Edgar Schmued, Konstrukteur der P-51 Mustang und F-86 Sabre Von Mustang bis Säbel: Eine in der Heimat vergessene Luftfahrt-Berühmtheit aus Hornbach

Hornbach/Zweibrücken · Geboren in Hornbach, wurde Edgar Schmued in den USA ein hoch angesehener Flugzeug-Konstrukteur. Die bekanntesten Flieger aus seiner Feder beeinflussten die Geschichte auch der Zweibrücker Region – im und nach dem Zweiten Weltkrieg.

  Bis heute international bei historischen Flugshows ein gern gesehener Gast: Die von Edgar Schmued entwickelte Mustang P-51. Das Modell wurde bei Luftangriffen auch auf Zweibrücken im Zweiten Weltkrieg eingesetzt.

Bis heute international bei historischen Flugshows ein gern gesehener Gast: Die von Edgar Schmued entwickelte Mustang P-51. Das Modell wurde bei Luftangriffen auch auf Zweibrücken im Zweiten Weltkrieg eingesetzt.

Foto: picture alliance / dpa/Sergey Dolzhenko

Auf den Seiten des Luftfahrtmuseums im kalifornischen San Diego heißt es über Edgar Schmued: „Er leistete einen wesentlichen Beitrag beim Design vieler Flugzeuge“. Die von ihm entwickelte P-51 Mustang würdigte die Zeitschrift „Klassiker der Luftfahrt“ als „erfolgreichsten amerikanischen Jäger des Zweiten Weltkriegs.“ Ein bekannter Flugzeugbauer also, der schon zu Lebzeiten eine Berühmtheit in den USA wurde.

Doch in Hornbach, wo Edgar Schmued 1899 geboren wurde, erinnert heute nichts an den berühmten Sohn der Stadt. Keine Statue, kein Gedenkstein, keine Edgar-Schmued-Straße. Nichts. „Das ist völlig un-
verständlich“, stellt Sven Veith trocken fest. Veith ist Hobby-Historiker aus Hornbach und beschäftigt sich schon seit einiger Zeit mit dem berühmten Sohn der Stadt und der Geschichte des Flugplatzes in Zweibrücken. Doch beginnen wir von vorne.

Geburt in Hornbach

Edgar Schmued wurde am 30.12.1899 in Hornbach (Südwestpfalz) als viertes von sechs Kindern von Anne Barbara Hass und dem Zahnarzt Heinrich August Schmued geboren. Wo die Familie Schmued genau in Hornbach wohnte, lässt sich heute nicht mehr nachvollziehen. Hornbach wurde wegen der Nähe zu Frankreich zu Beginn des Zweiten Weltkriegs geräumt und umstrukturiert. Viele Gebäude im Ortskern wurden abgerissen.

Die Familie Schmued blieb nicht lange im damals gerade einmal 1200 Seelen zählenden Hornbach und zog nach Landsberg an der Warthe, nahe Berlin. Mit acht Jahren sah der technisch interessierte und versierte Edgar dort ein Flugzeug der Gebrüder Wright. Ein Erweckungsmoment, der sein weiteres Leben prägen sollte.

Edgar Schmued entwickelte auch das Jagdflugzeug CL-13 „Sabre“ (F-86, auf deutsch „Säbel“), auf diesem Bild zur Zeit der Stationierung der kanadischen Luftwaffe auf der Airbase Zweibrücken (1950/60er-Jahre).

Edgar Schmued entwickelte auch das Jagdflugzeug CL-13 „Sabre“ (F-86, auf deutsch „Säbel“), auf diesem Bild zur Zeit der Stationierung der kanadischen Luftwaffe auf der Airbase Zweibrücken (1950/60er-Jahre).

Foto: Klaus Homberg

Auswanderung nach Brasilien, später in die USA

Nicht zuletzt die wirtschaftliche Situation in der Weimarer Republik bewog Edgar Schmued, es seinen Brüdern gleich zu tun: Er wanderte 1925 nach Brasilien aus. Über seine Anstellung bei General Motors in Brasilien siedelte er 1930 in die USA über. Dort konnte er auch endlich vom Automobil- in den Flugzeugbau wechseln – zunächst arbeitete er bei der General-Motors-Tochter Fokker, ab 1934 dann für North American Aviation.

Schmued und die Mustang

Bei North Aviation war Schmued an der Entwicklung vieler verschiedener Flugzeuge beteiligt. Sein bis heute berühmtester Entwurf nahm dort ab 1941 – in nur 117 Tagen – Gestalt an: die P-51, genannt „Mustang“. Dieses sehr leistungsfähige amerikanische Jagdflugzeug wurde von der US Air Force während des Zweiten Weltkriegs auch in Europa sehr zahlreich eingesetzt.

Auch wenn Mustangs während der Bombardierung und Zerstörung Zweibrückens am 14. März 1945 wahrscheinlich nicht über Zweibrücken operierten, waren Mustangs an amerikanischen Bombenangriffen auf Zweibrücken durchaus beteiligt. Beispielsweise wurde Zweibrücken am 7. Januar 1945 von amerikanischen Bombern der 2. US-Bomberdivision angegriffen. Begleitschutz flogen Mustangs der 361. Fighter Group, die zu diesem Zeitpunkt in St. Dizier, Nordfrankreich stationiert waren.

