Festival Euroclassic Ein Tornado der Gefühle
Großbundenbach · Euroclassic-Konzert „Tang Sensations“ in Großbundenbach mit Bandoneon, Gitarre und Kontrabass.
Das Bandoneon war bei diesem Euroclassic-Konzert der Star des Abends, dazu gespielt von einem ausgesprochenen Star an diesem Instrument: William Sabatier, auch er verliebt in Piazolla. Er ist weltweit unterwegs mit seinem Bandoneon und legte nun einen wunderbaren Halt in Großbundenbach ein, zusammen mit dem Spezialisten am Kontrabass Winfried Holzenkamp und mit Friedemann Wuttke, Gitarre, der in aller Welt unterwegs ist. Er war ein dicker persönlicher Freund vom großen spanischen Komponisten Joaquin Rodrigo – wer kennt nicht dessen weltberühmtes Concierto de Aranjuez. Also alle Voraussetzungen für ein großes Konzert waren gegeben, die Erwartungen wurden nicht enttäuscht.
Die romanisch-gotische Kirche in Großbundenbach war vollständig besetzt. Konzertbeginn mit einer leicht verträumten Introduction, ein Warmlaufen gewissermaßen auf hohem Niveau. Beim Tango Milango geht’s schnell her mit Kapriolen, das Bandoneon übernimmt die Führung, Wirbel zu dritt. Dann Vivaldis vier Jahreszeiten, aber von Piazolla, keine heile Welt, schmissig, von Tangorhythmen durchwoben, mit Witz und Charme, fortissimo und lyrisch geheimnisvoll leise, poetisch, ein Tornado der Gefühle, mit erstaunlichen Eskapaden auf dem Bandoneon. In dieser Besetzung hört man Musik nicht alle Tage, weil eben gute Bandoneonspieler selten sind. Und dann ein großer Schritt hin zu den „Five Tango Sensations“, dem letzten großen Werk von Piazolla, mit den Titeln schlafend, liebend, Angst, Erwachen Angst. „Ein Werk von tragischer Schönheit“ hat jemand gesagt. Wie Recht der hat! Romantisch ist das schon, aber von Blitzen durchzuckt, wie es im Herbst so sein kann, ein Tango, den das Leben schreibt, mit Höhen und Tiefen. Profunde Technik beim Bandoneonspieler ist vorausgesetzt, sonst wäre es niemals ein Herbst geworden oder ein Frühling.
Nicht vergessen wollen wir aber Winfried Holzenkamp, den Mann mit dem Kontrabass. Im Gespräch mit unserer Zeitung sagte er: „Ich habe auch schon zusammen mit dem Voglerquartett gespielt und Aufnahmen gemacht“. Nun braucht man zu seinem Spiel eigentlich nichts mehr hinzuzufügen. Wir hier in der Gegend kennen das Voglerquartett bestens, von den Kammermusiktagen Homburg her. Holzenkamp ist ein Spezialist für Kontrabass im Tango. In Buenos Aires hat er studiert! Und Friedemann Wuttke war der dritte Mann, der mit seinem klaren virtuosen Spiel den Abend im Zusammenspiel zu einem großen Erlebnis machte.
Anschließend trafen sich die Musiker und Musikfreunde am kalten Büfett wieder und verankerten Piazolla noch fester im Gedächtnis.