen?

Anke Vogel: Da ich Fachkraft für Natur- und Umweltkunde bin, lasse ich solche Elemente immer gerne mit in die klassischen Führungen einfließen. Wenn ich nur Führungen anbieten würde, die sich rein um das Thema Naturschutz drehen, wäre es schwierig, dass passende Publikum zu finden. Aber so gelingt es mir, Interesse dafür zu wecken.

Also steht dabei auch ein Stück weit Aufklärung auf dem Plan?

Anke Vogel: Absolut! Reine Unterhaltung wäre mir viel zu wenig. Ich habe für mich selbst den Anspruch, dass ich den Leuten Spaß an Geschichte vermitteln möchte. Man kann Geschichte trocken rüber bringen oder lässt sich etwas einfallen. Das erreiche ich durch verschiedene Kostüme, die ich bei den Touren trage und durch Gegenstände, die ich mitnehme und dann präsentiere.

Um was für Gegenstände handelt es sich da genau?

Anke Vogel: Ich habe da zum Beispiel ein barockes Flohei, eine Flohfalle eigentlich, mit dem man zeigen kann, wie sich die Menschen in der Barock- und Rokokozeit gegen Ungeziefer wie Flöhe und Läuse geholfen haben. Ich habe mir auch eine Feuersäge gekauft, um den Gästen erklären zu können, woher das Sprichwort „Einen Zahn zulegen“ eigentlich kommt.

Wie viele Führungen bieten Sie pro Jahr an?

Anke Vogel: Im vergangenen Jahr habe ich 55 Führungen organisiert und hatte dabei 1 160 Gäste. Die Gruppengröße schwankt natürlich von Tour zu Tour. Ich hatte auch schon Führungen, an denen 140 Leute teilgenommen haben. Ich kann zwar sehr laut sprechen und kriege das auch ohne Mikrofon hin, aber ideal ist das natürlich nicht (lacht). Eine „gute Gruppe“ liegt so zwischen 20 und 30 Personen. Aber es kommt auch aufs Thema an. Eine kleine Gruppe, die ganz intensiv zuhört oder Fragen stellt, ist mir genauso recht.

Welche Führungen sind der „Renner“ in Ihrem Angebot? Sind in diesem Jahr noch neue Führungen geplant?

Anke Vogel: Sehr gefragt ist die Führung durch den Lemberger Brunnenstollen. Da hatte ich zuletzt eine ganze Schulklasse, die dort ihren Wandertag verbracht hat. Aber auch die Nachtwächter-Führung in Rodalben wird sehr gut angenommen, ebenso die Altschlossfelsen-Führung bei Eppenbrunn. Seit Anfang August bieten wir die Bruderfels-Wanderung im Bereich des Felsenwanderwegs in Rodalben an, bei der sich vieles um die Geschichte und Sagen, die sich um den Felsen ranken, dreht. Über mangelnden Zuspruch kann ich mich also wirklich nicht beklagen. Das Interesse an unserer Region ist sehr groß.

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