Frauennotruf hatte letztes Jahr viel zu tun

Zweibrücken. "Viele Frauen fürchten sich davor eine Beratungsstelle aufzusuchen, denn dann wird das Geschehene plötzlich Wirklichkeit", beschreibt Diplom-Pädagogin Birgit Kerner, hauptamtliche Mitarbeiterin beim Frauennotruf Zweibrücken e. V. die Ängste vieler Frauen, die Opfer sexueller Gewalt oder Missbrauchs wurden

 Gewalt gegen Frauen fängt nicht erst in der Ehe an. Foto: dpa

Gewalt gegen Frauen fängt nicht erst in der Ehe an. Foto: dpa

Zweibrücken. "Viele Frauen fürchten sich davor eine Beratungsstelle aufzusuchen, denn dann wird das Geschehene plötzlich Wirklichkeit", beschreibt Diplom-Pädagogin Birgit Kerner, hauptamtliche Mitarbeiterin beim Frauennotruf Zweibrücken e. V. die Ängste vieler Frauen, die Opfer sexueller Gewalt oder Missbrauchs wurden. Dass viele Frauen diese letztendlich doch überwinden und freiwillig Hilfe suchen, zeigt die Statistik des letzen Jahres. Insgesamt 246 Beratungsgespräche von mindestens 30 Minuten wurden vom Zweibrücker Frauennotruf geführt, zusätzlich kamen 83 Kontakte zustande. Die Mehrheit der Frauen wurde als Kind sexuell missbraucht und leidet bis heute unter den Folgen. Der Frauennotruf Zweibrücken hat es sich daher zur Aufgabe gemacht, den Betroffenen dabei zu helfen, die entsprechende fachliche Hilfe zu bekommen, in medizinischer wie auch juristischer Sicht. Allerdings entscheidet die Frau selbst, was sie unternehmen will und wobei sie unterstützt werden möchte. "Unser Grundkonzept besteht darin, dass die Beratung kostenlos, anonym und parteilich ist. Das heißt, wir sind eine Opferstützeinrichtung, die die Frauen stärken und ihnen neue Perspektiven aufzuzeigen möchte", erklärt Kerner. Eine steigende Nachfrage in Zusammenhang mit den aktuellen Missbrauchsfällen in der katholischen Kirche kann Kerner nicht verzeichnen. Jedoch wird die vereinseigene Homepage wesentlich häufiger angeklickt. Auch Ko-Betroffene, beispielsweise Verwandte von Opfern sexueller Gewalt, können die Dienste der Beratungsstelle in Anspruch nehmen.Zusätzlich wurde zusammen mit der Landesarbeitsgemeinschaft-Notrufe ein umfangreiches Präventionskonzept entwickelt. Dies beinhaltet sowohl Elternarbeit und Lehrerfortbildungen als auch Projekte in Schulen. "Eltern und Bezugspersonen sollen für das Thema sexualisierte Gewalt sensibilisiert werden, damit sie dann auch den Mut haben, Fragen zu beantworten. Und bei den Kindern sollen Mythen wie zum Beispiel "nein heißt beim Sex eigentlich ja" aufgedeckt werden", erläutert Kerner. Der Verein Frauennotruf Zweibrücken besteht seit 1993 und ist auch für das Zweibrücker Land sowie Pirmasens zuständig. Bei der Mitgliederversammlung gestern Abend wurde der Vorstand um die Vorsitzende Claudia Hunsicker einstimmig wiedergewählt. Gegründet wurde ein Förderverein, der Spenden sammeln und verwalten sowie Öffentlichkeitsarbeit betreiben soll. Zur Vorsitzenden wurde Birgit Kerner gewählt, Stellvertreterin ist Antje Grandpair.

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