Dorf der Pferde und der netten Menschen

Noch um kurz nach elf ist es grau und trüb, als sich der Flaneur in spe mit dem Auto von oben kommend Kleinbundenbach nähert. Das drückt aufs Gemüt, zumal noch kurz vor der Einfahrt in den Ort von diesem nicht viel mehr als eine Handvoll Häuser zu sehen ist. Ein schmuckes Dorfbild scheint den Flaneur hier nicht zu erwarten. Doch die Stimmung hellt sich schnell auf (anders als das Wetter)

Noch um kurz nach elf ist es grau und trüb, als sich der Flaneur in spe mit dem Auto von oben kommend Kleinbundenbach nähert. Das drückt aufs Gemüt, zumal noch kurz vor der Einfahrt in den Ort von diesem nicht viel mehr als eine Handvoll Häuser zu sehen ist. Ein schmuckes Dorfbild scheint den Flaneur hier nicht zu erwarten. Doch die Stimmung hellt sich schnell auf (anders als das Wetter). Denn Kleinbundenbach versteckt seine Reize nicht. In manch anderem Ort ist die Ortsdurchfahrt eine Holperpiste, über die der Verkehr brettert. Hier hat die Hauptstraße einen makellosen Belag, sie windet sich in zahllosen Kurven sanft durch den Ort, hinter vielen von ihnen erfreuen schön sanierte Bauernhäuser den Flaneur. Kaum ein Auto stört die Ruhe, denn der meiste Verkehr ist Anliegerverkehr. Da ist der Flaneur auch - trotz trüber Kälte - nicht der einzige Mensch auf der Straße. Wobei die ersten nur wegen des Flaneurs aus ihrem Haus kommen, Gudrun und Otmar Stahl. Sie dachten, der Flaneur wolle ein aufgegebenes Gehöft in der Nähe kaufen. Keine schlechte Idee, doch leider hat der Flaneur kein Spesenbudget. Otmar Stahl erzählt, auch er habe früher Landwirtschaft betrieben, "aber auch in einer Fabrik gearbeitet, darüber bin ich froh, denn so habe ich eine schöne Rente, wenn sie bleibt". Eine Tochter der Stahls urlaubt gerade in Ägypten ("Sie konnte nicht mehr umbuchen, aber die Lage ist zum Glück ruhig"), die Älteste bietet in Kleinbundenbach therapeutisches Reiten für Kinder an. Stichwort Pferde: Die prägen den ganzen Ort. Nicht nur oben an der großen Reithalle. Die nächste Frau, der ich begegne, führt gerade ein Pferd die Hauptstraße entlang: Claudia Täubert. Die Contwigerin gehört zu den vielen Nicht-Kleinbundenbachern, die hier ihre Pferde haben und im Reitverein aktiv sind. "Ich weiß nicht, ob es hier mehr Pferde oder mehr Einwohner gibt", scherzt Täubert. Fakt ist: "Das ist ein nettes Dorf mit netten Menschen." Zum Beispiel Pauline Manz. Das Leben in Kleinbundenbach scheint jung zu halten. 82 Jahre sei sie, verrät die "gebürtige Bundenbacherin", das hohe Alter sieht man ihr überhaupt nicht an. Gerne gehe sie zu Singstunden und zu den Landfrauen. Sehr aktiv scheinen in Kleinbundenbach auch die Sozialdemokraten zu sein - überall hängen Plakate von Kurt Beck. Selbst ein stattlicher Gartenzwerg erinnert an den Ministerpräsidenten - allerdings deutlich gealtert.In der Merkur-Serie "12 Uhr mittags" flanieren Journalisten einmal wöchentlich zwei Stunden durch ein Dorf der Region.

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