Einzelhandel ist Jobmotor ohne Stottergefahr

Zweibrücken/Südwestpfalz · Der Einzelhandel in Zweibrücken und dem Landkreis ist ein Jobmotor: Hinter dem Maschinenbau, Baugewerbe und dem Gesundheits- und Sozialwesen sind hier die meisten Leute beschäftigt. Trotz aller Konkurrenz etwa durch das Internet ist der zuständige Arbeitsagentur-Chef Hans-Joachim Omlor davon überzeugt, dass es so bleibt.

 Solange Beratung und Service stimmen und man die Ausbildung nicht vernachlässigt, steht dem Einzelhandel in und Zweibrücken eine gute Zukunft bevor – trotz Internet-Konkurrenz oder Grüner Wiese. Das schätzt jedenfalls der zuständige Arbeitsagenturchef Hans-Joachim Omlor. Foto: MEV

Solange Beratung und Service stimmen und man die Ausbildung nicht vernachlässigt, steht dem Einzelhandel in und Zweibrücken eine gute Zukunft bevor – trotz Internet-Konkurrenz oder Grüner Wiese. Das schätzt jedenfalls der zuständige Arbeitsagenturchef Hans-Joachim Omlor. Foto: MEV

Foto: MEV

"Ich bin alles - nur nicht skeptisch! Der Handel trägt die Region Zweibrücken als ganz starke Branche und wird sich auch in Zukunft behaupten!" Solche Prognosen werden die Einzelhändler in der Rosenstadt und dem Landkreis Südwestpfalz sicher gerne vernehmen. Fast euphorisch klingt Hans-Joachim Omlor, der Chef der Arbeitsagentur Kaiserslautern-Pirmasens, die auch Zweibrücken umfasst. Im Gespräch mit dem Pfälzischen Merkur zeigt sich Omlor sicher, dass die Händler auch weiterhin "Trends der Zeit erkennen und in ihre Geschäftsphilosophien aufnehmen". Auch in Sachen Beschäftigungszahlen erwartet Omlor keine Einbrüche. Ein Blick auf die Statistik (siehe Grafik rechts) unterfüttert seine hoffnungsfrohe Prognose: Seit 2007 hat der Handel in der Rosenstadt und dem Landkreis 519 neue Stellen geschaffen.

Zu den größten Arbeitgebern im Einzelhandel zählen etwa der Globus-Baumarkt (230 Mitarbeiter), Möbel Martin (230), Edeka Ernst (105) und die Style Outlets (1142 Voll- und Teilzeitkräfte, Azubis und geringfügig Beschäftigte). Apropros geringfügig Beschäftigte: Im Handel insgesamt waren im Dezember 2013 in der Rosenstadt 689 Minijobber gemeldet, im Einzelhandel alleine 552. Im Kreis zählte die Arbeitsagentur insgesamt 1262, im Einzelhandel 900.

"Der Einzelhandel ist eine der bedeutendsten Branchen, die für Stabilität sorgen", sagt Hans-Joachim Omlor. Für jeden Einzelhändler sei dabei guter Service ein "entscheidender Punkt" betont er und ergänzt, "dass jeder Dienstleister, der sich durch eine Serviceorientierung hervorhebt, eher bemerkt und aufgesucht" wird.

Während die hiesigen Einzelhändler über die Konkurrenz aus dem Internet klagen, bietet eben dieser Online-Handel auch Chancen, wenn sich entsprechende Händler im Zweibrücker Beritt ansiedeln oder Händler extra Personal für ihre Online-Shops einstellen. Zu beiden Aspekten kann Omlor allerdings keine Aussage treffen. Ihm sei nicht bekannt, ob Online-Aktivitäten von Händlern bereits dazu geführt hätten, dass in der Region neue Stellen entstanden seien: "Dazu müssten wir wohl einen Online-Händler am Standort haben wie Amazon oder Zalando. Das ist nicht der Fall." Die Internet-Konkurrenz aus der Ferne hingegen habe sich in seinen Augen auch noch nicht negativ auf die Gesamtbeschäftigung ausgewirkt. "Ob das Verhalten beim Online-Handel noch intensiver wird, darüber könnte ich allerdings nur spekulieren", scheut Omlor den Blick in die Glaskugel. Für einen weiterhin florierenden Einzelhandel ist indes der Nachwuchs von entscheidender Bedeutung. Und hier sehen die Statistiken der Arbeitsagentur wider Erwarten bedrohlich aus (siehe Grafik links): Von 2007 bis 2013 fielen im Bereich Handel sowohl in der Stadt Zweibrücken als auch im Landkreis Südwestpfalz 64 Ausbildungsplätze weg. Insbesondere der Einzelhandel , gerade im Landkreis, büßte ein. Die Handwerkskammer habe in den letzten beiden Jahren weniger eingetragene Ausbildungsverhältnisse registriert, bestätigt Omlor. Azubis seien in ihrer Berufswahl sehr wählerisch. Eine konkrete Erklärung für den Negativ-Trend hat er nicht. Diese Entwicklung steht sogar im Widerspruch zu einem anderen Fakt: dass nämlich der Einzelhandelskaufmann/kauffrau im Bezirk Kaiserslautern-Pirmasens bei Jugendlichen als Wunschausbildungsberuf unter über 200 Optionen seit Jahren unter den Ersten rangiert.

Im Juli 2014 meldeten die Arbeitgeber in Kaiserslautern, Pirmasens und der Region Zweibrücken 120 Ausbildungsstellen. Nur Stellen als Verkäufer/in (126) waren häufiger im Angebot. Gleichzeitig wollten 189 Bewerber genau diesen Job erlernen, der damit am fünft häufigsten nachgefragt wurde. Das habe, so schätzt Agentur-Chef Omlor, auch damit zu tun, dass die Branchen in Zweibrücken und dem Kreis stark vertreten und bekannt seien, zudem viele Leute in Lohn und Brot hielten.

Womit wir wieder bei Omlors Pracht-Prognose zur Zukunft des regionalen Einzelhandels wären. Seine Einschätzung in Sachen Azubis: "Die Einzelhändler werden selbst wissen, dass sie Qualität in die Ausbildung einbringen müssen, sodass der Einzelhandel weiter über gut ausgebildeten Nachwuchs verfügt."

Dann sehe er auch keine Probleme in der Frage von Nachfolgen und altersbedingten Übernahmen familiengeführter Betriebe.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort