Ernte-Beginn im Zweibrücker Land deutlich besser als befürchtet Die Gerste trotzt den Wetter-Problemen

Battweiler/Winterbach · Der Merkur hat mit zwei Landwirten über ihre ersten Ernte-Erfahrungen dieses klimatisch herausfordernden Jahres gesprochen.

 Die Ernte auf der Sickingerhöhe hat begonnen. Landwirt Steffen Sewohl aus Battweiler hat mit dem Abernten der Winergerste begonnen. Prüfend sein Blick beim Einlagern des Getreides das später für die Verfütterung geschrotet wird.

Die Ernte auf der Sickingerhöhe hat begonnen. Landwirt Steffen Sewohl aus Battweiler hat mit dem Abernten der Winergerste begonnen. Prüfend sein Blick beim Einlagern des Getreides das später für die Verfütterung geschrotet wird.

Foto: Norbert Schwarz

Gänzlich unspektakulär, ganz so, wie das seit Jahrhunderten bei den Landwirten hierzulande und in der Landwirtschaft generell der Fall ist, fiel in diesen Tage der Startschuss zur Getreideernte im Jahr 2021. Und das war dann, aktuell betrachtet, doch ein bisschen spektakulär. Denn: Nach regenreichen Tagen noch eine gute Ernte? Diese Frage stellen sich nicht allein die Landwirte hierzulande. Wer auf dem Land lebt, hat eine enge Beziehung zur Landwirtschaft, kann mitfühlen mit den Bauern die, wie kaum ein anderer Erwerbszweig dermaßen vom Wetter und seinen Kapriolen abhängig sind. Für den jüngeren Agrarier Steffen Sewohl war der erste Erntetag auf der Gemarkung seines Heimatortes eine volle Überraschung.

Sewohl sagt: „Mit einer solchen Ernte konnte ich bei bei der Wintergerste zum Auftakt nicht ausgehen. Die Erwartungen waren, das räume ich ganz offen ein, weniger gut. Ich dachte, der wochenlange Regen hätte der Frucht auf dem Halm mehr zugesetzt!“ Auf einem eineinhalb Hektar großen Feld waren die Halme der Wintergerste ins gefräßige Maul des Mähdreschers verschwunden und die Körner im Bauch des Mähdreschers gerieselt, von wo sie später dann, als dieser Bunker kein Volumen mehr für die kurze Zwischenlagerung bot, mit viel Antriebskraft über einen langen Blechrüssel in den großen, stählernen zweiachsigen Ladewagen befördert worden, mit dem der Erntetransport vom Feld nachhause auf den Hof erfolgt.

15 Tonnen, das sind 300 Zentner. Die heutige, modernen Ladewagen sind rollende Stahlcontainer. Kein Anfüllen mehr kein Getreidesäcke, kein umständliches Hantieren, kein mühevolles, schweißtreibendes Tragen der Getreidesäcke, das zudem auf die Knochen ging in der Vergangenheit. Der Zeitfaktor spielt gerade in der Landwirtschaft einen bedeutsamen großer Faktor dar. Es muss ja an jedem Arbeitstag morgens wie abends das Vieh versorgt, die Milchkühe im Stall gemolken und sonstige Hofarbeit erledigt werden. Arbeitsabläufe, welche von einem Außenstehenden oftmals überhaupt nicht wahrgenommen werden, schon gar nicht in der Intensität.

In der Erntefolge steht die Wintergerste an erster Stelle. Das Korn hätte etwas „bauchiger“ ausfallen dürfen, stellt Steffen Sewohl fachkundig fest, derweil die Körner aus der Handkuhle prüfend in den Schlund des Lufttrichters fallen, mit dem die Getreideernte vorerst auf den Getreidespeicher des Hofes befördert werden.

