Silage „Wir haben ein zweijähriges Defizit“

Battweiler/Winterbach · Weil es in den vergangenen Monaten weniger geregnet hat als üblich, gibt’s auch weniger Gras zu mähen.

 Die Grassilage in den Silos hat dem früheren Heu den Rang bei der Fütterung längst abgelaufen.

Die Grassilage in den Silos hat dem früheren Heu den Rang bei der Fütterung längst abgelaufen.

Foto: Norbert Schwarz

Arbeitsstillstand kennt ein Bauer auf seinem Hof nicht. Die Erntezeit für Getreide steht noch aus, trotzdem geht es im Augenblick bei den meisten Bauern rund. Die Grassilos müssen gefüllt werden, damit Milchkühe und Jungtiere im Stall was „zu käuen“ haben. Im Minutentakt rollen die großen Ladekipper an, durchfahren die angelegten Silos und öffnen die großen Heckklappen der Kipper-Ungetüme, aus denen die Ladefracht schubweise herausquillt. Vor Minuten noch lag diese als „Grünwurst“ auf einer Talweise oder einem Hang und war per Spindelwelle wie von unsichtbarer Hand in dem gefräßigen Kipperbauch gelandet.

Pro Ladung werden auf diese Art und Weise wohl sechs Kubikmeter Gras angeliefert und verdichtet, sobald der Riesenkipper mit einem PS-starken Traktor wieder das Siloterrain verlassen hat, schätzt Bauer Jörg Klein aus Winterbach, der im Augenblick seine Silos am Ortsrand seiner Heimatgemeinde mit nahrhaftem Futtervorrat füllt. „Die Grassilage hat dem Heu längst den Rang abgelaufen“, meint Jörg Klein in einer kleinen Verschnaufpause und erinnert sich, wie sein Vater noch mit dem Mähwerk am Traktor in die Tal- und Ackerwiesen fuhr, um das Gras als Futtervorrat zu mähen.

Nach dem  Mähen kam der Heuwender zum Einsatz, ehe mit einer speziellen Heupresse rechteckige Heuballen gepresst wurden, welche auf dem Heuboden über dem Stall gelagert wurden. „An die Zeiten, als wird das getrocknete Heu noch mit der Rolle oder dem Wagen nach hause fuhren, erinnere ich mich nur noch schwach“, sagt er.

Vater Walter allerdings erlebte seinerseits die gesamte technische Entwicklung hautnah mit und kann sich nicht genügend darüber verwundern, wie das heutzutage alles ratzfatz über die Bühne geht. „Diese Entwicklung vom Heuwagen mit Pferdegespann, bei den Kleinbauern auch noch mit Kühen davor bis hin zur heutigen Arbeitsmethode, das ist schon gewaltig und versetzt mich immer wieder in Erstaunen“, räumt Walter Klein unumwunden ein und schüttelt beim Erzählen über seine Verwunderung nur den Kopf.

Sohn Jörg, welcher den elterlichen Landwirtschaftsbetrieb weiterführt, hat im großen Laufstall auf dem Hof rund 80 Milchkühe, die täglich auf ihren gedeckten Futtertisch warten. Die am Dorfrand angelegten Grünfuttersilos füllen sich derweil mit jeder Fuhre. Schon vor Jahren legte Bauer Klein diese Silos an, gut 40 Meter lang und in der Breite so ausreichend, dass mit dem Blockschneider das nach dem Gärvorgang fertige Futter passend herausgeschnitten werden kann. In einer Reihe waren das bisher drei Blöcke, so Jörg Klein, doch selbst dieserhalb gebe es schon wieder Veränderungen.

Weitsicht zeigte dieser aber bereits beim eigentlichen Silobau, denn alle vier Silos sind mit Gruben ausgestattet, in welchen die Säfte beim eigentlichen Gärvorgang abfließen können. „Hätte ich das damals nicht getan, könnte ich schon in naher Zukunft Probleme bekommen, denn die jüngsten Vorschriften zwingen jeden Landwirt, diese Gärsäfte einzusammeln und entsprechend wieder aufs Feld zu verbringen. Wie die Gülle fahre ich das, was sich in den Gruben ansammelt zur Düngen auf Wiesen und Felder aus, was einen sinnvollen Kreislauf ergibt.“

Die Qualität des Grases sei gut, weniger zufrieden gibt sich Jörg Klein dagegen mit der Quantität. Die Trockenheit habe dem Graswuchs doch arg zugesetzt, rund ein Drittel weniger als üblich hätten beim ersten Schnitt eingefahren werden können. Die Regentage der letzten Wochen brachten nur eine geringe Besserung, jetzt ist Jörg Klein gerade dabei den zweiten Schnitt in seine Silos einzubringen. Ob es einen dritten Schnitt geben wird ließ der Winterbacher Bauer aus Passion offen. Sein Weitblick gehört dafür schon dem Mais, der sich in den letzten Tagen gut entwickelt habe. „Dem hat nach dem warmen Frühjahr doch erheblich Regen gefehlt und wäre es nach unserem Wunsch gegangen, hätten sanfte Landregentage durchaus noch zahlreicher niedergehen können. Wenn Petrus die Himmelsschleusen öffnet und es richtig platscht, hilft uns das als Bauern überhaupt nicht. Ein schöner Landregen, über Stunden – das ist die passende Bewässerung.“

Derweil bei Jörg Klein in Winterbach ein Lohnunternehmer für das Verfrachten des Grünschnitts in die mächtigen Muldenkipper sorgte, legt Steffen Sewohl im benachbarten Battweiler für jeden Arbeitsschritt selbst Hand an, im Familienverbund mit Vater, Bruder und Neffe. Mehr als 20 Hektor Grünfutter sind jetzt in den Silos gelagert, wenn es gut geht, sollen die am Haus noch für die Winterfütterung reichen. Auch Steffen -Sewohl beklagt den fehlenden Regen. „Wir haben ein zweijähriges Defizit im Wasserhaushalt, das merken wir ungemein.“

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