Riedelberger Mühle Ein echtes Schmuckstück

Riedelberg · In der Riedelberger Mühle leben heute generationenübergreifend eine Großfamilie und ihre Freunde zusammen.

 Der Eingang zur Riedelberger Mühle.

Der Eingang zur Riedelberger Mühle.

Foto: cvw

Über 400 Jahre lang wurde in der Riedelberger Mühle Getreide gemahlen. Heute lebt eine Großfamilie mit vier Parteien in der Ende des 16. Jahrhunderts erbauten Mühle und hat das großzügige Anwesen mit viel Herzblut und noch mehr Arbeitskraft zu einem charmanten und gemütlichen Schmuckstück ausgebaut.

„Als mein Bruder Karl-Heinz Pfeifer es von der Erbengemeinschaft Teuscher übernahm, waren vom Berg Mauern eingedrückt, Teile der Häuser vollständig verfallen und das Ganze nahezu unbewohnbar“, erinnert sich Brigitte Diebold. Die gebürtige Dellfelderin war mit ihrem ersten Mann nach Amerika ausgewandert, kehrte aber jeden Sommer mit ihren sechs Kindern in die Südwestpfalz zurück.

Bei einem ihrer Heimatbesuche beschloss das auf das Rentenalter zugehende Geschwisterpaar Anfang dieses Jahrhunderts, dass sich der Dellfelder Zahnarzt nach einem alten Bauernhof umschauen wollte. Bereits kurze Zeit später meldete er begeistert: „Ich habe mit der Riedelberger Mühle einen Ort gefunden, an dem ich mich sofort wohl fühle.“ An Stelle der Mutter reisten in dieser Phase auch Tochter Marisa und Ehemann Adam Flynn nach Deutschland, verliebten sich ebenso in das Anwesen und erwarben gemeinsam mit ihrem Onkel die Riedelberger Mühle.

Die ersten neuen Bewohner des Mühlenensembles mit seiner wechselvollen Geschichte waren der Zweibrücker Holzstuhlbauer Jürgen Rudorffer und seine Lebensgefährtin. Sie sind als einzige nicht verwandt, aber mittlerweile als gute Freunde in den Schoß der Großfamilie aufgenommen worden. Sie bezogen nach kurzem Probewohnen die obere Etage in einem ehemaligen Stallgebäude. „Wenn die Trualbe Hochwasser führt, steht das auch unten in der Wohnung. Obgleich diese noch gemütlicher wäre mit ihren kleinen Räumen“, erklärt Jürgen Rudorffer die Entscheidung.

Das Paar unterstützt den weiteren Ausbau vor allem durch das Anlegen einer großen Kräuterspirale oder des herrlichen Parks, in dem der Jahrzehnte vernachlässigte Schwimmteich mit den Forellen jetzt wieder genutzt werden kann – zum Baden und auch für die Fischzucht. Hinter dem Haus entstanden gleich zwei Sickergruben, um das Abwasser zu klären. Zurzeit wohnen 14 Erwachsene, zwei Kinder, drei Hunde, vier Hühner und eine Mongolische Rennmaus auf der Riedelberger Mühle.

Interessierte können sich nach Voranmeldung gerne die historischen Mühlräume in dem „Heimatmuseum“ anschauen. Während der untere, ebenerdige Raum noch auf seinen Ausbau wartet, ist im oberen Stockwerk rund um den Mahltrichter bereits ein idyllisches Museum entstanden. In der großen Werkstatt restauriert Karl-Heinz Pfeifer nach und nach bedeutende Fundstücke. Damit der Rentner von seiner hoch gelegenen Wohnung nicht ständig die Treppe hinunter und auf der anderen Seite des Durchgangsweges wieder hinauf laufen muss, verband die Großfamilie die Gebäude mit einer Holzbrücke.

Marisa und ihre Familie wohnen in der ehemaligen Mühlenschänke am Eingang. Über eine selbst gebaute Holzscheittreppe im steilen Wiesenhang erreicht man den Lieblingsplatz von Karl-Heinz Pfeifer und Jürgen Rudorffer, von dem aus man einen wunderbaren Überblick über das gesamte Mühlengelände mit den Gartenanlagen, dem Spielplatz an der Trualbe und vielen gemütlichen Sitzecken hat. An vielen Stellen rauscht und schäumt das Wasser unter dem darüber errichteten Gebäude und energetisiert diesen kraftvollen Ort.

In enger Zusammenarbeit mit der Denkmalschutzbehörde bauten vor allem Karl-Heinz Pfeifer, sein Sohn Florian und der Riedelberger Handwerksmeister Helmuth Veith die ehemalige Riedelberger Mühle nach alten Plänen wieder auf, wie das Modell im Museum bezeugt. Keine Tür, kein Fenster haben gerade Maße, eine kostspielige Angelegenheit. „Es ist so cool“, finden auch die Enkelinnen, die allesamt in Amerika aufgewachsen sind.

Die Mühle war für die Riedelberger immer wichtig und ist mit dem Ort eng verbunden. Noch heute führt der Jakobswanderweg nach Hornbach über das Gelände. Das gegenüberliegende Ufer gehört bereits zu Frankreich. Um Wanderern die Überquerung des Gewässers zu erleichtern, denken die Mühlenbesitzer über eine weitere Brücke im vorgelagerten Park mit dem Schwimmteich nach.

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