Einmal stechen, zweimal helfen
Contwig · Zwei Fliegen mit einer Klappe schlug das DRK Contwig mit einer Blutspendeaktion: Zum einen benötigt sie dringend Spenderblut, zum anderen soll damit einem an Blutkrebs erkrankten Kind geholfen werden.
"Für ein an Leukämie erkranktes Kind wird dringend ein Spender von Stammzellen gesucht. Da wir gerade eine Blutspendeaktion durchführen, haben wir uns dem Aufruf zu einer Typisierung angeschlossen, so können wir doppelt helfen", sagt Bereitschaftsleiter Kai J. Harstick vom DRK-Ortsverband Contwig . Als Typisierung bezeichnet man die Laborarbeiten für eine Aufnahme in die Stammzellenspenderkarte. Aus einer Blutprobe, ein Fingerhut voll Blut reicht, oder mit Hilfe eines Abstrichs an der Mundschleimhaut werden die notwendigen Gewebemerkmale, die das jeweilige Immunsystem des Spenders bestimmen, erfasst. Die Immunsysteme von Spender und Erkranktem müssen übereinstimmen, weil es sonst zu Abstoßungsreaktionen kommt. Die Blutgruppen spielen dabei keine Rolle. Wird eine Übereinstimmung festgestellt, bekommt der potentielle Spender eine schriftliche Benachrichtigung, mit einer erneuten Gewebebestimmung wird eine Feinabstimmung vorgenommen. Die Blutstammzellenspende selbst geschieht durch Auswaschung der Stammzellen aus dem Blut ähnlich wie bei einer Dialyse.
Beate Eidemüller ist mit ihrem sechsjährigen Sohn Dominik gekommen. "Dominik erkrankte vor zwei Jahren an Leukämie , konnte aber in den Homburger Kliniken durch Chemotherapie geheilt werden. Aber bei vielen Erkrankten kann nur eine Stammzellenspende helfen, deshalb bin ich heute hier. Uns wurde geholfen, ich möchte deshalb als kleines Danke unsere Hilfsbereitschaft bekunden." Isabell Frank spendet zum ersten Mal Blut und lässt auch gleich eine Typisierung vornehmen. "Ich habe selbst ein kleines Kind und kann mir so ein schreckliches Schicksal vorstellen, deshalb möchte ich helfen, so gut ich eben kann." Pro Jahr erkranken in Deutschland etwa 11.000 Menschen an Leukämie oder ähnlichen Erkrankungen. Und sehr oft sind Kinder betroffen.
Der Andrang in der Integrierten Gesamtschule Contwig zur Blutspende und Typisierung war enorm. Die Hilfsbereitschaft der Menschen ist groß. Es kamen 118 Blutspender und über 50 erschienen zur Typisierung.
Die Typisierungsaktion führte die Stefan-Morsch-Stiftung durch. Stefan Morsch erkrankte 1984 an Leukämie und verstarb. Seine Eltern riefen die heute weltweit tätige Stiftung ins Leben. Jeder gesunde Erwachsene ab 18 Jahren kann Spender sein. Das Höchstalter für eine Neuaufnahme liegt bei 40 Jahren. Rolf-Jürgen Klein von der Stiftung war über die Spendenbereitschaft erstaunt. Emil Morsch, Vorstandsvorsitzender der Stiftung, bedankte sich persönlich bei den Spendern.