Landkreis E-Mobilität gehört die Zukunft
Südwestpfalz · Die Verwaltungen stellen ihren Fuhrpark um, die Ladeinfrastruktur soll ausgebaut werden.
Eine Million Elektroautos bis zum Jahr 2020 auf deutschen Straßen hatte die Bundesregierung 2010 als Ziel ausgegeben. Doch die Zahl bleibt weit hinter den Erwartungen zurück. Bislang sind nur rund 150 000 E-Fahrzeuge zugelassen. Auch im Landkreis kommt die Mobilität der Zukunft erst langsam in Schwung. Über die aktuelle Situation in der Südwestpfalz hat die Kreisverwaltung gemeinsam mit den Pfalzwerken und der Energie-Agentur Rheinland-Pfalz am Montagabend informiert. E-Mobilität befindet sich auf dem Vormarsch. Auch die Kreisverwaltung hat sich für ihren Fuhrpark im Juli ein erstes E-Auto angeschafft – „zum Austesten“. Das „neuste Baby“ war bislang hauptsächlich als Dienstfahrzeug für Kurzstrecken in Pirmasens im Einsatz, „aber auch bis Dahn sind wir schon gekommen“, erklärte Landrätin Susanne Ganster. „In einem Flächenlandkreis wie der Südwestpfalz können an einem Tag schon mal Strecken von 300 bis 500 Kilometern zusammenkommen.“ Etwa, wenn Lebensmittelkontrolleure oder Veterinäre für die Kreisverwaltung im Einsatz sind. „Da muss einfach gewährleistet sein, dass wir mobil bleiben“, sagte Ganster.
Auch die Ordnungsbehörde der Verbandsgemeinde Hauenstein habe die Verwaltung inzwischen mit einem Elektrofahrzeug ausgestattet, erklärt Manfred Seibel, der Klimaschutzbeauftragte des Landkreises. „Spitzenreiter“ sei die Verbandsgemeinde Waldfischbach-Burgalben, die ihren Fuhrpark mit zehn Elektroautos bestückt hat. Bei den südwestpfälzischen Gemeinden ist Contwig mit fünf Fahrzeugen Vorreiter in Sachen E-Mobilität.
Obwohl im Landkreis immer weniger Menschen leben, steigt die Zahl der Autos kontinuierlich an. 2011 waren es 61 672 Fahrzeuge bei rund 97 000 Einwohnern. Derzeit leben etwa 95 000 Menschen mit 67 350 zugelassenen Autos in der Südwestpfalz. Reine Elektrofahrzeuge nehmen dabei einen verschwindend geringen Anteil ein. Nur 74 E-Autos sind momentan auf den Straßen unterwegs. Dabei besitzen die Rheinland-Pfälzer neben den Saarländern bundesweit die meisten Autos pro Haushalt (1,29), zudem ist die Pendlerquote mit 53 Prozent hier höchsten. Durchschnittlich 20 Kilometer beträgt die Entfernung bis zum Arbeitsplatz, erläuterte Jan Bödeker von der Energie-Agentur Rheinland-Pfalz.
Eine weitere Baustelle ist der Ausbau eines flächendeckenden Netzes von Ladestationen. Eigentlich sollten bis 2020 in Deutschland 7 000 öffentliche Schnellladepunkte (Ladeleistung von 50 Kilowatt) entstehen. Bislang sind es aber lediglich 2 391 solcher Ladesäulen, in Rheinland-Pfalz 204. Bei den Normalladestationen (11 oder 22 kW) waren bis zum nächsten Jahr 36 000 angedacht. Mit bundesweit aktuell 17 453 Säulen (712 in Rheinland-Pfalz) hinkt die Bundesregierung auch hier ihrem Zeitplan hinterher.
Die Vorteile liegen auf der Hand: Bei einer Leistung von 50 kW lassen sich nach Angabe von Andreas Memmer, Referent für Elektromobilität bei den Pfalzwerken, 100 Kilometer Reichweite in nur 18 Minuten laden und kosten etwa vier Euro. Bei Autos mit Verbrennungsmotoren müsste man mit Benzinkosten von sechs bis zehn Euro rechnen. Deutlich länger hängen die E-Fahrzeuge bei Normalladestationen am Kabel. Eine 11-kW-Ladestation benötigt dafür 1:35 Stunden. Je nach Ladeleistung und Ausstattung kostet eine so genannte Wallbox, mit der man sein Auto auch von zuhause aus aufladen kann, zwischen 500 und 2 500 Euro. Im Landkreis betreiben die Pfalzwerke derzeit aber erst drei Schnellladesäulen: In Rodalben, an der Schuhmeile in Hauenstein und in Hornbach kann mit bis zu 50 kW geladen werden. Eine weitere öffentliche Ladestation, die von den Pfalzwerken betrieben wird, sei zudem an der Kreisverwaltung geplant, sagt Pressesprecher Thorsten Höh. „Vom Bauausschuss hat es bereits grünes Licht gegeben.“ Unklar ist noch, wo die Ladestation letztendlich angebracht wird.
Der Kreis hat sich vorgenommen, die Versorgung mit Ladestationen für Elektrofahrzeuge ausbauen. Um geeignete Standorte zu ermitteln, erstellen der Saarpfalz-Kreis und die Region Westpfalz bis zum Jahresende eine Konzeptions- und Raumstudie. Dabei will man herausfinden, wo sich Bürger weitere Ladestationen für Elektrofahrzeuge wünschen, welche Verkehrsachsen günstig sind. Auch E-Bike-Ladestationen seien ein wichtiges Thema für den Landkreis Südwestpfalz, ergänzte Susanne Ganster. „Schließlich leben wir hier in einer Tourismusregion.“
Doch der Kreis will noch mehr für den Klimaschutz tun. Ganster kündigte an, die Südwestpfalz bis 2050 klimaneutral machen zu wollen. Beispielsweise sollen die kreiseigenen Gebäude energetisch saniert werden. Zudem soll der öffentliche Nahverkehr weiter verbessert werden. „Wir wollen gestalten und nicht gestaltet werden“, machte die Landrätin deutlich. „Aber wenn wir gleichwertige Verhältnisse wollen, sind wir beim öffentlichen Personennahverkehr auf mehr Mittel von Bund und Land angewiesen, weil wir nicht die Möglichkeit der Quersubventionierung haben.“