Festival Euroclassic Euroclassic mit fast vergessenen Instrumenten

Hornbach · Das Trio „Tasto Solo“ beeindruckte beim Festival-Konzert im Hornbacher St. Fabianstift mit mittelalterlichen Madrigalen.

 Das St. Fabianstift in Hornbach gab den passenden Rahmen für die Musik aus dem späten Mittelalter, gespielt von der Gruppe Tasto Solo .

Das St. Fabianstift in Hornbach gab den passenden Rahmen für die Musik aus dem späten Mittelalter, gespielt von der Gruppe Tasto Solo .

Foto: Sebastian Dingler

Musik des späten Mittelalters und der frühen Renaissance erlebten die etwa 70 Zuhörer am Freitagabend beim Euroclassic-Konzert der Formation Tasto Solo im St. Fabianstift in Hornbach.

Die beiden Katalanen Guillermo Pérez und Pau Marcos begleiteten die italienische Sängerin Barbara Zanichelli an zwei damals geläufigen und heute eher vergessenen Instrumenten. Der Begriff Fidel sagt ja vielen noch etwas: Das Streichinstrument wird wie ein Cello gehalten, ist aber viel kleiner als dieses. Dagegen dürften nur Experten wissen, was ein Portativ ist. „Portare“ ist Lateinisch für „tragen“, die Orgelpfeifen des Instruments verraten seine Klangerzeugung. Das Portativ ist also quasi eine tragbare Kirchenorgel. Der seitlich daran angebrachte Blasebalg sorgt für die Luft, die durch die Pfeifen strömt. Meistens lieferte Pérez, der künstlerische Leiter des Ensembles, mit den langen Orgeltönen die harmonische Grundlage, über die Marcos und Zanichelli ihre Melodien stellten.

Die über 600 Jahre alten Stücke besaßen gleichermaßen Fremdheit und Vertrautheit. Fremd für heutige Ohren war das Fehlen typischer Harmoniefolgen oder Melodiewiederholungen. Gleichzeitig war einem bewusst, dass diese Musik nicht aus weit entfernten Regionen stammt. Von der Epoche her gewöhnungsbedürftig, vom europäischen Musikverständnis jedoch vertraut – so klang das meistens, außer wenn Pérez in seinen Improvisationen bisweilen scharf tönende Intervalle wie die kleine Sekunde verwendete.

Die Lieder im Repertoire von Tasto Solo stammten häufig von Francesco Landini. Der blinde Portativspieler des 14. Jahrhunderts gilt als bedeutendster Komponist des Trecento-Madrigals – eben jener damals in Italien angesagten Stilrichtung. Die leidenschaftlichen Liebeslieder auf Alt-Italienisch oder Alt-Französisch wurden ausschließlich aus männlicher Perspektive erzählt. Dass sie bei Tasto Solo von einer Frau gesungen wurden, fand Pérez, wie er hinterher sagte, ganz normal. Ohne die (leider unvollständigen) Übersetzungen im Begleitheft wäre man aber nur schwer auf das Genre Liebeslied gekommen, zumal das Konzert durch den Kirchenraum einen sakralen Charakter besaß. Zeitweise wagte das Publikum nicht einmal zu klatschen. Dafür gab’s am Ende um so mehr Applaus und eine verdiente Zugabe. „Das war sehr gut, eine Reise ins Mittelalter“, meinte Sophie Spielmann aus Bitsch zu dem Konzert. Auch Karl-Heinz Danner aus Pirmasens war sehr angetan: „Mich hat an der Musik die völlige Andersartigkeit gereizt. Sie ist ganz anders als unsere moderne Musik.“ Der studierte Romanist sagte, er sei auch wegen der alten romanischen Sprachen und der zwei katalanischen Musiker gekommen. Seine Frau Ingrid hatte eher die Kombination aus alten Instrumenten und Gesang gelockt.

Das Konzert setzte die Reihe fort, im Klosterbezirk Hornbach mittelalterliche Musik aufzuführen, die sowohl in die Programme von Euroclassic als auch der pfälzischen Konzertreihe Via Mediaeval passt.

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