"Diese Äußerungen sind eine Unverschämtheit"

Zweibrücken. Sind sechs Minuten beim Arzt ausreichend? Oder benötigt der Kranke mehr Zeit im Gespräch mit dem Doktor, damit er wirklich Linderung erfahren kann? Über dieser Frage scheiden sich die Geister. Und zwar vehement

 Martin Hassinger (links) und Ulrich Gensch. Foto: Thomas Füßler

Martin Hassinger (links) und Ulrich Gensch. Foto: Thomas Füßler

Zweibrücken. Sind sechs Minuten beim Arzt ausreichend? Oder benötigt der Kranke mehr Zeit im Gespräch mit dem Doktor, damit er wirklich Linderung erfahren kann? Über dieser Frage scheiden sich die Geister. Und zwar vehement. Denn: Die Kritik der Gmünder Ersatzkasse, deutsche Ärzte würden den Patienten im Schnitt nur sechs Minuten Zeit schenken und dies sei "ein Problem" (wir berichteten) stößt bei dem Medizinischen Qualitätsnetz Zweibrücken (MQZ) auf heftige Kritik. Das MQZ, ein Zusammenschluss in Zweibrücken niedergelassener Ärzte (von 60 sind über 50 Mitglied) hat kein Verständnis für die Vorwürfe, wie der MQZ-Vorsitzende Ulrich Gensch dem Merkur auf Anfrage erklärt. "Die Sachbearbeiter in den Krankenkassen sind leider zumeist Schreibtischtäter. Sie wissen gar nicht, wie der Alltag in einer deutschen Arztpraxis aussieht. Diese Äußerungen sind eine Unverschämtheit." Sind die durchschnittlich sechs Minuten Behandlungszeit tatsächlich zu wenig? Gensch: "Das kommt ganz auf den Einzelfall an. Ich hatte diese Woche Tage, an denen 60 bis 80 Patienten wegen Bronchitis und grippaler Infekte zu mir kamen. In solchen Fällen sind sechs Minuten sehr wohl ausreichend, um sorgfältig zu behandeln." Wenn ein stark erkälteter, an Grippe leidender Patient zu ihm komme, sei er froh, wenn er nicht zu lange in der Praxis sitzen müsse, sondern schnell wieder nach Hause ins Bett komme. Krankheitsbilder wie Grippe, Erkältung, die gerade jetzt verstärkt vorkämen, seien Routinefälle, bei denen der Arzt rasch wisse, welche Mittel es zu verordnen gelte. Die Gmünder Ersatzkasse findet, dass viele Patienten gerne mehr Zeit für ein persönliches Gespräch mit ihrem Arzt hätten und aus diesem Grund oft mehrfach zu ihrem Arzt gingen. So erklärt sich die Kasse die Mehrfach-Praxisbesuche vieler Patienten. Gensch beharrt: "Wenn ein Patient wegen einer Erkältung zu mir kommt, muss ich nicht stundenlang mit ihm über frühkindliche Traumata sprechen."Der MQZ-Vorsitzende ärgert sich nicht nur über die Kritik der Gmünder Ersatzkasse. Auch in der Politik erkennt der Internist Entwicklungen, die ihm und seinen Kollegen das Leben schwer machten. Gensch: "Man muss sich nur einmal die Reformen ansehen, die in Berlin auf den Weg gebracht wurden. Sie haben den Zweck, die Kosten zu begrenzen. Dass mit diesen Reformen ganz klar eine Einschränkung der Leistungen für die Patienten verbunden ist, das sagen die Politiker nicht." "Es kommt

auf den Einzelfall an."

Dr. Ulrich Gensch

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