Austauschschülerin Faustine Lecluyse-Loiseau Deutsch ist aufgebaut wie Lego

Riedelberg · Seit zwei Wochen ist die 15-jährige Französin Faustine Lecluyse-Loiseau, die im schweizerischen Neuchâtel wohnt, als Austauschschülerin bei Familie Schwarz in Riedelberg. Durch Katharina Schwarz kam sie zum Riedelberger Kirchenchor und lehrt dort jetzt Texte von Tainzé-Liedern in ihrer französischen Muttersprache.

  Unterstützt von Chorleiter Oliver Duymel, übt Faustine Lecluyse-Loiseau mit dem Riedelberger Kirchenchor Taizé-Lieder auf Französisch ein.

Unterstützt von Chorleiter Oliver Duymel, übt Faustine Lecluyse-Loiseau mit dem Riedelberger Kirchenchor Taizé-Lieder auf Französisch ein.

Foto: Cordula von Waldow

„Le feu, qui ne s‘etaint jamais“, spricht Faustine Lecluyse-Loiseau dem Riedelberger Chor vor. Dabei wiederholt sie immer wieder besonders den Nasallaut, bis sie mit der Aussprache der knapp 30 Chormitglieder quer durch alle Altersstufe zufrieden ist. Seit rund drei Wochen ist die 15-jährige gebürtige Pariserin, die jetzt im schweizerischen Neuchâtel lebt, als Austauschschülerin bei Familie Schwarz in Riedelberg. Obwohl sie niemals zuvor in einem Chor gesungen hat, begleitete sie Katharina und deren Mutter auch zur Chorprobe. Kurzerhand ergriff Chorleiter Oliver Duymel, als gebürtiger Niederländer selbst des Französischen nicht mächtig, die Gelegenheit, um mit dem Chor bekannte Taizé-Lieder endlich einmal in der Original-Sprache einzuüben.

Zunehmend wuchs die junge Gymnasiastin in ihre Lehrrolle hinein und auch die Aussprache der Sängerinnen und Sänger verbesserte sich von Probe zu Probe. Endlich durften sie dank dem Hygienekonzept ihrer singenden Ärztin Marissa Flynn im Riedelberger Dorfgemeinschaftshaus wieder zusammenkommen, um ihrem Hobby nachzugehen.

Auch Faustine machte große Sprach-Fortschritte. „Ihre Deutschkenntnisse haben sich in dieser kurzen Zeit mehr als verdoppelt“, freut sich Katharina Schwarz (15). In der fünfköpfigen Familie werde mit ihr strikt Deutsch gesprochen, was der Hofenfelsgymnasiastin, die seit der Grundschule Französisch lernt und den bilingualen Zweig gewählt hat, zugegebenermaßen schwerfalle. Sie liebt die französische Sprache. Und auch Faustine ist glücklich, Französin zu sein. „Weil Französisch so schwer zu lernen ist“, erklärt sie. „Ich hasse Grammatik, aber weil ich schon als Kind viele Bücher gelesen habe, kann ich es einfach.“

Deutsch findet sie da deutlicher leichter zu lernen. „Es ist aufgebaut wie Lego“, vergleicht sie die Satzbausteine. Außerdem werde „alles so ausgesprochen, wie es geschrieben wird“, ganz anders als Französisch mit seinen Akzenten und diversen Nasallauten.

Über die Vermittlung ihrer Französischlehrerin und über einige Umwege fand Katharina, die unbedingt mit einer Muttersprachlerin „richtig“ Französisch sprechen lernen wollte, auch in Zeiten ohne Auslandssprachreisen die Lösung „Schüleraustausch“. Bereits seit April korrespondierten die beiden Teens über Whats-App, eine Woche auf Deutsch und die andere Woche auf Französisch. „Dabei korrigieren wir uns immer gegenseitig und haben viel Spaß dabei“, erzählen sie über ihr eigenständiges Lernen im Alltag. Die Themen reichten von Umwelt bis Politik.

Trotz ihrer unterschiedlichen Interessen und Lebensräume sind die beiden jungen Frauen von Anfang an ein Herz und eine Seele. Faustine lebte bis zu ihrem achten Lebensjahr in der Großstadt Paris und jetzt in der von der Einwohnerzahl her Zweibrücken vergleichbaren Mittelstadt am Neuenburger See – Katharina in dem 400-Seelen-Dorf auf dem Land. Katharina schwärmt für Musik, lernt neben dem Chorgesang auch Orgelspielen. Faustine malt und hat gerade mit ihrer Kunstgruppe bei einem Landes-Wettbewerb in der Schweiz den ersten Preis in ihrer Altersklasse mit einem Video für nachhaltige Entwicklung gewonnen. Beide finden: „Wir ergänzen uns perfekt!“

Auf der Urlaubsfahrt der Familie Schwarz nach Südfrankreich über Neuchâtel hatten sich die beiden Jugendlichen in den Sommerferien bei einem Stopp kurz kennengelernt. Jetzt lernt Faustine Tischtennisspielen, wenn sie Katharina zum Training begleitet. Auch joggen waren die beiden bereits gemeinsam, schön eben entlang der französischen Grenze. Fünf Wochen bleibt die junge Französin in dem deutschen Grenzort. Zeit genug, um nicht nur die Sprache, die sie seit vier Jahren in der Schule lernt, zu vervollkommnen, sondern auch, um neben dem Zweibrücker Rosengarten noch etwas von Deutschland kennenzulernen. „Wir besuchen Bekannte in Heidelberg“, plant die Familie. Und Zeit genug für den Chor, um die französischen Taizé-Lieder mit ihrer Hilfe einzustudieren. „Wir üben fleißig singen“, lachen die beiden Altistinnen.

 Freundinnen: Katharina Schwarz und Faustine Lecluyse-Loiseau.

Freundinnen: Katharina Schwarz und Faustine Lecluyse-Loiseau.

Foto: Cordula von Waldow

Dans nos obscurités, allume le feu qui ne s‘éteint jamais – Im Dunkel unserer Nacht, entzünde das Feuer, das nie mehr erlischt“ beginnt das Taizé-Lied. Taizé gilt als Symbol der ökumenischen Bewegung. Der kleine Ort nahe dem ostfranzösischen Cluny ist Sitz einer geistlichen Gemeinschaft, die zum Treffpunkt für Jugendliche aus der ganzen Welt wurde. Die meditativen Lieder werden weltweit gesungen, meist in verschiedenen Sprachen. Auch in Zweibrücken wird regelmäßig die „Nacht der Lichter“ damit gefeiert, ebenso wie manchmal nach gemeinsamen Workshops in Hornbach.

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