Wie bei zahlreichen Berufskollegen geht bei Sewohls keine Wintergerste in den Verkauf. Die gesamte Ernte wird zur Verfütterung benötigt. Bis dahin lagert die Ernte auf einem bestimmten Platz, ehe sie in die Schrotmühle gelangt um dort für die Verfütterung zu zerkleinert zu werden. Die Regenschauer über vier bis fünf Wochen, so die Einschätzung von Steffen Sewohl, würden die Wintergerste möglicherweise auswachsen lassen. Doch diese Vermutung bestätigte sich glücklicherweise nicht. Regenschauer und Windböen waren ursächlich dafür, dass vielfach die Getreidehalme flach auf dem Feldboden lagen.

Der Regen fiel übrigens in einer Menge von 100 bis 120 Litern während der gesamten jüngsten Regenphase, schätzt Sewohl. Dennoch, einen Wasservorrat in der Erde habe sich trotz der heftigen Schauer bislang nicht bilden können.

Vater Wilfried Sewohl sieht deshalb auch in der jetzigen Wetterphase nicht unbedingt etwas Außergewöhnliches. Das gelte ehe doch für die vielen zu trocknen Jahre aus der jüngsten Vergangenheit. Was dringend wichtig wäre, seien jetzt sonnige Tage von längerer Dauer. Das würden insbesondere dem Weizen und Raps gut tun.

Zurück zur Wintergerste, die nicht allein bei den Sewohls eine reine Futtergerste ist. Mit Winterbraugerste hatte man es im Anbau auch schon mal versucht, es dann aber doch wieder sein lassen. Den höheren Kosten für Ankauf und Pflege habe ein rentables Entgelt für die geerntete Braugerste doch nicht gegenüber gestanden, weshalb man es damit nicht weiter versuchte dem landwirtschaftlichen Betrieb besondere Einkünfte zu generieren.

Äußerlich würde sich die Winterbraugerste nicht von der Futtergerste unterscheiden. die Winterbraugerste habe nur einen viel höheren Eiweißgehalt, klärt Steffen Sewohl auf.

Sommergerste, Roggen oder Triticale haben die Sewohls, neben Bauer Werner Veith als Nachbar noch die einzigen hauptberuflichen Landwirt im Ort überhaupt, nicht mehr auf dem Halm.

Für den Weizen oder Raps ist noch Zeit. Der Ernteanlauf jetzt im Juli, derweil sich dieser Sommermonat fast schon verabschiedet, sei gleichfalls nichts Außergewöhnliches. Zum Monatsanfang oder der Monatsmitte sei der Erntestart allgemein gängig, weiß sich auch Sven Sewohl zu erinnern, der beim Cousin Steffen ein unentbehrlicher Helfer auf dem Hof ist

Jörg Klein aus dem Nachbarort Winterbach, der auch auf Battweilerer Gemarkung etliche Felder mit Getreide im Pachtbesitz bestellt hat, wird gleichfalls noch diese Woche mit dem Abernten der Wintergerste auf insgesamt zehn Hektar beginnen. Die Investition für einen eigenen Mähdrescher passte bei Jörg Klein bisher nichts ins Betriebskonzept, wenngleich dieser 120 Kühe im Stall hat, 75 davon als Milchkühe. Rolf Lehberger vom Heidelbingerhof besorgt bei ihm das Abernten der Wintergerste. Das geht alles in einem Rutsch, zusammen mit weiteren Betrieben aus der Nachbarschaft von Jörg Klein.

Bis Freitag sollen die zehn Hektar nicht mehr stehen und nach den optischen eindrücken geht auch der Winterbacher Bauer von einer guten Ernte aus, Weizen und Roggen werden in 14 Tagen folgen. Rapsanbau ist Jörg Klein weiterhin zu arbeitsintensiv, für diesen sieht Klein aber gleichfalls gute Ernteergebnisse. „Die Schoten sind inzwischen schwarz, das bedeutet reife Fruchtkörner. Jetzt dürfen kommende Regenschauer vor allem die Schoten nicht aufschlagen, weil sonst viele Körner verloren gingen.“ Klar, wie kaum ein anderer Erwerbszweig ist die Landwirtschaft stark vom Wetter abhängig.

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