Fronleichnam fast wie früher

Contwig · Nach vielen Jahren führte die Contwiger Fronleichnamsprozession gestern erstmals wieder vom Kirchgarten bei der Sankt-Laurentius-Kirche aus über die Schiller- und Oberauerbacher Straße – hinunter zum Altar vorm neuen Rathaus.

 Die Strecke führte von der Sankt-Laurentius-Kirche hinunter zum neuen Contwiger Rathaus. Fotos: Norbert Schwarz

Die Strecke führte von der Sankt-Laurentius-Kirche hinunter zum neuen Contwiger Rathaus. Fotos: Norbert Schwarz

Die Fronleichnamsprozession in der großen katholischen Pfarrgemeinde Sankt Laurentius bewegte sich in den vergangenen Jahrzehnten stets vom altehrwürdigen Gotteshaus hoch zur Festhalle der Turner, wo eine handvoll Helfer den zweiten Prozessionsaltar aufbaute und schmückte. Haus Sarepta und lange Baustelle waren mitverantwortlich dafür, dass dieses Jahr im Vorfeld diskutiert wurde. Erfolgreich, denn die Prozession von der Pfarrkirche aus hinunter zum Rathaus, mitten im Herzen Contwigs, weckte bei einem Großteil von Gottesdienstbesuchern schöne, alte Erinnerungen auf.

"Das war schon fast wieder so wie früher", meinte beispielsweise Alfred Sefrin, der mit dem Blasensemble der VT Contwig Gottesdienst und Prozession musikalisch ansprechend begleitete. Fronleichnam in den 60er und 70er Jahren, so Sefrin, da habe es vier Altäre gegeben, seien die Straßen mit jungen Birkenbäumchen geschmückt gewesen, hätten die Hausbewohner für den Prozessionszug Fahnen in den Kirchenfarben rot-weiß, gelb-weiß und manchmal auch blau-weiß gehisst, seien in die Fenster religiöse Bilder und Heiligenfiguren gekommen, sei der gesamte Prozessionsweg unwahrscheinlich festlich geschmückt worden.

Fahnen gab es auch gestern wieder in der Schillerstraße und der Oberauerbacher Straße an etlichen Häusern, und selbst in der Hauptstraße bis hinunter zum großen, neuen Platz vor dem Rathaus waren sichtbare Zeichen als Prozessionsschmuck auszumachen. Ein Blickfang für sich, Altar und Blumenteppich davor beim neuen Rathaus, wo die künstlerisch gestaltende Handschrift des Floristen Jürgen Brenkmann zum Ausdruck kam. Zusammen mit fünf weiteren Helfern war er schon um fünf Uhr morgens bei der Arbeit, hantierte mit feiner Kreide, Schablonen und Schnüren, um die Strukturen für einen wundervollen Blumenteppich vorzugeben, der später mit Rosenblüten, Koniferen und noch grünen Getreideähren ausgelegt und gestaltet wurde. Keine leichte Aufgabe, wie Brenkmann anmerkte, denn durch das Vorpreschen der Natur habe dieses Jahr auf Lupinen, Ginster, Margeriten oder Holunder ganz verzichtet werden müssen. Aber kreative Köpfe hätten wie in der Vergangenheit dafür gesorgt, dass (teils mit Blumenspenden von Händlern) wieder ein besonderer Altarschmuck zustande kam. Dabei war es nicht nur für Jürgen Brenkmann eine Supersache, Jesus Christus in Brotgestalt in der Monstranz durch den geschmückten Ort zu tragen.

Den Fronleichnamsgottesdienst zum Auftakt feierten viele Contwiger Gläubige im grünenden Kirchgarten. Den Altar im Freien hatten auch hier Helfer blumenreich in den Farben rot-weiß gestaltet.

In seiner Predigt ging Pfarrer Johannes Müller auf die Bedeutung des Fronleichnamsfestes ein. Er zog dabei Parallelen zum gegenwärtigen "Fußball-Sommermärchen" und den dortigen Fans. Nur, mit dem Sieg von Jesus Christus am Kreuz gebe es keine Verlierer - und in der Prozession könne jeder darüber seine Freude zum Ausdruck bringen.

Im idyllischen Kirchgarten wurde am Nachmittag traditionell weiter gefeiert. Gläubige der protestantischen Kirchengemeinde bezeugten ihre Verbundenheit, gelebte Ökumene ist in Contwig an vielen Punkten spürbar. Das Speiseangebot war groß, allein 30 Kuchen und Torten waren für die Kaffeetafel gespendet worden.

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