Außerdem zeigen auch Abstürze von Flugzeugen dieses Typs, dass das Design von Edgar Schmued in seine Heimat zurückgekehrt war.

Am 1. Mai 1944 beispielsweise wurde der amerikanische Jagdpilot Rudolph B. Kaminski in seiner P-51 in der Nähe von Einöd von deutschen Jagdflugzeugen abgeschossen. Der Pilot kam dabei ums Leben.

Neuanfang nach Zweitem Weltkrieg

Das Ende des Zweiten Weltkriegs bedeutete den Beginn von Zweibrücken als alliierter Garnisonsstadt. Soldaten aus Frankreich, Kanada und den USA waren – teilweise sogar gleichzeitig – in Zweibrücken stationiert. Das französische Militär errichtete 1950 in der Nähe von Hornbach den Flugplatz Zweibrücken, den es 1953 an die kanadischen Streitkräfte übertrug.

Der Eiserne Vorhang war mit einem Düsenflugzeug nicht weit entfernt und so stationierten die Kanadier ab 1953 das im Koreakrieg berühmt gewordene und ebenfalls von Edgar Schmued entworfene amerikanische Jagdflugzeug F-86 „Sabre“ (deutsch: „Säbel“) auf der Air Base Zweibrücken. Auch hier kam es zu Abstürzen von Flugzeugen dieses Typs – sogar in der Nähe von Hornbach, der Heimat Schmueds!

Am 31. Januar 1957 kollidierten zwei F-86 kurz nach dem Start und stürzten ab, wobei sich die Piloten mit dem Schleudersitz retten konnten. Eine Maschine stürzte in der Nähe des Bickenaschbacherhofes bei Hornbach ab, der Pilot landete in Althornbach. Die zweite Maschine kurvte noch über Hornbach, warf über Mauschbach den Reservetank ab und stürzte anschließend in der Nähe der Schweyener Mühle am Dreiländer-Grenzpunkt Frankreich, Saarland, Rheinland-Pfalz ab, wie der Pfälzische Merkur damals weiter berichtete.

  Edgar Schmued kehrte wohl nie in seine Heimat Hornbach zurück – aber drei Kampfjets von ihm stürzten ausgerechnet bei Hornbach ab. Die Herkunft des Konstrukteurs war damals in der Region aber offensichtlich unbekannt, denn in den Artikeln fehlte diese Information (hier der Pfälzische Merkur vom 1. Februar 1957 über die Kollision zweier F-86 „Sabre“ am Vortag).

Edgar Schmued kehrte wohl nie in seine Heimat Hornbach zurück – aber drei Kampfjets von ihm stürzten ausgerechnet bei Hornbach ab. Die Herkunft des Konstrukteurs war damals in der Region aber offensichtlich unbekannt, denn in den Artikeln fehlte diese Information (hier der Pfälzische Merkur vom 1. Februar 1957 über die Kollision zweier F-86 „Sabre“ am Vortag).

Foto: Archiv Pfälzischer Merkur/Lutz Fröhlich

Ebenfalls in den 1950er Jahren kam es zu einem Absturz einer F-86 an der Bahnrampe des Bahnhofs in Hornbach (dieser archivierte Zeitungsausschnitt ist leider undatiert).

Schmued und seine Heimat

Leben und Werk des Flugzeugkonstrukteurs Edgar Schmued sind tief mit Hornbach und der Region verbunden. Auch wenn es keine Belege dafür gibt, dass er nach seiner Auswanderung nochmal in seinen Geburtsort zurückkehrte, so schafften es doch zumindest seine Konstruktionen zurück in die Heimat.

Die Luftfahrtgeschichte der Region spiegelt die internationale Geschichte der damaligen Zeit wieder. Zweiter Weltkrieg und Kalter Krieg veränderten die Südwestpfalz nachdrücklich und machten aus Gegnern Verbündete. Genau wie die Konstruktionen Schmueds: die P-51 Mustang kam als Gegner in die Region, die F-86 Sabre wiederum beschützte sie vor einer neuen Bedrohung.

Doch was ist nun mit dem Gedenken an Edgar Schmued? Der Bürgermeister von Hornbach, Reinhold Hohn (FDP), zeigt sich auf Merkur-Anfrage offen für eine künftige Würdigung: „Hier entscheidet der Stadtrat. Ich nehme das Thema gerne dorthin mit.“

Fotos von Edgar Schmued sind zu diesem Artikel in der Zeitungsausgabe des Pfälzischen Merkur vom 24. August 2022 zu sehen, sowie auf Flickr.

Philipp Hassinger wuchs in Zweibrücken auf. Studium und Promotion zum Thema Luftfahrtgeschichte hat er in Karlsruhe absolviert, wo er heute in der Nähe lebt. Für diesen Artikel nutzte er insbesondere folgende Quellen:
Ray Wagner: Mustang Designer. Edgar Schmued and the P-51. New York 1990.
Klassiker der Luftfahrt: Nr. 02/2010.
Sven Veith: Flughafen Zweibrücken. Zweibrücken 2017.
Helmut Lauer: Zweibrücken im Luftkrieg. Zweibrücken 1991.

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