Eine Russell-Bande und ein brenzliger Fall

Verrückte Welt in Wallhalben: Damit die Kinder sich wohlfühlen können, müssen sich die Erwachsenen unwohl fühlen. Unüberhörbar sind die Klopf- und Sägegeräusche, die mittags um zwölf durch den Wallhalber Wald hallen. Hier ist es Essig mit einer Mittagspause. Während in den umliegenden Häusern das Geschirr klappert und zu Tisch gebeten wird, machen nahe der Schulstraße vier Männer den Buckel krumm

Verrückte Welt in Wallhalben: Damit die Kinder sich wohlfühlen können, müssen sich die Erwachsenen unwohl fühlen. Unüberhörbar sind die Klopf- und Sägegeräusche, die mittags um zwölf durch den Wallhalber Wald hallen. Hier ist es Essig mit einer Mittagspause. Während in den umliegenden Häusern das Geschirr klappert und zu Tisch gebeten wird, machen nahe der Schulstraße vier Männer den Buckel krumm. Was läuft denn hier? "Wir bauen für den Kinderspielplatz an der Wohlfühlschule eine neue Hangrutsche", erklärt Wolfgang Wohlwend. Er ist derjenige in dem Vierer-Team, der die Kommandos gibt. Hierher mit den Zementsäcken, dorthin mit den Steinen. Wohlwend belässt es aber nicht bei den Kommandos. Sein schweißüberströmtes Gesicht gibt davon ein beredtes Zeugnis. Die Hangrutsche soll schließlich schnell fertig werden, die Kleinen warten schon ungeduldig darauf. Bei der Wohlfühlschule in dem Ort soll der Name Programm sein. Neben einem harmonischen Farbkonzept, moderner Frischluftzufuhr für die Klassenräume und viel innovativer Technik ist auch der Spielplatz ein zentraler Ort, an dem sich die Mädchen und Jungen wohlfühlen sollen. Die Hangrutsche soll das i-Tüpfelchen werden, erklärt Wohlwend. Das i-Tüpfelchen ist für Gerda Fercher hingegen das herrliche Herbstwetter. Es ist jetzt kurz nach zwölf, die Sonne lacht über Wallhalben. Und Fercher tut es ihr gleich. Vergnügt ruft sie ihre an der Leine tollenden Vierbeiner zur Ordnung. "Shiva! Ronia!" mahnt sie die zwei Jack-Russell-Terrier, Ruhe zu geben. Die beiden scheinen eine echte Russell-Bande zu sein. Offenkundig würden sie sich am liebsten auf den Merkur-Reporter stürzen. Stehen die beiden pfiffigen Gesellen etwa auf Reporter-Fleisch? "Aber nein", lacht Fercher wieder, während sie die Hunde zu bändigen versucht. "Die haben es eher auf Eichhörnchen abgesehen." Und dann vergeht ihr schlagartig das Lachen. Denn es gab einmal eine Zeit, da hatte sie drei Jack-Russell-Terrier. Aber der dritte im Bunde ist nicht mehr - wegen seiner Leidenschaft für Eichhörnchen. "Er jagte einem nach, dabei wurde er leider von einem Auto überfahren", erinnert sich das Frauchen traurig. Aber immerhin hat sie ja noch Shiva und Ronia. Und mit diesen treuen Gefährten genießt die Seniorin das Leben in Wallhalben. Wie lebt es sich denn hier? "Sehr gut", strahlt sie. Würde es sich in Wallhalben nicht genau so gut leben, wenn die Verbandsgemeinde aufgelöst würde, wie aktuell heiß diskutiert? Kaum ausgesprochen, entfährt Fercher ein entschiedenes "Nein!".Sie hoffe sehr, dass die Verbandsgemeinde erhalten bleibe, viele andere Bürger in Wallhalben würden genauso denken. Aber Fercher muss weiter. Die zwei Jack-Russell-Terrier ziehen an der Leine. Ob sie wieder ein Eichhörnchen entdeckt haben? In diesem Moment heult eine Sirene laut auf, durchschneidet die Idylle. Alarm in der Schulstraße! Mehrere Feuerwehrautos sind eingetroffen. Ein Rettungsdienst hat sie alarmiert, sie müssten dringend kommen, erklären sie dem Reporter. Einem Patienten geht es nicht gut, er muss ins Krankenhaus. Weil ein Liegendtransport erforderlich ist und das Gebäude enge Flure aufweist, muss die Wehr helfen. Sie befördern den Patienten mittels Drehleiter aus dem Fenster und bringen ihn in den Rettungswagen. Geschafft. Die Feuerwehrmänner wischen sich den Schweiß von der Stirn. Das war ein anstrengender Mittag!

 Gerda Fercher und ihre beiden Jack-Russell-Terrier genießen die herbstliche Sonne. Fotos: eck

Gerda Fercher und ihre beiden Jack-Russell-Terrier genießen die herbstliche Sonne. Fotos: eck

 An der Wohlfühlschule in Wallhalben schwitzen fleißig die Arbeiter, die für die Kinder eine Hangrutsche bauen.

An der Wohlfühlschule in Wallhalben schwitzen fleißig die Arbeiter, die für die Kinder eine Hangrutsche bauen.

 Das Denkmal für Bruder Konrad an der Kirche.

Das Denkmal für Bruder Konrad an der Kirche.

HintergrundIn der Merkur-Serie "Zwölf Uhr mittags" fangen Mitarbeiter des Pfälzischen Merkur einmal wöchentlich die Stimmung in einem Ort der Region auf. Momentaufnahmen, Begegnungen mit Menschen aus dem Ort und alltägliche Situationen. Über alles, was der Reporter, der zwei Stunden lang durch den Ort flaniert, aufschnappt, wird ausführlich berichtet. ski

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Liebe Leserinnen, liebe Leser, wir freuen uns über Ihre Leserbriefe zur Diskussion von Themen, über die der Pfälzische Merkur berichtet hat. Damit ein möglichst großer Leserkreis zu Wort kommen kann, müssen Zuschriften gekürzt werden. Anonyme oder fingier
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